Zwei Chipvarianten verbaut

Apple, das iPhone 6S und die "Silizium-Lotterie"

09.10.2015
Es gibt kein "Chipgate", sagt Apple, denn Akkutests wie der mit dem Benchmark-Tool Geekbench sind nicht alltagsnah. Die Chip-Experten von Anandtech widersprechen dem iPhone-Hersteller, sehen aber Apples Nutzerdatensammlung als bislang verlässlichste Basis zur Einschätzung der Performance des von Samsung und TSMC gefertigten Apple A9 im iPhone 6S.

Es gibt praktisch kein "Chipgate" des iPhone 6S, erklärt Apple. Die Unterschiede in den Akkulaufzeiten des iPhone 6S mit der von Samsung gelieferten Version des Apple-A9-Prozessors sowie des Smartphones mit A9-SoC von TSMC seien minimal. Benchmark-Tests wie der mit dem Akkutest von Geekbench, die diese Unterschiede in der Performance der von TSMC und von Samsung gefertigten Versionen des Apple A9 im iPhone 6S belegen sollen, seien "nicht alltagsnah", da sie eine unrealistisch lange Zeit höchste CPU-Leistung abriefen.

Der Apple A9 in iPhone 6S und iPhone 6S Plus wird entweder von Samsung im 14-Nanometer-FinFET-Verfahren oder von TSMC im 16-Nanometer-FinFET-Prozess gefertigt.
Der Apple A9 in iPhone 6S und iPhone 6S Plus wird entweder von Samsung im 14-Nanometer-FinFET-Verfahren oder von TSMC im 16-Nanometer-FinFET-Prozess gefertigt.
Foto: iFixit

"Das ist eine irreführende Methode, um Akkulaufzeiten zu messen", sagt Apple in einem an Tech-Websites versandten Statement. "Unsere Test- und Kundendaten zeigen, dass die tatsächlichen Akkulaufzeiten von iPhone 6S und iPhone 6S Plus selbst unter Berücksichtigung der Unterschiede in den Komponenten nur zwei bis drei Prozent voneinander abweichen."

Kein Chip gleicht dem anderen

Apples Erklärung zeigt außerdem, wie Apple massiv Kundendaten sammelt, um die eigenen Produkte und ihre Fähigkeiten zu verstehen. Und die Chip-Experten von Anandtech sehen derzeit diese Datenbasis und damit die Aussage von Apple als verlässlichste Quelle zur Einschätzung der Akkulaufzeiten von iPhone 6S und iPhone 6S Plus, weil ansonsten bislang niemand anderes eine ausreichend hohe Zahl an Test-Samples habe, um wirklich belastbare Zahlen vorlegen zu können. Schließlich müsse man dabei auch noch die unterschiedliche Qualität einzelner Chips aus der Produktion berücksichtigen, die immer vorhanden sei. Aufgrund dieser "Silizium-Lotterie" könne ein bestimmtes Paar iPhone 6S ganz andere Performance-Ergebnisse als ein zweites Paar iPhone 6S.

Die im Geekbench-Benchmark ermittelten Daten sind nach Einschätzung von Anandtech durchaus wertvoll, geben aber nur einen Teil der Geschichte wieder. "Wenn es einen Unterschied zwischen dem A9 von TSMC und von Samsung gibt, dann tendiert Geekbench sicherlich dazu, diesen Unterschied im Vergleich zu einem Testszenario mit alltagsnaher Mischnutzung zu übertreiben", so die Chip-Experten.

Apple alarmiert über Chipgate-Berichte

Normalerweise kommentiert Apple Berichte und Gerüchte über seine Produkte nicht. Das Unternehmen scheint also besorgt zu sein über die kursierenden "Chipgate"-Berichte. Unter anderem zahlreiche Tech-Blogger haben in den vergangenen Tagen auch versucht, in möglichst alltagsnah nachgestellten Nutzungstests Unterschiede in der Performance von Samsung-A9 und TSMC-A9 im iPhone 6S auszumachen. Dabei erlebten sie merkliche, aber nicht dramatische Unterschiede in den Akkulaufzeiten.

Als vorläufiges Fazit kann gelten: Je intensiver das iPhone 6S genutzt wird, desto eher fallen die Performance-Abweichungen zwischen der Samsung- und der TSMC-Version des Apple A9 auf. Wer am Tag nur hin und wieder zum Apple-Handy greift, würde die Unterschiede dagegen wohl nicht bemerken. Beim Kauf im Laden können die Apple-Kunden ohnehin nicht erkennen, ob sie ein iPhone 6S mit Samsung- oder TSMC-A9 ausgehändigt bekommen. Das lässt sich erst mit Hilfe einer App aus dem iTunes App Store herausfinden (Lirum Device Info Lite)

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