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Apple Pay in Deutschland - Start und Funktionsweise

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Erste Gehversuche 1986 am Schneider CPC. 1997 ging es online. Seither als Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways zu Hause. Manchmal auch auf der Vespa GTS oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Vater einer Tochter, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

Andere NFC-Paymentsysteme sind längst am Markt

Denn Payment-Systeme mit NFC sind bereits seit geraumer Zeit auf dem Markt. Sie nutzen aber nicht zwangsläufig die integrierten NFC-Chips in Smartphones: Im Fall von Apples iPhone ist das auch gar nicht möglich, die NFC-Funktion wurde, typisch für Apple, wieder einmal auf die Apple-Pay-Anwendung beschränkt, andere Apps haben keinen Zugriff darauf. Anders sieht es bei Android-Handys aus, doch auch hier liegt es am Hersteller, ob er den Zugriff auf die Technik erlaubt oder wie zum Beispiel Samsung mit Samsung Payauf selbst entwickelte Zahlsysteme setzt. Anbieter wie mPass von den deutschen Mobilfunkanbietern O2, Telekom und Vodafone setzen deshalb zum Beispiel statt auf die interne Funktion des Smartphones auf hauchdünne NFC-Sticker, die auf das Smartphone geklebt werden. So bleiben sie unabhängig von etwaigen technischen Schranken – und erlauben auch auf älteren Smartphones ohne NFC-Technik eine leichte und einfache Bezahlung von Kleinstbeträgen, etwa einem Coffee To Go oder ein Käsebrötchen.

Mit mPass gibt es bereits heute ein weit verbreitetes mobiles Zahlungssystem, das von allen Mobilfunkanbietern in Deutschland unterstützt wird.
Mit mPass gibt es bereits heute ein weit verbreitetes mobiles Zahlungssystem, das von allen Mobilfunkanbietern in Deutschland unterstützt wird.
Foto: Telefonica

Bei Beträgen ab 25 Euro muss zusätzlich eine Pin eingegeben werden. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert auch Google Wallet, der seit 2011 auf dem Markt agierende, aber noch wenig erfolgreiche Vorläufer von Android Pay. Gemeinsam haben diese Systeme, dass die EC- oder Kreditkarte im Grunde durch einen Sticker oder eine Karte mit NFC-Chip ausgetauscht werden, für Bargeld muss weiterhin die Karte verwendet werden. Klüger gelöst, aber nicht mehr in dem Sinne Mobile-Payment-Systeme sind Dienste wie PayWave von Visa oder Paypass von Maestro , die den NFC-Chip in der Kreditkarte einbauen. So bleibt man als Kunde flexibel und von Zahlungssystemen wie Apple und Android Pay unabhängig – muss aber eben auch immer das Portemonnaie mit der Karte dabei haben. Die Erleichterung, die Mobile-Payment-Systeme bringen, nämlich den völligen Verzicht auf Geldbeutel und Kreditkarten, greift hier nicht.

Mit Android Pay bekommt Apple Pay harte Konkurrenz. Vermutlich setzen sich wegen der ähnlichen Technik aber beide Systeme durch.
Mit Android Pay bekommt Apple Pay harte Konkurrenz. Vermutlich setzen sich wegen der ähnlichen Technik aber beide Systeme durch.

Die Kosten entscheiden

Apple Pay und Android Pay dürften künftig, da sie auf den Smartphones fest integriert sind und damit eine eine besonders niedrige Einstiegshürde haben, den Markt aufrollen und vorhandene Systeme nach und nach in die Nische drängen. Leider wählt gerade Apple hier mit Apple Pay wieder den typischen Apple-Weg – und setzt auf eine im höchsten Grade proprietäre Lösung, die auf Apple-Endgeräte beschränkt ist. Theoretisch könnte das künftig zum Problem werden: Zwar verwenden Google und andere Anbieter die gleiche, bereits weit verbreitete NFC-Technik, trotzdem müssen Geschäfte und Dienstleister, die das jeweilige Zahlungssystem anbieten wollen, natürlich auch Verträge mit jedem Anbieter – in dem Fall Apple – schließen, um die Zahlung akzeptieren zu können. Dabei wird eine Transaktionsgebühr erhoben. Hier haben Apple und Google klug geplant: Während Systeme wie mPass eine saftige Gebühr von 1,9 Prozent plus 22 Cent Transaktionsgebühr beim Händler eintreiben, sind Apple- und Android-Pay für Kunden wie Händler und Dienstleister auf den ersten Blick sehr attraktiv, weil kostenfrei: Die 0,15 Prozent betragende Transaktionsgebühr holt sich Apple in den USA derzeit bei den Kreditkartenunternehmen, Google möchte sogar zunächst ohne Gebühr arbeiten, was die Akzeptanz beider Systeme deutlich erhöhen dürfte. Trotzdem könnten, je nach Preis pro Transaktion, natürlich die Kreditkartenanbieter auf die Idee kommen, die Gebühren auf ihre Kunden umzulegen, und sei es durch einen höheren Jahresbeitrag. Apple hat bereits alle Banken in den USA an Bord , Google dürfte nachziehen.

Was die Zukunft bringt

Derzeit konkurrieren dutzende Anbieter mit verschiedenen mobilen Bezahlsystemen um die Gunst der Kunden. Die damit verbundene Technik ist je nach Anbieter simpel oder komplex, die Einstiegshürde hoch oder niedrig. Mal wird mit NFC-Chip bezahlt, mal muss ein QR-Code abfotografiert werden – oder die Zahlung wird per Mailadresse bewerkstelligt, wie es etwa bei Paypal der Fall ist. Was bislang fehlte, waren übergreifende Standards und eine breite Akzeptanz der Nutzergemeinde, sowohl auf Seiten der Endverbraucher, als auch auf Seiten von Händlern und Dienstleistern. Dieses Problem dürften Apple Pay und das Payment-System von Google in Zukunft elegant lösen, denn das System ist ebenso einfach wie effektiv und nicht zuletzt kostengünstig. In den traditionell Technik begeisterten USA ist die Akzeptanz bereits hoch, und auch im ähnlich zukunftsorientierten China wird sich Mobile Payment vermutlich schnell durchsetzen. Sobald es nach Kontinentaleuropa kommt – in Großbritannien wurde es bereits umgesetzt– dürfte Apple Pay auch hier seinen Siegeszug antreten können – und im Zusammenspiel mit Android Pay dank einfacher Umsetzbarkeit zum Quasi-Standard werden – sofern die europäischen Banken, Kreditkartenunternehmen und nicht zuletzt die EU und natürlich die Verbraucher mitspielen. (Macwelt)

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