mStore in Problemen

Apple-Händler droht Zahlungsunfähigkeit



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Zu Beginn 2014 meldete der Apple-Händler mStore noch Rekordumsätze und kündigte weitere Ladeneröffnungen an. Nun hat das Unternehmen ein Eigenverwaltungsverfahren zur Sanierung eingeleitet. Sinkende Margen und hoher Preisdruck haben mStore an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht.
Der Apple-Händler mStore kämpft mit niedrigen Margen und sinkenden Preisen
Der Apple-Händler mStore kämpft mit niedrigen Margen und sinkenden Preisen

Der Apple Premium Reseller mStore hat am 21. Februar 2014 ein so genanntes "Eigenverwaltungsverfahren" eingeleitet, um zukunftsfähig zu bleiben. Wie das Unternehmen mitteilt, hätten "rückläufige Margen und Rabattaktionen, deren Nachfrage das Angebot überstieg" den Gang vor das Insolvenzgericht notwendig gemacht. Zwar sei die mStore-Muttergesellschaft M&M:Trading! nicht insolvent, doch bestehe eine drohende Zahlungsunfähigkeit. Anstelle einer regulären Insolvenz hat der Apple-Reseller deshalb ein Eigenverwaltungsverfahren gewählt, das es der Geschäftsführung um Martin Willmann und Martin Dencker erlaubt, den Geschäftsbetrieb regulär weiterzuführen. Das bereits ausgearbeitete Restrukturierungskonzept soll in den kommenden sechs Monaten zusammen mit dem berufenen Sanierungsgeschäftsführer Adrian Bölingen umgesetzt werden.

Wie mStore in einer Mitteilung erklärt, gehört zu den Maßnahmen des Restrukturierungskonzepts die Konzentration auf das Systemhausgeschäft. mStore wolle sich wieder vermehrt dem Service für die Kunden und der individuellen Beratung widmen. Die 17 Retail-Stores des Unternehmens bildeten aber weiterhin die "Visitenkarte des Systemhauses". Auch während der Eigenverwaltung werde die mStore-Unternehmensgruppe wie gewohnt weiterarbeiten und bleibe voll handlungsfähig. Bereits vor der Antragstellung seien alle Partner, Kreditversicherer, Distributoren, Apple und Banken über den geplanten Weg von mStore informiert worden. "Alle haben ihre Zustimmung zum Verfahren gegeben und breite Unterstützung zugesagt", heißt es dazu in der Mitteilung von mStore.

Noch vor kurzem Rekordumsatz gemeldet

Die Einleitung des Eigenverwaltungsverfahrens kommt insofern überraschend, als mStore im Januar 2014 noch einen Rekordumsatz für das zurückliegende Jahr gemeldet hatte. Die Firma hatte 2013 ihren Handelsumsatz auf 75 Millionen Euro gesteigert und damit das nach eigener Aussage "erfolgreichste Jahr der 25-jährigen Firmengeschichte" verbucht. Gleichzeitig kündigte Geschäftsführer Martin Willmann die Eröffnung neuer mStore-Filialen an und schloss auch Zukäufe nicht aus. Stutzen ließ allerdings bereits in der Jubel-Mitteilung zum zurückliegenden Geschäftsjahr, dass Willmann explizit eine Einladung an interessierte Investoren aussprach.

Die nun offenbar gewordenen Schwierigkeiten von mStore passen gut in das Gesamtbild der Apple-Branche: Eigene Retail-Geschäfte des Herstellers sowie auf Apple-Produkte spezialisierte Onlineshops wie z.B. Cyberport setzen den stationären Apple-Handel immer mehr unter Druck. Neben mStore bekam das auch die bundesweit größte Apple-Kette Gravis zu spüren: der Retailer sicherte zum Jahreswechsel 2012/13 seine Zukunft durch den Verkauf an den Mobilfunk-Konzern Freenet/Mobilcom, blieb im vergangenen Jahr aber trotzdem beim Umsatz deutlich unter den Erwartungen. (rw)

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