Anbieter setzen auf indirekten Vertrieb

12.10.1998

MÜNCHEN: Während das Internet in aller Munde und jede banale Neuerung für viele Anbieter sofort Anlaß ist, Begeisterungsstürme entfachen zu wollen, führt der CAD-Markt in diesem Lande eher ein Schattendasein. Im besonderen Maße gilt dies für den GIS-Bereich, wobei viele Anwender nicht einmal mit dem Begriff "Geografische Informationssysteme" etwas anfangen können.Zu Unrecht. Der Markt für Geografische Informationssysteme wächst - wächst sogar sehr sprunghaft. Der alljährliche erscheinende "Computer-Graphik-Markt" des Dressler-Verlags konnte eine beträchtliche Steigerung konstatieren. Rund 135 Millionen Mark betrug der Umsatz im vergangenen Jahr - Dienstleistungen, die weitere 74 Millionen Mark ausmachen, noch nicht einmal eingerechnet. Nach zuvor 53 Millionen Mark ein Zuwachs von rund 155 (Software) beziehungsweise 195 Prozent (Software und Service). Neben dem hohen Dienstleistungsanteil dürfte vor allem die geringe Zahl der bisherigen Anbieter Aufmerksamkeit bei interessierten Händlern und Systemhäusern erzielen. Nur fünf Anbieter teilen sich mit 101 Millionen Mark Softwareumsatz immerhin 75 Prozent des GIS-Marktes, der von Siemens Nixdorf (64 Millionen Mark) und Intergraph (20 Millionen Mark) eindeutig dominiert wird. Weit abgeschlagen folgen Autodesk, Bentley sowie Mensch und Maschine, die nicht einmal gemeinsam an das Ergebnis des Zweitplazierten heranreichen.

Alle Anbieter setzen auf den indirekten Vertriebskanal und suchen händeringend nach Partnern. So möchte Intergraph die Anzahl seiner Geschäftspartner verdoppeln. Rund hundert VARs sollen bald die Produkte "Geomedia", "Geomedia Network" und "Geomedia Webmap" auf der Preisliste haben. Auch Autodesk möchte den Indirektvertrieb weiter forcieren und vor allem Unternehmen aus den Bereichen Logistik und Transport sowie Ver- und Entsorgung adressieren.

Da mehr als die Hälfte (54 Prozent) der verkauften Softwarelösungen zwischen 25.000 und 50.000 Mark und ein weiteres Viertel (27 Prozent) bis zu 25.000 Mark Umsatz erbringen, scheint das Geschäft für Lösungsanbieter auch sehr lukrativ.

Nachholbedarf bei Versicherungen und Immobilienmaklern

Vor allem Telekommunikations- und Energieversogungsunternehmen haben GIS derzeit auf ihren Budgetlisten. Rund 30 Prozent Anteil haben diese Branchen am Geschäft mit Rauminformationen. Die Stromversorger haben nach Auskunft ihres Spitzenverbandes VDEW (Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke) in den nächsten Jahren besonders hohen Bedarf an neuen Lösungen. Für Planung und Projektierung, Dokumentation des Anlagenbestandes, Instandhaltung und Netzberechnungen benötigen die Elektrizitätsunternehmen weitaus mehr GIS-Arbeitsplätze als bisher. Auch neue Formen der Kundenberatung und des Marketings sowie der Vertrieb über heutige Grenzen hinweg werden die Nachfrage kräftig ankurbeln.

Banken, Versicherungen, Handelsunternehmen wie auch Immobilienmakler sind bisher zurückhaltender, werden aber nach Meinung der Marktforscher künftig stärker in Geografische Informationssysteme investieren. Auch Kommunen und Landesbehörden haben erheblichen Nachholbedarf, der jedoch angesichts leerer Haushaltskassen noch einige Zeit unbefriedigt bleiben wird.

Allgemein verfügt erst ein Viertel aller potentiellen GIS-Anwender über eine Lösung zur Erstellung, Darstellung oder Ausgabe von geografischen Karten. Dies wird sich nach Einschätzung vieler Marktforscher alsbald ändern. Mehr als 80 Prozent aller IT-Anwendungen sollen in irgendeiner Weise Bezug zu geografischen Informationen haben. Analysten propagieren - wie so oft - bereits einen neuen Milliardenmarkt. Bleibt zu hoffen, daß sie diesmal recht behalten. (uk)

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