Arbeit kann Spaß machen - dann klappt’s auch mit dem Erfolg

13.02.2003
Rund 130 Kilometer östlich von München hat sich innerhalb von acht Jahren die Also ABC AG zu einem etablierten Distributor entwickelt. Welche Firmenphilosophie hinter diesem Erfolg steckt und worauf Geschäftsleitung und Mitarbeiter besonderen Wert legen, erfuhr ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goreßen bei einem Vor-Ort-Besuch in Straubing.

Edel-Disti, vornehme Zurückhaltung, Apotheken-Preise - das sind nur drei typische Beschreibungen, wenn von Also ABC die Rede ist. Das Distributionsunternehmen mit Sitz in Straubing (nahe der Grenze zu Tschechien) kann aber auch anders. Das Unternehmen zeichnet sich nämlich auch durch eine auffallend entspannte Arbeitsstimmung und einen hohen Grad an Kollegialität aus. Das ist nicht zuletzt in der Personalführung des Geschäftsführers Axel Keller begründet. Obwohl das Unternehmen mittlerweile 200 Mitarbeiter hat, kennt er jeden Einzelnen mit Namen. Und man duzt sich über alle Hierarchien hinweg.

Beim Kaffeetrinken kommt man sich näher

Um die interne Kommunikation noch stärker anzukurbeln, hat Keller sogar ausdrücklich untersagt, am Arbeitsplatz Kaffee zu trinken, stattdessen solle man lieber ein paar Minuten Pause machen und in die Kantine gehen. "Als passionierter Kaffeetrinker hat mich das selbst hart getroffen", gibt er zu. "Aber so kommen die Kollegen aus allen Abteilungen in entspannter Atmos-phäre zusammen und können sich austauschen." Als Extraanreiz werden Kaffee und Tee kostenlos ausgeschenkt. Das Angebot wird laut Keller sehr gut angenommen.

Als Keller 1995 eine deutsche Dependance des Schweizer Also-Konzerns in Deutschland aufbauen sollte, stand er zuerst vor der Frage des optimalen Standortes. Dieser sollte eine vernünftige Verkehrsanbindung, ausreichend viele qualifizierte Mitarbeiter und ein überschaubares Preisgefüge bieten. Wichtig war auch eine gewisse Nähe zu den potenziellen Partnern aus der Hersteller-Riege. Somit entschied sich Keller für Straubing, da die meisten Partner auf der "Südtangente" liegen. Seit 1. Mai 2000 hat Also ABC auch ein Lager mit einer Fläche von 7.500 Quadratmetern in Braunschweig, der heimlichen Hochburg der Disti-Szene. Alle Entscheidungen werden aber weiterhin in Straubing gefällt.

Als die Also ABC Ende 1995 in Niederbayern startete, war das Unternehmen nur eines von vielen, das einen kleinen Teil des rund 11.500 Quadratmeter großen Gebäudes anmietete, in dem zuvor eine Baumaschinenfabrik untergebracht war. Sicherheitshalber hatte sich Keller aber schon damals beim Vermieter, der Stadtsparkasse, die Option gesichert, bei Bedarf weitere Räume zu mieten. Das war gut so, denn nicht nur die Mitarbeiterzahl von anfangs 16 wuchs im Laufe der Jahre, sondern auch der Platzbedarf. Ende des vergangenen Jahres zog dann der letzte "Untermieter" aus, und jeder Quadratmeter des Gebäudes (1.500 qm Büros, 10.000 qm Lager) wird nun vom Disti voll ausgenutzt.

Ein Teil der Berater- und Verkaufsmannschaft sitzt sogar in einem abgetrennten Teil der ehemaligen Fabrikhalle. In allen Büros gilt aber, dass die Teams räumlich zusammensitzen. Damit niemand durch telefonierende Kollegen gestört wird, wurden mannshohe Raumteiler zwischen die Tische gestellt. Aber die gibt es nicht mehr. "Schon nach kürzester Zeit waren sie verschwunden. Die Kollegen haben sie entweder ganz entfernt oder auf ein Minimum zurechtgestutzt", berichtet Keller. Denn gerade durch das Mithören ist jeder im jeweiligen Team immer bestens im Bilde. So kann er jederzeit einspringen, wenn der Kollege mal nicht da ist, entweder weil er in der Kantine ist oder sich gerade persönlich darum kümmert, dass eine späte Bestellung noch pünktlich ausgeliefert wird. Eigentlich garantiert Also ABC nur dafür, dass Bestellungen bis 16 Uhr noch am gleichen Tag auf den Weg gebracht werden. Wenn dann aber eineNotbestellung erst um 18 Uhr reinkommt, "dann geht der Verantwortliche aus der Auftragsannahme eben auch mal persönlich ins Lager und hilft mit, dass alles klappt", so Keller.

