Apple-Disti Mac Point: Abgeerntet

18.04.2002

Das geschieht nicht jeden Tag: Ein Unternehmen beschließt, aufgrund des katastrophalen Verhältnisses zu seinem Lieferanten das Geschäft einzustellen. Komplett. Jetzt hat ein Unternehmen genau dies getan. Der Apple-Distributor Mac Point in Freiburg macht dicht, und der Grund ist die völlig zerstörte Beziehung zu seinem Lieferanten. Ende einer Ehe. Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. (Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag auf Seite 12 dieser Ausgabe.)

Schon lange ist in der Beziehung zwischen Apple und dem Gros seiner Vertriebspartner der Wurm drin. ComputerPartner hat immer wieder darüber berichtet. Die Entscheidung von Mac Point, einen Schlussstrich zu ziehen, ist der vorläufige Höhepunkt der sich verschlechternden Beziehung zwischen Apple und seinen Handelspartnern.

Mac Point hat sich auf Apple und ergänzende Produkte anderer Hersteller spezialisiert. Im Zentrum steht Apple. Apple ist bei Mac Point zwar nicht alles, aber ohne Apple ist bei Mac Point alles nichts. Damit ist das Unternehmen ein weiteres Beispiel für die Gefahr, in die man sich begibt, wenn man alles auf eine Karte, sprich auf einen Hersteller setzt. Wir haben an dieser Stelle bereits mehrfach auf die Risiken dieser "One-Vendor-Strategie" hingewiesen. Es ist gut, dass es heute kaum noch Händler gibt, die sich den wechselnden Launen eines einzigen Herstellers ausgeliefert haben.

Was an der Geschichte Apple und Mac Point interessant ist, ist auch Folgendes: In die gleiche Falle, in die der Freiburger Distributor gelaufen ist, scheint nun auch Apple zu laufen: Abhängigkeit durch Fokussierung!

Denn was für die Beziehung eines Händlers zu seinem Lieferanten gilt, gilt im umgekehrten Fall genauso. Ein Hersteller, der sich auf wenige Vertriebspartner beschränkt und mit diesen Riesen-Umsätze fährt, ist nicht sehr klug. Er begibt sich freiwillig in die Abhängigkeit von wenigen. Diese können dann die Konditionen bestimmen. Und sie tun es in der Regel auch. Der Lieferant muss nach ihrer Pfeife tanzen. Die Lebensmittelindustrie kennt diese Situation aufgrund der Konzentration im Handel, und sie leidet darunter.

"Divide et impera" hieß es bei den Römern, teile und herrsche. Apple-Geschäftsführer Frank Steinhoff macht einen gewaltigen Fehler, wenn er die ohnehin schon überschaubare Zahl von Apple-Händlern noch weiter zusammenstreichen würde.

Damian Sicking

dsicking@computerpartner.de

Zur Startseite