Apples Newton-Politik sorgt wieder für Trubel

20.02.1998

ISMANING: Wieder einmal hängt das Schicksal des Newton bei Apple am seidenen Faden. In Deutschland ist die nationale Version des MessagePad 2100 gar nicht mehr verfügbar, in den USA drohen der verantwortlichen "Newton Group" einschneidende Veränderungen.Dem Vernehmen nach basteln die Apple-Entwickler derzeit unter Hochdruck an einer Version des Macintosh-Betriebssystems für Handheld-Computer. Außerdem schieben die Verantwortlichen in der Firmenzentrale gerade Produktbereiche hin und her: So heißt es, die Entwicklungsverantwortung für die eMate-Notebooks läge nun nicht länger bei der Apple-Tochter "Newton Group", sondern bei der "PowerBook Group". Firmenkenner werten das als ein Anzeichen dafür, daß Apple beabsichtige, das MessagePad-Programm zu canceln und das Mac-OS auf den eMate zu portieren.

Damit nicht genug: Man wolle die Newton Group nach den gleichen Gesichtspunkten beäugen, wie jüngst Claris (siehe auch Beitrag Seite 42), heißt es aus der US-Zentrale von Apple. Das könnte böse enden für die Newton-basierenden MessagePad-Systeme, deren Verkaufszahlen dem Hersteller in letzter Zeit zunehmend ein Dorn im Auge sind. Laut Dataquest sind die verkauften Stückzahlen der MessagePads seit 1995 kontinuierlich zurückgegangen, in den vergangenen Monaten sogar in "dramatischen Ausmaßen", wie ein Marktbeobachter erklärte.

Da erstaunt die Erklärung eines Apple-Mitarbeiters in Ismaning, warum es im Markt derzeit unmöglich ist, die deutsche Version des MessagePad 2100 zu ergattern: "Das System war erfolgreicher als erwartet, und wir stehen vor einem leeren Lager." Kurzfristig hatte Apple das Produkt sogar gänzlich von seiner Preisliste gestrichen. Erste Gerüchte gingen um, das Gerät wäre in Deutschland vielleicht überhaupt nicht mehr lieferbar. Dem widerspricht der Firmensprecher allerdings: "Wir haben den MessagePad wieder in die Preisliste aufgenommen - liefern können wir die deutsche Version aber trotzdem nicht." Wie lange der Markt warten soll - das konnte Apple nicht beantworten.

Dafür offeriert der Hersteller seinen Händlern zehn Prozent Rabatt auf die englischsprachige Version. Wen das nicht entschädigt: Apple selbst bietet zwar keine Möglichkeit an, dieses System auf deutsche Gegebenheiten umzurüsten. Dafür nennt das Unternehmen aber Anbieter wie PowerTrans Cursive (mit gleichnamigem Produkt - einem deutschen Wörterbuch - sowie "PowerTrans Keyboards" für die deutsche Tastatur) sowie im Internet das kostenlose Country Fixes (deutsche Zeit- und Datumsformate) als Alternativlieferanten für Newton-Programme, die "ein internationales MessagePad 2100 mehr oder minder in ein deutsches verwandeln" (Apple). (du)

Die deutsche Version des Apple MessagePad 2100 ist nicht lieferbar.

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