Arxes-Chef Faulhaber: Nur lokale Systemhäuser haben eine Chance

02.10.2003
Ein gewaltiger Kraftakt liegt hinter dem Management und den Mitarbeitern der Arxes NCC AG in Köln. Nach drei Jahren Neuorientierung, Reorganisation, Gesundschrumpfung, Umzug von Aachen nach Köln und vieles mehr soll es nun wieder nach vorne gehen.

Udo Faulhaber redet gerne Klartext: "Wenn die Übernahme durch Arxes nicht gewesen wäre, stünde die NCC heute besser da", sagt der Vorstandschef der Arxes NCC AG in Köln. Vier Jahre nach der Übernahme durch das Aachener Systemhaus Arxes und nach einem schmerzhaften und kräftezehrenden Reinigungsprozess steht das zu Arxes NCC verschmolzene Unternehmen endlich wieder so da, wie sich Faulhaber dies vorstellt. Jetzt wollen die Kölner wieder angreifen.

"Die Aufräumarbeiten der vergangenen zwei Jahre sind abgeschlossen", sagt Faulhaber im Gespräch mit ComputerPartner: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, die Struktur steht." Vor allem die Verabschiedung vom Handelsgeschäft war keine leichte Aufgabe, da man die Kunden nicht im Regen stehen lassen und ihnen auch weiterhin Dienstleistungen verkaufen wollte. Mit Kooperationen - vor allem Tech Data - wurde dieses Problem gelöst.

Faulhaber, der 1989 mit einem Studienfreund das Unternehmen NCC in Köln gegründet hatte, ist ohnehin kein Freund des Handelsgeschäfts. Sätze wie die folgenden gehören zu seinem Standardrepertoire: "Ich bin überzeugt, dass es das klassische Systemhaus nicht mehr lange geben wird. Die Kunden sehen keinen Vorteil mehr darin, alles aus einer Hand zu kaufen. Selbst die Mittelständler werden in Zukunft die Hardware beim Hersteller oder Distributor kaufen. Der Mittelständler mit mehr als 500 Arbeitsplätzen kauft ja heute bereits europäisch ein." Allerdings, schränkt er ein, werden kleinere Mittelständler auch weiterhin beim lokalen Systemhaus kaufen, das sei ja klar.

Die Gesundung von Arxes NCC, das war dem studierten Produktionstechniker klar, konnte nur über die konsequente Fokussierung auf das Dienstleistungsgeschäft gelingen. Das hatte Faulhaber bereits 1995 so gemacht, als er - damals noch in Diensten der Postbank Data stehend - von seinem ehemaligen Kommilitonen gerufen wurde, um die ins Schlingern geratene NCC zu retten. "Das Problem war damals, dass das Handelsgeschäft miserabel lief und die Firma in roter Tinte zu ertrinken drohte", erinnert sich Faulhaber. Er griff hart durch, stellte das Handelsgeschäft ein, reduzierte die Belegschaft und konzentrierte sich komplett auf Dienstleistungen. Das Ergebnis: "Noch im selben Jahr haben wir Profit gemacht", klopft sich Faulhaber selber auf die Schulter.

Ganz so schnell geht es bei Arxes NCC nicht. Das Geschäftsjahr 2002/03 (30.06.) haben die Kölner mit einem satten Fehlbetrag von 45 Millionen Euro abgeschlossen. Hier hat Finanzchef Jürgen Peter aber auch alles an Abschreibungen und Wertberichtigungen reingepackt, was er finden konnte, um unbelastet das neue Geschäftsjahr angehen zu können. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) war im vergangenen Geschäftsjahr mit einer Million Euro zum ersten Mal seit drei Jahren wieder positiv. Vor allem aufgrund der Rückfuhr des Handelsgeschäftes reduzierte sich der Umsatz auf 55,7 Millionen Euro (Vorjahr: 183 Millionen). Der Dienstleistungsanteil lag bei 70 Prozent. Zum Stichtag 30.06.2003 waren im Konzern 580 Mitarbeiter beschäftigt (Vorjahr: 1.159).

www.arxes.de

ComputerPartner-Meinung

Die Aussage von Arxes-Chef Faulhaber, dass das klassische Systemhaus keine Zukunft hat, ist richtig und falsch zugleich. Richtig insofern, als dass Kistenschieben in den Hintergrund tritt. Falsch ist die Aussage deshalb, weil das Systemhaus auch in Zukunft die erste Adresse für die IT-Infrastruktur des Kunden sein wird. Ob der Kunde seine Hardware beim Systemhaus oder beim Hersteller bezieht, ist von sekundärer Bedeutung. Das Systemhaus erst sorgt dafür, dass der Kunde diese Hardware mit der Software auch nutzen kann. (sic)

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