Apple-Chef Dewald: "Wir wenden die alte Strategie an, aber jetzt konsequent"

24.10.1997
MÜNCHEN: Vielleicht ist die Steigerung von schlimm eine Apple-Bilanz. Eine Milliarde Dollar Verlust im Geschäftsjahr 1996/97, einen weltweiten Umsatzrückgang von 30 Prozent und das dramatische Ende der MacOS-Clone-Politik bilanziert Apple. Für Deutschland-Statthalter Peter Dewald aber, der mit 343 Millionen Mark Umsatz ebenfalls einen Negativrekord erzielt hat, steht die verheerende Bilanz im Zeichen der Restrukturierung und Neuadressierung profitabler Märkte wie zum Beispiel Verlage, Multimedia und Schulen.Die Jahresbilanz der Apple Computer Inc. kann Peter Dewald, Geschäftsführer der Apple Deutschland GmbH und gleichzeitig Regional Manager Zentraleuropa, gewiß nicht froh stimmen (siehe Kasten). Trotzdem versucht der Manager, ihr für seine Region etwas Positives abzugewinnen. So habe Apple in Deutschland bei Highend-Rechnern um zirka 30 Prozent zugelegt, führt Dewald an; auch verspricht er sich von der R/3-Einführung bei Apple eine deutliche Verbesserung der Logistik.

MÜNCHEN: Vielleicht ist die Steigerung von schlimm eine Apple-Bilanz. Eine Milliarde Dollar Verlust im Geschäftsjahr 1996/97, einen weltweiten Umsatzrückgang von 30 Prozent und das dramatische Ende der MacOS-Clone-Politik bilanziert Apple. Für Deutschland-Statthalter Peter Dewald aber, der mit 343 Millionen Mark Umsatz ebenfalls einen Negativrekord erzielt hat, steht die verheerende Bilanz im Zeichen der Restrukturierung und Neuadressierung profitabler Märkte wie zum Beispiel Verlage, Multimedia und Schulen.Die Jahresbilanz der Apple Computer Inc. kann Peter Dewald, Geschäftsführer der Apple Deutschland GmbH und gleichzeitig Regional Manager Zentraleuropa, gewiß nicht froh stimmen (siehe Kasten). Trotzdem versucht der Manager, ihr für seine Region etwas Positives abzugewinnen. So habe Apple in Deutschland bei Highend-Rechnern um zirka 30 Prozent zugelegt, führt Dewald an; auch verspricht er sich von der R/3-Einführung bei Apple eine deutliche Verbesserung der Logistik.

Was den Highend-Zuwachs betrifft, will Dewald in gewohnter Apple-Manier keine Stückzahlen nennen. Aber er betont, der Zuwachs sei in den "lukrativen Märkten Verlage, Kreative und Multimedia" erzielt worden. Und da Apple zirka 50 Prozent seines Umsatzes in diesem Segment erwirtschaftet habe, könne er auch von einer Konsolidierung der Apple-Geschäfte in Deutschland sprechen.

Besagte Konsolidierung sei bei Apple insgesamt zu bemerken, wagt sich Dewald dann auch vor. Zum Beweis führt er die weltweiten Quartalszahlen der letzten drei Monate an. Hier haben die Kalifornier einen Quartalsverlust von 161 Millionen Dollar bilanziert. Ziehe man davon, so Dewald, Sonderausgaben wie Restrukturierungskosten von etwa 65 Millionen Dollar, Lagerabschreibungen und den Rückkauf der MacOS-Lizenz von Clone-Hersteller Power Computing ab, bleibe nur mehr ein operativer Verlust von 24 Millionen Dollar (gegenüber 54 Millionen Mark im dritten Quartal 1997) auf der Soll-Seite von Apple stehen.

"Wir fokussieren auf Verlage, Multimedia und Kreative"

Doch natürlich weiß Dewald, daß Apples Position im Markt für Desktops durch 30 Prozent Umsatzrückgang im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 1996/97 nicht gerade gestärkt wird. Doch davon will Dewald bei der Neuplazierung von Apple in den alten Märkten "Verlage, Kreative und Multimedia" wenig wissen. Weshalb er den Umsatzrückgang vor allem auf den Rückzug aus dem Einstiegsbereich zurückführt. Daß es bei dieser Entscheidung nach herben Enttäuschungen bleibt und also die Hoffnungen wenig betuchter Apple-Kandidaten auf einen Rechner der Kalifornier enttäuscht werden, nimmt er in Kauf. "Der unrentable Einstiegsbereich hat ausgedient", erklärt er lapidar.

Statt dessen versucht er, die Entscheidung für die klassischen Apple-Domänen stark zu machen. Auch wenn er bekennen muß, daß die "neue Strategie die alte ist. Sie wird nur konsequent umgesetzt",, lautet sein Fazit: "Wir werden uns um Verlage, Multimediaexperten und Kreative in der Werbebranche kümmern. Für diese wachsenden Märkte entwickeln wir auf einer Desktop- und zwei Notebook-Plattformen skalierbare Rechner und Software", zeigt er auf. Zudem will er sich für die Verbreitung von Apple-Rechnern in Schulen stark machen. "60 Prozent der Rechner in amerikanischen Schulen sind Apple-Rechner", so Dewald. Zwar hängen Deutschlands Schulen bei ihrer Rechnerausstattung weit hinterher, und es ist angesichts gewaltiger Finanzlöcher in den öffentlichen Haushalten von Ländern und Kommunen mit einem Rechnerboom kaum rechnen, doch Dewald baut offensichtlich auf den Langzeiteffekt, den sein Sponsoring der Initiative "Schule ans Netz" haben könnte. Zudem setzt er auf die Erfolge des in den USA rege gehandelten, dort unter 800 Dollar kostenden Schulcomputer "eMate 300". Allerdings wird ihn Apple in Deutschland nicht anbieten...

"In Deutschland ändert sich nichts am Vertriebsmodell"

Auch was die künftige Händlerstrategie Apples betrifft, ist sich der deutsche Apple-Statthalter sicher, hierzulande an die alte Vertriebsstrategie nahtlos anknüpfen zu können. Allerdings macht er die Einschränkung, daß mittelfristig die Zahl der fünf Distributoren verringert werde und die Händler damit rechnen müßten, daß Apple sich "auf weniger und bessere Händler konzentrieren werde", so Dewald. Derzeit gibt es in Deutschland 53 Apple-Center. Zusammen mit diesen will Apple dafür sorgen, im laufenden Geschäftsjahr 1997/98 wieder "schwarze Zahlen zu schreiben". Daß dabei vor allem an Highend-Geräte gedacht ist, bei denen das bloße Kalkül mit dem Preis nicht ausschlaggebend ist, kommt Apple entgegen. Denn die Erhöhung der Bruttomarge, die laut Dewald mit derzeit zirka 20 Prozent zu niedrig liegt, ist fest eingeplant. Was nach dem Stop der MacOS-Clone-Hersteller, die "kein einziges neues Marktsegment aufgetan haben, sondern nur in angestammten Apple-Märkten hineinverkauften", so Dewald, auch möglich ist, bestimmt doch Apple allein wieder über den Preis. (wl)

"Mittelfristig weniger Distributoren und Händler" (Dewald) als bisher werden an der Tür der Ismaninger Applezentrale anklopfen.

Für Apple-Statthalter Peter Dewald sind die alten Märkte auch die

neuen. Minus dem Einstiegsbereich für Privatnutzer.

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