Lieber Preiskonstanz als kurzfristige Billigangebote

Diese unkapriziöse Denkweise ist durchgängig, bis hinauf zum Geschäftsführer. Er verfügt über kein repräsentatives Chefbüro. Vielmehr steht sein Arbeitstisch in dem Großraumbüro, in dem die Buchhaltung und die Finanzabteilung untergebracht sind und das früher einmal die "Keimzelle" des Unternehmens war.

Diese lockere Arbeitsstimmung bedeutet aber keineswegs, dass das Unternehmen nicht kühl kalkuliert und keine hohen Ansprüche an Rentabilität und Effizienz stellt. Deshalb kommen für Keller keine Dumping-Angebote in Frage. Damit könne man kein Geld verdienen, und die Partner müssten zwangsläufig irgendwann enttäuscht werden, wenn die Preise notgedrungen wieder angehoben werden.

Diese Preiskonstanz und -transparenz werde aber nach Aussage des Geschäftsführers von den Handelspartnern durch Treue und hohe Zufriedenheit honoriert. So wird das Unternehmen das aktuelle Geschäftsjahr (Ende: 28. Februar) mit einem Plus abschließen. Dieses sei selbstverständlich nicht mehr so groß wie in den Jahren zuvor, aber immerhin ein Plus, so Keller. Genaue Zahlen werden jedoch noch nicht veröffentlicht. Nur so viel: Also ABC Deutschland macht rund 40 Prozent des gesamten Distributionsumsatzes der Also Holding aus.

Eigentlich müssten alle Mitarbeiter mit diesem Ergebnis zufrieden sein. Sind sie aber nicht so ganz. Erst kürzlich habe man wieder eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt, bei der sich gewisse Zukunftsängste und Unsicherheiten herauskristallisierten. Das kann Keller gar nicht nachvollziehen, er stelle ja sogar noch weitere Leute ein. Doch die allgemeine Verunsicherung in der IT-Branche macht natürlich selbst vor Straubing nicht halt.

Und die verschärften Auflagen der Kreditversicherer sowie die "leicht" verschlechterte Zahlungsfähigkeit einiger Handelspartner vereinfachten die Situation für den Disti auch nicht. Der Eigenrisikoanteil müsse ja mit in jede Kalkulation eingerechnet werden. Auf jeden Fall ist für Keller wichtig, dass die Handelspartner realistische Zahlungsziele mit seinem Unternehmen vereinbaren und diese dann auch einhalten. Sein Tipp: Bei größeren Projekten sollte der Kunde mit in die Pflicht genommen werden, etwa durch Teilzahlung, wenn ein bestimmter Projektabschnitt abgeschlossen ist. Auf keinen Fall sollte sich ein Händler genieren, mit dem Kunden über Geld zu sprechen. Das sei doch ein wichtiges Vertragselement: Leistung für Geld.

www.also.de

ComputerPartner-Meinung:

Beim Besuch der Also ABC in Straubing zeigten sich zwei wichtige Erfolgsfaktoren: Eine entspannte Arbeitsatmosphäre erhöht die Effizienz und Motivation, und transparente sowie konstante Preiskalkulationen sorgen dafür, dass die Handelspartner zufrieden und treu bleiben. (go)

Facts & Figures

Die Also ABC AG

Die Also ABC AG wurde Mitte 1995 in Straubing gegründet. Sie ist Teil des Schweizer Also-Konzerns, der mehrheitlich zum Aufzug-Konzern Schindler gehört. Nach einem Probelauf ging das Unternehmen Ende 1995 endgültig an den Start. Der Distributor bietet Produkte von Acer, FSC, HP, IBM und Microsoft sowie Retail-Produkte an. Seit Anfang 2003 gehören auch Toshiba und Samsung (Monitore und Notebooks) zu den Partnern. Damit bricht Also ABC erstmals seine eigene Regel, keine vergleichbaren Produkte eines Herstellers gleichzeitig für den Retail und den Fachhandel ins Angebot zu nehmen. Geschäftsführer Axel Keller erkärt die Änderung: "Bislang sprachen wir eine bestimmte Fachhandelsgruppe im SMB-Bereich an. Diese macht etwa 70 Prozent der deutschen Händler aus. Um weiterzuwachsen, haben wir nun den Kreis der potenziellen Partner erweitert. So müssen wir uns nicht in einem gut erschlossenen Markt auf ruinöse Konkurrenzkämpfe mit den Mitbewerbern einlassen."

In eine ähnliche Richtung gingen auch die Überlegungen, als sich die Also Holding Ende 2002 mit drei Partnern aus den Niederlanden, Italien und Großbritannien zur European Wholesale Group (EWG) verbündete. Statt sich aus eigener Kraft wie Ingram Micro oder Tech Data europaweit zu positionieren, schloss sich Also lieber mit einem führenden Disti der besagten Länder zusammen. "Der Händler kauft in der Regel innerhalb seines Landes, und zwar bei dem Disti seines Vertrauens", erläutert Keller die Idee. "Darum haben wir uns mit etablierten nationalen Distributoren zusammengetan. Die kennen den heimischen Markt wie kaum ein anderer und haben auch einen sehr guten Ruf bei den Partnern." (go)

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