"Angreifen wollen wir niemanden"

07.02.2005
Mit Motherboards groß geworden, zählt Asus seit 1998 zu den Top-IT-Unternehmen der Welt. Doch dem Hersteller von Notebooks und anderen Hightech-Produkten mangelt es in Europa noch an der nötigen Markenbekanntheit.

Von Klaus Hauptfleisch

7,75 Milliarden Dollar Umsatz, 42 Millionen verkaufte Motherboards, 7,75 Millionen Grafikkarten, zehn Millionen optische Laufwerke und 2,8 Millionen Notebooks im vergangenen Jahr - das machte Asus 2004 zur Nummer 16 unter den 100 weltweit bedeutendsten IT-Hersteller in der Businessweek-Infotech-Liste. Im Heimatland Taiwan nach Trend Micro auf Platz zwei, hat Asus in Asien außer Motherboards, Notebooks und PDAs auch Smartphones und andere Hightech-Geräte auf Lager.

Ausgehend von den für Asus erfolgreichsten Notebook-Märkten Italien und Russland sollen Smartphones in diesem Jahr auch weltweit vermarktet werden, verrät Europa-Chef Eric Chen. Auch mit LCD-Fernsehern wolle man im nächsten halben Jahr bereits auf den Weltmarkt gehen. Ob unter eigenem Namen oder als OEM/ODM-Produkte, das müsse man allerdings von Land zu Land unterscheiden. Trotz guter Resonanz auf die eigenen Notebooks und PDAs weiß Chen, dass in Deutschland der Name Asus außerhalb der Gamer- und Schrauber-Szene immer noch relativ unbekannt ist. Schließlich lebt er ja seit über vier Jahren in Düsseldorf.

Asus Casa - ein Channel-Problem

Als ein Channel-Problem bezeichnet Chen auch die Vermarktbarkeit von "Asus Casa", ein in der Designschmiede im Norden Taiwans entwickeltes Gesamtkonzept für digitales Home-Entertainment. Teil dieses Konzepts ist ein Flachbildfernseher mit halbdurchsichtigen Schiebetüren, die dank einer speziellen Technologie gleichzeitig auch als Flatpanel-Lautsprecher dienen. Um die Markenbekanntheit von Asus zu fördern, will Chen sein Sales- und Marketing-Team ausbauen. Besonders im Marketing erwartet er sich mehr Biss in Deutschland.

Mit 60 Mitarbeitern ist es der Asus Computer GmbH in Ratingen gelungen, nach nur sieben Jahren 2004 bereits 100.000 Notebooks in Deutschland zu verkaufen. Für 2005 ist durch Erweiterung des Portfolios um elf neue Modelle und intensive Channel-Arbeit bis hinein in den Retail eine Absatzverdoppelung geplant. Einschließlich OEM belegt Asus im deutschen Notebook-Markt bereits Platz Nummer acht, europaweit Rang neun, in Italien und Portugal jeweils Platz drei.

Befragt, welche Mitbewerber es anzugreifen gilt, um die eigenen Ziele zu erreichen, sagt Chen: "Angreifen wollen wir niemanden, sondern den Markt mit Qualität und Services überzeugen." Nach dem Einstieg 1998 mit hochwertigen Geräten gelten Asus-Notebooks als Geheimtipp. Heute positioniere sich der Hersteller mit den eigenen Notebooks mehr im mittleren Preissegment "irgendwo zwischen Acer und Toshiba", erklärt Chen. Damit fahre man gut und sei auch weniger gefährdet, in die Margenfalle zu geraten, die Auftragsfertiger in Taiwan schon veranlasst hat, ein Ende des Preiskriegs zu verkünden.

Ob es ihnen gelingt, vermag Chen nicht zu sagen. Als größter Lieferant von Motherboards, die rund 40 bis 50 Prozent der Kosten eines Notebooks ausmachen, habe Asus gar kein Interesse an einem weiteren Preisgefälle.

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