Marktsättigung und Zukunftstechnologien

Apple und das Leben nach dem iPhone

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Um Apple braucht man sich keine Sorgen zu machen. Die Verantwortlichen in Cupertino wissen, dass das iPhone-Wachstum endlich sein wird.
Das iPhone XR gibt es in sechs verschiedenen Farben.
Das iPhone XR gibt es in sechs verschiedenen Farben.
Foto: Apple

Sorgen um Apples iPhone-Geschäft sind berechtigt, Bedenken über Apples Niedergang aber übertrieben. Der Markt der Smartphones scheint gesättigt, enorme Wachstumsraten gehören der Vergangenheit an – eine ganze Weile noch wird Apple aber viele Millionen Geräte pro Quartal verkaufen. Ein jedes Produkt hat aber seine Zeit, die vorüber gehen kann, man denke nur an den iPod. Dessen ist sich Apple bewusst und bereitet sich für die Zeit nach dem iPhone vor, das heute noch fast 60 Prozent der Umsätze des Unternehmens generiert. Macworlds Dan Moren sieht für Apple vor allem zwei künftige Umsatzbringer: Services und Gesundheitstechnologie. Mit seinen Diensten wie Apple Music, iCloud oder demnächst Apple TV monetarisiert Apple nicht nur seine installierte Basis, sondern zieht auch neue Kundschaft an.

In der Gesundheitstechnologie hat nicht nur die Apple Watch mit der EKG-Messung jüngst einen Fortschritt verzeichnet, es stehen weitere Patente an, zu Produkten zu werden. So ist etwa von Pulsmessung mit den AirPods die Rede, hinterm Horizont warten Blutdruck- und Blutzuckermessung am Handgelenk. Aber auch auf anderen Technikfeldern wie Augmented Reality stehen Apple bereit. Trotz der jüngsten Kursverluste scheint Apple immer noch eine gute Wette auf die Zukunft zu sein, mögliche Delle bei den Verkäufen der aktuellen iPhones hin oder her.

Stichproben sagen wenig aus, aber …

Verkaufen sich die iPhones des Jahrgangs 2018 aber wirklich so schlecht, wie viele Marktbeobachter behaupten? ZDnet hat die Probe aufs Exempel versucht, mit einem Besuch in der Apple-Abteilung einer Best-Buy-Filiale. Die Stichprobe kann nicht wirklich Auskunft darüber geben, ob die Spekulationen um mäßige Verkäufe und daraus folgende Preisnachlässe tatsächlich der Wahrheit entsprechen, brachte aber einige erheiternde Momente. So war einer der Verkäufer nicht in der Lage, iPone XR und XS auf den ersten Blick zu unterscheiden – aber gut, ein Best Buy ist kein Apple Store.

Über eine womöglich bereits dem Handel angekündigte Preissenkung nach Weihnachten ließ sich niemand etwas entlocken – vielleicht hat es eine derartige Entscheidung auch noch gar nicht gegeben, darauf spekulieren sollte man nicht. In den USA hat Apple für eine "befristete Zeit" ein aggressives Rücknahmeprogramm aufgelegt. Wer sein iPhone 7 Plus beim Hersteller in Zahlung gibt, zahlt für ein neues iPhone XR nur noch 449 US-Dollar, das iPhone XS Max ist dann ab 799 US-Dollar zu haben. Noch weiter sinken die Preise, wenn man ein Modell des Vorjahres zurück gibt.

Trade-In: Apple will seine Kunden zum Upgrade überreden
Trade-In: Apple will seine Kunden zum Upgrade überreden

Eine interessante Erkenntnis des Personals in dem einen Elektronikladen: Das iPhone XS Max verkaufe sich recht gut, vor allem ältere Kunden fragen nach diesem wegen des größeren Bildschirms. Und ein weiterer subjektiver Schluss aus dem Kundenverhalten: iPhone-Leute kaufen letztlich iPhones und Samsung-Fans solche von Samsung. Demnach müsste Apple also auf das bauen, was im vergangenen Jahr Analysten als neuen Superzyklus beschrieben: Die mehreren hundert Millionen iPhone-Nutzer drängt es früher oder später zu einem neuen Gerät. Nur scheint es sich eher um später als um früher zu handeln.

Jahr für Jahr bessere Bilder

Wie kann Apple aber nun in einem anscheinend gesättigten Markt seine Kunden dazu bewegen, sich jedes Jahr oder wenigstens alle zwei Jahre ein neues iPhone anzuschaffen? Das iPhone 7 (Plus) von 2016 ist ja nach wie vor ein wunderbares Gerät. Bei der technischen Weiterentwicklung konzentriert sich Apple vorwiegend auf das Thema Fotografie, die Kameras werden von Jahr zu Jahr noch merklich besser, vor allem weil die Algorithmen der Software, die von neuronalen Netzen und KI getrieben werden, mit neuen Prozessorgenerationen bedeutende Fortschritte machen. Das iPhone ist also eine hervorragende Kamera, die von Jahr zu Jahr besser wird, lautet wohl auch die Botschaft des Bildes, das Tim Cook auf seinem Twitteraccount weiter verbreitet hat. Es handelt sich um ein von Zak Noyle mit einem iPhone aufgenommenes Foto eines Surfers, das das Cover des aktuellen Surfers Journal zieren wird.

Nicht das erste Titelbild einer Zeitschrift, das mit einem iPhone aufgenommen wurde, aber sicher eines der spektakulärsten. Eine DSLR oder eine Systemkamera würden wir so auch nicht mit ins Wasser nehmen, bei einem iPhone ab Modell 7 kann man sich das eher trauen.

Von Apples Fortschritten in der Kameratechnik und dem neuen randlosen Design lassen sich Bestands- wie Neukunden aber offenbar nicht so anziehen, wie es der Hersteller gerne hätte. So zitieren UBS-Analysten eine Studie aus den USA, nachdem die Bereitschaft zum Kauf eines neuen iPhones so tief wie seit Jahren nicht mehr gesunken ist. Von den Befragten planen nur noch 18 Prozent den Kauf eines neuen iPhones innerhalb des nächsten Jahres, vor einem Jahr waren es noch 21 Prozent gewesen. Der niedrigste Wert von 17 Prozent hatte sich ergeben, als Apple 2015 das iPhone 6S (Plus) herausbrachte. (Macwelt)

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