Angriff im Mainstream

16.09.2004
Mit dem Erscheinen von Doom 3 kommt wieder Leben in den Markt für Grafikkarten. Den Anfang macht Nvidia mit einem neuen Mainstream-Produkt, der Geforce 6600 GT. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

Lang hat's gedauert, nun ist der Ego-Shooter Doom 3 endlich zu haben. Mit dem neuen Spiel startet gleichzeitig eine weitere Aufrüstungswelle bei den PCs. Denn Doom 3 stellt recht hohe Anforderungen an die Rechenleistung der Grafikkarte. Viele ältere Modelle sind damit überfordert, und der Anwender, der das Ballerspiel ruckelfrei erleben will, ist gezwungen aufzurüsten.

Nvidia will mit der neuen Geforce 6600 eine Mainstream-Karte anbieten, die diese Anforderungen erfüllen kann.

Auf der Karte werkelt als Grafikkünstler der NV 43, ein Derivat des NV 40, der auch in der Geforce 6800 Ultra eingesetzt wird. Der NV 43 musste allerdings eine Abmagerungskur über sich ergehen lassen. Denn nur so kann Nvidia einen Preispunkt treffen, der vom Massenmarkt auch angenommen wird.

Halbe Ausstattung

Der NV43 basiert zwar auf dem 6800-Grafikprozessor, besitzt aber mit einer 128-Bit-Schnittstelle zum Grafikspeicher die halbe Transferleistung. Die Anzahl der Pixel-Pipelines wurde von 16 auf 8 halbiert - genau wie bei der 6800 LE, die jedoch eine 256-Bit-Schnittstelle zum Speicher besitzt. Die Vertex Shader schrumpften von sechs auf drei.

Dadurch konnte Nvidia die Zahl der nötigen Transistorfunktionen von 222 Millionen auf 146 Millionen verringern. In Zusammenhang mit Nvidias 110-Nanometer-Technologie ergibt sich, trotz der geschrumpften Funktionen, ein gewaltiger Vorteil: Nun lässt sich der Chip mit 500 MHz takten, ohne dass Wärmeprobleme auftreten. Der Takt des 128 MB großen GDDR3-Grafikspeichers kann sogar bis zu 1.000 MHz (500 MHz real) hochgeschraubt werden.

Das gilt aber nur für die größere Variante, die Geforce 6600 GT, denn nur diese Karte wird mit GDDR3-Speicher ausgestattet. Die Light-Version Geforce 6600 arbeitet lediglich mit DDR1-Speicherbausteinen.

Auf entsprechenden Mainboards mit zwei PCI-Express-Schnittstellen lassen sich sogar zwei Geforce 6600 GT im SLI-Betrieb einsetzen. Damit könnten zwei Karten im SLI-Verbund eine Geforce 6800 Ultra übertreffen.

Neue Features

Mit Ultra Shadow II will Nvidia Spiele der nächsten Generation unterstützen. Schatten der Spielfiguren werden nun in einem Durchgang berechnet, was theoretisch die Rechenleistung sogar verdoppelt. Ein intelligenter Algorithmus blendet dabei die nicht sichtbaren Pixel aus, sodass dadurch eine weitere Steigerung der Grafikleistung möglich wird. Auch bei der für den Consumer recht wichtigen TV-Wiedergabe hat Nvidia an der Entwicklungsschraube gedreht. Mit einer verbesserten Interlace-Technologie erscheinen nun beim vertikalen Scrollen eines Textes auf dem Fernseher keine störenden Geisterbilder mehr. Gleichzeitig sei auch die Wiedergabe von Fernsehbildern beziehungsweise die Filmwiedergabe von DVDs wesentlich verbessert, behauptet der Hersteller.

Im direkten Vergleich zum Konkurrenzprodukt, Atis Radeon X600, soll die Rechenleistung der Geforce 6600 laut Aussage von Nvidia dreimal so groß sein.

Die Geforce kommt in einer ersten Version nur als PCI-Express-Version auf den Markt. Insider glauben, dass sich OEM-Hersteller die Karte rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in dieser Version wünschten. Da die PCI-Express-Schnittstelle mehr Strom als eine AGP-Schnittstelle liefern kann, konnte Nvidia auf einen zusätzlichen Stromstecker auf der Karte verzichten. Die Karten sollen, je nach Ausstattung, zwischen 200 und 250 Euro kosten.

Zur Aufrüstung von älteren Rechnern ohne PCI-Express-Schnittstelle will Nvidia die Karte in wenigen Wochen auch als AGP-Version anbieten. Dabei gilt es zu beachten, dass die Karte nativ mit PCI-Express arbeitet und zur Anbindung an die AGP-Schnittstelle einen Wandlerchip braucht, was aber nicht unbedingt die Geschwindigkeit steigernd wird.

Meinung des Redakteurs

Mit der Geforce 6600 GT bietet Nvidia eine schnelle Grafikkarte für den gehobenen Mainstream-Markt. Dank der hohen Taktfrequenz von 500 MHz ist die Karte schnell genug für alle zurzeit im Handel befindlichen Spiele, sodass auch Hardcore-Gamer damit prima zurechtkommen werden. Die abgespeckte Version, die 6600, dürfte dagegen besonders für OEMs und Selbstaufrüster die ideale Wahl sein, da sie für unter 200 Euro (Straßenpreis) die beste Performance liefert.

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