Arbeitskreis Computerhandel

10.08.1998

LILIENTHAL: Wenn ein Händlerverbund, der lange Zeit für jeden offenstand, plötzlich Bedingungen für seine Mitglieder aufstellt, gibt es natürlich auch Kritik. So auch beim Arbeitskreis Computerfachhandel, der von seinen Partnern in Zukunft mehr erwartet als nur einen Gewerbeschein."Also ein Sprachrohr für kleine Händler - das ist die AKC sicher nicht mehr", spöttelt ein Ex-Partner der Händlerkooperation. Der Grund für seine Desillusionierung: Kaum ein halbes Jahr dabei, flatterte ihm jetzt die Kündigung der Mitgliedschaft auf den Tisch. Die Begründung lautete sinngemäß: Da zum 1.1.98 Arbeitskreis Computerfachhandel und PC Ring verschmelzen werden, ändern sich die Kriterien für die Zentralregulierung bei der Heller Bank AG. "Aus betriebswirtschaftlichen Gründen ist der Beitritt zur Zentralregulierung über den Arbeitskreis erst ab einem Einkaufsumsatz von mehr als 100 TDM pro Jahr über das System möglich. Ihre bisher im AKC getätigten Umsätze lassen darauf schließen, daß Ihr Unternehmen diese Schwelle momentan nicht erreicht."

Dem erstaunten Empfänger wurde im folgenden noch eine Mitgliedschaft im "Kommunikationspartnervertrag im AKC" angetragen, in deren Monatsbeitrag von 25 Mark zwar einige Services enthalten sind, natürlich aber nicht die von ihm so geschätzten Einkaufsvorteile bei Distributoren samt den langen Zahlungszielen, die ein Händlerverbund wie die AKC möglich macht.

Der Händler ist - wie er selber zugibt - nicht der umsatzstärkste. Was ihn aber ärgert, ist die Tatsache, daß sein Einkaufsvolumen bei der AKC zwar noch nicht den geforderten 100.000 Mark entspricht, "aber zusammen mit dem Umsatz aus dem kommenden Weihnachtsgeschäft wäre dieses Ziel durchaus im Bereich des Möglichen gewesen", lautet das Ergebnis seiner Berechnung. "Die offizielle Begründung klingt doch, als wäre sie nur vorgeschoben, weil ich für sie zu ineffektiv bin." Er vermutet (wie eingangs zitiert), daß AKC-Chef Frank Garrelts den Anspruch aufgegeben habe, ein Sprachrohr für den kleinen Händler zu sein.

Das kommt auf den Standpunkt des Betrachters an: Garrelts ließ sich die Möglichkeit einer Stellungnahme nicht entgehen und beantwortete ausführlich unsere Fragen zum oben geschilderten Fall.

Herr Garrelts, wieso haben Sie sich eigentlich für die Verschmelzung der beiden Händlerorganisationen entschieden?

GARRELTS: Der Einkaufsumsatz, den die Mitglieder des PC Ring zusammen realisiert haben, bot keine ausreichende betriebswirtschaftliche Basis für die Aufrechterhaltung des Zentralregulierungsvertrags. Für die DZB-Bank war keine Verhältnismäßigkeit zwischen Einkaufsvolumen und Risiko herstellbar. Deshalb hätte der Abschluß eines Folgevertrages zu nicht tragbaren Konditionenerhöhungen geführt, die in unserer Branche nicht verhandelbar gewesen wären. Durch die Zusammenlegung ergeben sich auch in unserer Organisation sinnvolle Synergieeffekte.

War es wirklich nötig, die Mindesteinkaufsgrenze für die Mitgliedschaft auf 100.000 Mark jährlich festzusetzen?

GARRELTS: Ja. Die Heller Bank hat festgestellt, daß die Kosten für Kreditprüfung und kontinuierliche Bearbeitung erst ab einem zentralregulierten Umsatz in mindestens dieser Höhe tragfähig sind. Uns als Kooperation werden zukünftig unter anderem jährliche Kreditprüfungsgebühren in Rechnung gestellt. Das heißt, wir können die kostenlose Teilnahme an der Zentralregulierung erst ab 100.000 Mark Jahresumsatz realisieren und haben deshalb einigen Partnern fristgerecht zum 31.12.98 den Vertrag gekündigt. Gleichzeitig haben wir angeboten, gemeinsam mit dem Partner Wege zu finden, auftretende Probleme zu lösen.

Stellen Sie die jetzt gekündigten Partner - wie im oben geschilderten Fall - nicht so kurz vor dem Weihnachtsgeschäft vor massive Probleme, schließlich müssen die ja jetzt finanziell umkonzeptionieren?

GARRELTS: Diese Händler sollten unbedingt mit uns sprechen. Manchmal sagen Zahlen nicht alles, und wir finden einen Weg. Wir haben auch ein Diskussionforum im Internet.

Zum anderen möchte ich gerne die Dramatik des angesprochenen Falles relativieren. Wir sprechen über Fachhändler der PC-Branche, einer Branche, die hochpreisige Produkte verkauft und deren Händler sich im Durchschnitt zu 60 Prozent aus der Marge für Hard- und Softwareverkauf finanzieren müssen. Wenn nun jemand ein Jahreseinkaufsvolumen von 100.000 Mark als hoch empfindet, sei die Frage erlaubt, wovon dieser Händler sich und sein Unternehmen finanziert. Ich kann einfach nicht glauben, daß in derartigen Umsatzkategorien überhaupt eine Finanzplanung exisitiert. Auch nicht, daß diese durch die Beendigung der AKC-Mitgliedschaft auf den Kopf gestellt wird.

Und wo bleibt bei diesem Konzept der "kleine Händler"? Ist es nicht so, daß Sie sich zunehmend von einer Interessen- und Einkaufs-kooperation wegentwickeln, hin zu einem sehr wohl profitorientierten Franchise-Geber?

GARRELTS: Absolut nicht, im Gegenteil, wie Sie sicher auch aus meinen vorangegangenen Ausführungen ersehen konnten. Der AKC versteht sich jedoch weder als Sammelbecken für notleidende Betriebe noch als Hobbyclub für Freizeitgewerbescheininhaber. Unternehmer ist für mich jemand, der von seinem Unternehmen sich und andere ernähren kann. Das ist aber nicht möglich ohne entsprechenden Umsatz. Sicher gibt es Ausnahmen - die haben wir bisher alle zufriedenstelleend gelöst. Ein Dienstleister, der wenig Einkaufsumsatz realisiert, ist herzlich willkommen - auch als über Zentralregulierung einkaufender Partner. Er sollte dann aber auch so kooperativ sein und nicht den Gesamtverbund mit den entstehenden Bearbeitungskosten belasten. Dafür gibt es den Basisvertrag als Kommunikationspartner. Ich lade diejenigen, die auf dieser Basis mit uns zusammenarbeiten wollen, gerne ein - Freigabe der Heller Bank vorausgesetzt -, auch Zentralregulierung über uns zu machen. Wir haben drei Monate Zeit, alles so zu regeln, daß jeder zufrieden ist. Gehen Sie bitte davon aus, daß wir für Kooperation in jeglicher Hinsicht sind und gerade den kleinen und mittleren Fachbetrieb unserer Branche unterstützen und unterstützen werden. (du)

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