Anleger küren Datensicherheit im Netz zum Thema des Jahres

16.03.2000
Angriffe von Hackern legten große Online-Kaufhäuser wie Amazon, Ebay und Yahoo lahm. Obgleich die Zahl der Störfälle im Netz sprunghaft zunimmt, war die Dimension der jüngsten Attacke neu. Deshalb haben Börsenprofis die Datensicherheit zum Anlagethema des Jahres gekürt.

Die einschlägigen Aktien werden schon lange immer wieder empfohlen. Doch wie das Beispiel Network Associates zeigt, muss Antiviren-Software nicht zwangsläufig ein gutes Geschäft sein. Als in der Anfangsphase noch Zuwachsraten von über 50 Prozent jährlich erzielt wurden, kletterte der Kurs von 0,90 auf 67 Dollar (1992-1998). Dann rutschte der Börsenstar (ehemals McAfee) in die Verlustzone und der Kurs auf zehn Dollar. Inzwischen notiert das Papier dank der Hausse bei Sicherheitstiteln wieder bei 31 Dollar. Dennoch wird die Gesellschaft über jährliche Zuwachsraten von rund 15 Prozent nicht hinaus kommen.

Um einiges besser in diesem Sektor steht derzeit Symantec da (Norton Anti-Virus), wo das Geschäft "auf allen Zylindern brummt" (Antiviren-Programme für Server). Deshalb ist der Kurs in wenigen Monaten von 25 auf 75 Dollar geklettert. Eine starke Performance zeigen auch die AV-Gesellschaften Trend Micro (Japan) und F-Secure (Finnland), die erst seit Herbst vorigen Jahres börsennotiert sind.

Die eigentliche Musik spielt bei den Firewall-Spezialisten und Intrusion Detectives (intrusion: Eindringen) oder Firmen, die bestimmte Verschlüsselungssysteme anbieten. Diese Sektoren dürften zusammen im Schnitt 25 bis 30 Prozent pro Jahr wachsen. Auf die höchsten Zunahmen werden einzelne Segmente daraus kommen, so etwa die virtuellen privaten Netzwerke (VPNs) mit bis zu 150 Prozent oder der Bereich Public Key Infrastructure (PKI) mit rund 60 Prozent. Diese Firmen beschäftigen sich mit der Verwaltung und dem Management elektronischer Ausweise und Verschlüsselungsdaten. Mit Hilfe von VPN und PKI werden Daten sicherer übers Netz transferiert.

In diesen Märkten erscheinen Entrust, die ISS Group (beide USA) und die britische Baltimore Technologies interessant. Die Firmen kommen noch mindes-tens zwei bis drei Jahre auf über 40 Prozent Umsatz- und Ertragssteigerung. Die kanadische Firma Certicom ist ein Favorit aus dem Bereich neuartige Verschlüsselungsverfahren. Die amerikanische RSA Security spielt bei Zugangskontrolle/Verschlüsselung/PKI eine bedeutendere Rolle. Ungekrönter König in puncto Rentabilität ist VPN-Marktführer Check Point Software. Das Ergebnis pro Aktie wird dieses Jahr auf voraussichtlich 3,05 Dollar zunehmen (Vorjahr: 2,30). Trotz des bereits riesigen Kursanstiegs bezeichnen viele Analysten das Papier jetzt noch als "Wachstumsperle".

Ein komplettes "Security Play" ist mit den Axent-Aktien zu haben. Der Umsatzanteil der Sicherheits-Software liegt bei 100 Prozent. Das Unternehmen entwickelt in Kooperation mit Cobalt Networks die erste Firewall und VPN Appliance auf Linux-Basis und liefert ein breites Spektrum von E-Security-Lösungen für alle gängigen Plattformen. Der Kurs hat Nachholbedarf. Verisign präsentierte zuletzt ein schwächeres Quartalsergebnis (Zertifizierungssoftware; Partner sind unter anderem die Handy-Konzerne Motorola und Nokia). Dies zeigt, dass selbst in diesem Zukunftsbereich die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Eher Hardware-orientierte Firmen sind ODS Networks und Rainbow Technologies.

Wettbewerb im Security-Geschäft wächst

Im Gegensatz zu anderen Internet-Segmenten arbeiten selbst die jungen Firmen, deren Soft- und Hardware-Produkte die Rechner-systeme schützen oder Eindringlinge aufspüren sollen, überwiegend mit Gewinn oder peilen für dieses Jahr schwarze Zahlen an.

Mit von der Partie ist der Software-Allround-Konzern Computer Associates. Der Security-Erlösanteil (unter anderem I-Trust) beträgt zur Zeit zehn Millionen Dollar, soll jedoch kräftig ausgebaut werden. Motto: Sicheres Business im Internet. Das zeigt auch, dass der Wettbewerb im Security-Geschäft stark zunimmt.

Eine hohe Bewertung der Aktien ist dank des ergiebigen Rahmens durchaus vertretbar. Allerdings ist der gesamte Aktiensektor der jungen Hightech-Firmen zur Zeit völlig überhitzt. Die Kursgewinne binnen Jahresfrist belaufen sich teilweise auf über 1.400 Prozent. So taugen die genannten Papiere (Ausnahme: CA) erst auf einem zirka 30 Prozent niedrigeren Niveau wieder für ein spekulatives Investment. Die Aktien werden in Euro auch an deutschen Börsen gehandelt. Und was wird mit den "Opfern" der Hackerattacken, den Online-Merchants? Generell werden sie als InternetInvestmentsegment schon seit Monaten zurückhaltend beurteilt. (kk)

Service

Weitere Infos

Die URLs zu den im Text genannten Firmen lauten:

www.nai.com

www.symantec.com

www.antivirus.com

www.entrust.com

www.baltimore.com

www.certicom.com

www.axent.com

www.checkpoint.com

www.verisign.com

www.rainbow.com

www.ca.com

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