Arbeiten am Mitarbeiter - eine Aufgabe

04.03.2004

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Klaus Steilmann GmbH & Co. KG

Herrn Klaus Steilmann

Feldstraße 4

44867 Bochum

München, 01.03.2004

Arbeiten am Mitarbeiter - eine Aufgabe

Sehr geehrter Herr Steilmann,

als Gründer des Modekonzerns Steilmann sind Sie auch vielen branchenfremden Unternehmern und Managern ein Begriff und man interessiert sich für das, was Sie sagen. Vor allem, wenn die Probleme ähnlich sind. Die Textilbranche und die IT-Branche haben dieses verbindende Glied: Beiden geht es nicht wirklich gut. Vor kurzem fragte Sie das "Handelsblatt", wie man sich eigentlich fühlt, wenn man lange gekämpft hat und dann doch so viele Leute entlassen muss. Völlig über- raschend antworteten Sie, dass man sich schlecht dabei fühlt.

An zwei Sätzen Ihrer Antwort blieb ich hängen. Auf den einen kann ich an dieser Stelle aus Platzgründen leider nicht eingehen. Der andere lautet:

"Meinen Job habe ich mit management-by-walking-around betrieben und alle Reserven aus den Mitarbeitern herausgearbeitet."

Diesen Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! "Ich habe alle Reserven aus den Mitarbeitern herausgearbeitet." Herausgearbeitet!!!!! Das ist so plastisch beschrieben! Wenn es einen Oskar für Sätze gäbe, dann müsste dieser Satz auf der Liste der Nominierten ganz oben stehen. Das meine ich ganz ehrlich. Nennen wir es doch so, wie es ist: Was tut unsere junge Generation von Managementschnöseln mit MBA-Zeugnis? Sie redet schlau über Motivationsstrategien daher, entpuppt sich im harten Alltag aber als zweitklassige Bande von Schönwetter-Animateuren.

Sie dagegen, sehr geehrter Herr Steilmann, sind aus einem anderen Stoff geschnitten. Sie sind es gewohnt, auch dicke Tücher mit der Nadel zu durchbohren. Und so riecht man bei Ihrem Satz förmlich den Schweiß der (gemeinsamen?) Anstrengung, man spürt den heiligen Ernst des Bemühens, man atmet das gemeinsame Ringen um den Erfolg. Kurzum: Man ist beeindruckt. Man fragt sich aber auch, was tut der gute Mann da genau? Könnte ich das auch? Welche Werkzeuge brauche ich dafür? Muss ich Handschuhe oder einen Mundschutz tragen?

Unsere Leser wären Ihnen sicher sehr dankbar, wenn Sie ein paar Tipps für sie hätten.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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