Laut Handelsregister

Apple kauft Münchner AR-Spezialisten Metaio

29.05.2015
Apple übernimmt gern kleinere Unternehmen, um seine Dienste zu verbessern. Jetzt schlug der iPhone-Konzern bei einem Software-Spezialisten aus München zu. Es geht um die zukunftsträchtige Idee, echte und virtuelle Welten zu verschmelzen.

Apple hat die deutsche Software-Firma Metaio gekauft, die sich darauf spezialisiert, Ansichten der realen Welt mit digitalen Informationen zu verbinden. In den bisherigen Metaio-Anwendungen konnte ein Nutzer zum Beispiel auf dem Smartphone sehen, wie Möbelstücke in seiner Wohnung aussehen würden.

Der iPhone-Konzern kommentierte Spekulationen über die Übernahme am Donnerstagabend mit der für Übernahmen üblichen Formulierung: "Apple kauft von Zeit zu Zeit kleinere Technologieunternehmen". Zuvor war im Internet ein Registerauszug aufgetaucht, in dem Apple als alleiniger Metaio-Gesellschafter aufgeführt war (allerdings ist dort einmal die Jahreszahl "2915" zu sehen - ob das nun für oder gegen Zweifel an der Echtheit spricht, sei dahingestellt, Anm. d. Red.).

Einige ältere Einträge im Münchner Handelsregister zeigen überdies, dass zwischen März und Mai 2015 kurzfristig zwei weitere Metaio-Ableger existierten, von denen eine - die Metaio IP GmbH & Co KG - offenbar nur den erklärten Zweck hatte, mit geistigem Eigentum (Intellectual Property) zu handeln. Apple könnte also im Wesentlichen nur die Technologie von Metaio erworben haben. Bislang ist noch völlig unklar, was der Verkauf für die Münchner Mitarbeiter von Metaio - ihre Büros liegen quasi im "Hinterhof" der Apple-Deutschlandzentrale im Renaissance-Haus in der Arnulfstraße - und die Entwicklergemeinde speziell auf anderen Plattformen als Apple bedeutet.

Metaio ist ein führender Anbieter bei der sogenannten "Augmented Reality". Dabei werden zum Beispiel zusätzliche Informationen zu Objekten auf dem Display eingeblendet, nachdem sie von der Kamera erfasst worden waren. Metaio setzte Projekte unter anderem für den Autobauer Ferrari und Ikea um. Apple könnte die Software zum Beispiel in seinem Kartendienst nutzen - oder in der Zukunft für ganz neue tragbare Geräte.

Vor einem Jahr stellte Metaio auch die Idee vor, Touchscreen-Bedienung auf die reale Welt ausweiten. Dafür soll eine Spezialkamera die Wärme registrieren, die ein Finger auf einem Gegenstand hinterlässt. Software kann daraus verschiedene Aktionen ableiten.

Auch Apples Rivalen arbeiten an Konzepten für Augmented Reality. So stellte Microsoft vor kurzem die Datenbrille Hololens vor, mit der für einen Nutzer virtuelle Objekte eingeblendet werden können, die mit der realen Umgebung interagieren. In Testbeispielen waren etwa virtuelle Kugeln zu sehen, die stehenblieben, wenn sie auf Hindernisse in der realen Umgebung stießen.

Apple kaufte in den vergangenen eineinhalb Jahren 27 Unternehmen, wie Konzernchef Tim Cook jüngst sagte. Die Zukäufe werden oft so lange es geht geheimgehalten. Einige der Firmen verschwinden vom Markt und ihre Produkte werden in Apple-Dienste integriert. Andere wie der Kopfhörer-Anbieter Beats bleiben mit der eigenen Marke präsent. Bei Metaio heißt es auf der Website, dass kein neues Geschäft mehr angenommen werde und bisher erworbene Software-Produkte noch bis zum 15. Dezember heruntergeladen werden könnten. (dpa/tc)

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