Sven Gabor Janszky auf dem Systemhauskongress

Arbeitswelten 2027 - Quanten-Computer, KI und Digitale Assistenten

Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
Deutschlands innovativster Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky wird auf dem Systemhauskongress anhand eines verblüffenden Live-Experiments zeigen, wie sich ein Computer bereits heute per Gedanken steuern lasst - und erläutern, wie sich die Digitalisierung auf die Arbeitswelt auswirken wird.

Elektronische Assistenten wie beispielsweise Amazons Echo und die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz werden die Arbeitswelt der Zukunft radikal verändern. Welche Folgen sich daraus für Vertrieb, Marketing und Kundendialog von Unternehmen ergeben, wird Sven Gábor Jánszky, Trendforscher & Chairman des Zukunftsinstituts 2b AHEAD ThinkTank, in seiner mitreißenden Keynote mit Live-Experiment auf dem Systemhauskongress am 07. und 08. September 2017 in Düsseldorf veranschaulichen.

Im Interview mit ChannelPartner gibt er einen kleinen Einblick in diese spannende, ebenso chancen- wie risikoreichen Zukunftswelten.

Sven Gábor Jánszky, Trendforscher & Chairman 2b AHEAD ThinkTank
Sven Gábor Jánszky, Trendforscher & Chairman 2b AHEAD ThinkTank
Foto: Andreas Lander

Sie befassen sich täglich mit der Zukunft der Arbeitswelten. Welche Aspekte werden die Arbeitswelt im Jahr 2027 wesentlich prägen?

Sven Gábor Jánszky: Digitalisierung und Vollbeschäftigung! Wir werden in den kommenden Jahren die Einführung von Quanten-Computern erleben, also eine nochmalige sprunghafte Leistungssteigerung von Computern. Gepaart mit den kommenden Algorithmen von künstlicher Intelligenz und Predictive Analytics werden wir umgeben sein mit digitalen Assistenten, die uns für jeden Lebensbereich bessere Antworten auf unsere Fragen geben, als menschliche Experten.
Unsere Unternehmen werden zu Predictive Enterprises, in denen die Software die nahe Zukunft prognostiziert und auf dieser Basis Menschen und Prozesse koordiniert.

Auf der anderen Seite verliert der deutsche Arbeitsmarkt bis 2027 durch die einsetzende Massenverrentung der Babyboomer Generation 6,5 Millionen Arbeitskräfte. Dies sind wesentlich mehr, als durch die Automatisierung an Jobs eingespart werden wird. Entsprechend steht uns eine Ära der Vollbeschäftigung bevor: drei bis vier Millionen nicht-besetzbare Jobs, ständige Anrufe der Headhunter auf unserer Mailbox und eine wachsende Gruppe von etwa 40 Prozent Projektarbeitern, die die Wirtschaft prägen. Diese suchen nicht mehr den Job auf Lebenszeit, sondern wechseln aller zwei bis drei Jahre zum nächsten spannenden Projekt. Man könnte es auch anders sagen: Unsere Gesellschaft verliert ihre größte Angst: Die Angst von der Arbeitslosigkeit.

Wie wirken sich diese Veränderungen auf die Wertschöpfung von IT-Dienstleistern und Service Providern aus?

Jánszky: Im IT-Bereich sind die Vorboten dieser künftigen Arbeitswelt der Projektarbeiter bereits heute deutlich zu spüren: Die wachsende Zahl von Solo-Selbständigen, die rasant wachsenden Tagessätze… all dies sind Vorboten. IT-Dienstleister sind also in einer Zwickmühle: Einerseits werden sie in allen Branchen händeringend gebraucht, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Sie sind also in einer Boombranche.

Andererseits wird es für die schwerer und teurer die nötigen Mitarbeiter an Bord zu holen und zu binden. Das bringt zugleich große Risiken mit sich.

Und nicht zuletzt brauchen IT-Dienstleister intern das höchste Tempo an Weiterbildung und Knowledge-Change. Sie dürfen nicht davon ausgehen, dass sie mit ihren heutigen Kenntnissen über die nächsten zehn Jahre kommen. Denn wer von den heutigen Dienstleistern kann schon Software für Quantencomputer programmieren?

Was sind angesichts dessen die 3 Kernfragen, mit denen sich Geschäftsführer und Vorstände der Systemhäuser heute schon intensiv befassen sollten?

Jánszky: Die drei Kernfragen lauten:

1. Wie binde ich gute Mitarbeiter dauerhaft an mich?

2. Wie sieht das nächste Learn-to-Unlearn-Programm für mich und mein Unternehmen aus: Wie vergesse ich die Logik der alten IT und lerne die Logik von Künstlicher Intelligenz und Quantencomputern?

3. Wie verlasse ich die Rolle des IT-Dienstleisters, der Bestandssysteme pflegt und instand hält, und komme in die strategisch wertvollere Rolle des IT-Experten, der die Kunden zu neuen Geschäftsmodellen führt?

Wie hoch ist Ihrer Meinung nach die Wahrscheinlichkeit, dass dieser "sanfte" Wandel gelingt - und wie hoch die Wahrscheinlichkeit, dass ein schneller, radikaler Bruch mit alten Modellen entscheidend sein wird für die Überlebensfähigkeit dieser Unternehmen?

Jánszky: Dies hängt natürlich extrem davon ab, in welcher Branche man wie aufgestellt ist. Ich will es einmal etwas plakativ sagen: Wer in der öffentlichen Verwaltung einen 20-Jahres-Vertrag hat, für den ist es durchaus wahrscheinlich, dass er mit einem sanften Wandel noch etliche Jahre durchkommt. Wer dagegen seine Kunden in der Automobilindustrie, im Handel, in Medizin und Food oder bei Banken/Versicherungen hat, der wird noch vor dem Jahr 2020 die neuen Logiken von KI und Quantencomputern anbieten müssen. Denn die anderen werden es tun.

Auf dem Systemhauskongress werden Sie live eine kleine Kostprobe geben, dass Menschen per Gedankenübertragung auch Systeme steuern können. Gewähren Sie uns vorab einen kleinen Einblick, was dort passieren wird?

Jánszky: Nicht nur IT-Experten, sondern wir alle, werden uns daran gewöhnen müssen, dass sich unsere Vorstellung davon verändert, was Daten sind, wo sie herkommen und was ich damit machen kann. Der nächste größere Schritt werden wahrscheinlich menschliche Gedanken sein. Also im Klartext: Ein Gerät erkennt durch Face- oder Voice Recognition unseren aktuellen Emotionszustand und reagiert entsprechend.

Der übernächste Schritt sind dann die menschlichen Gedanken. Schon heute kann jeder mit einem Gerät für weniger als 300 US-Dollar allein durch Denken ein Computerspiel steuern: Links, rechts, vor, zurück, springen, schießen… Um all das nur durch Gedanken zu steuern, brauchen Sie schon heute nur noch 90 Minuten Training. Mit dem gleichen Gerät können Sie übrigens auch Auto fahren. Das ist noch einfacher als Computerspiele, denn Sie müssen weder springen noch schießen.

Ich werde beim Systemhauskongress einen völlig ahnungslosen Teilnehmer auf die Bühne holen und er wird uns allen beweisen, dass man schon binnen 5 Minuten beginnen kann, auf diese Weise einen Computer zu steuern. Seien Sie dabei!

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