AS/400-Software-Häuser leiden unter mangelnder Nachfrage

15.02.2001
Für mittelständische Software-Häuser, die sich auf AS/400-Systeme von IBM spezialisiert haben, brechen schlechte Zeiten an. Die Händler beklagen zu geringe Unterstützung seitens der Hersteller.

Die Goldgräberstimmung der 70er und 80er Jahre, als AS/400-Software-Entwickler von Big Blue reichlich unterstützt wurden und sich hoher Margen sicher sein konnten, ist nun vorbei. Selbst die deutschen Marktführer Brain - tief in den roten Zahlen - und Soft M haben das schmerzlich zu spüren bekommen. Andere wie Westernacher, letztes Jahr noch auf Platz fünf der führenden deutschen AS/400-Häuser, gingen sogar pleite oder mussten verkaufen. Nicht wenige fusionieren oder verkaufen, weil den mittlerweile ergrauten Firmengründern einfach der Nachwuchs fehlt.

ERP-Markt in der Krise

Gründe für die Misere vor allem vieler kleinerer AS/400-Software-Häuser finden sich neben einigen hausgemachten Problemen nach einem Bericht der ComputerPartner-Schwesterzeitschrift "Computerwoche" mehrere: Zum einen ist aufgrund der Investitionszurückhaltung nach dem Millenniumswechsel nicht nur der Hardware-Markt eingebrochen, sondern mit ihm auch gleich der für Enterprise Resource Planning (ERP) als klassisches Einsatzgebiet für die IBM-Maschinen.

Dem Aachener Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) zufolge besteht seit 1997 sogar eine regelrechte Nachfragekrise, weshalb nur wenige auf die von früher gewohnten Wachstumszahlen von über 20 Prozent kommen. FIR sieht sogar eine gewaltige Konsolidierungswelle auf den Software-Markt zukommen, in dessen Folge in ferner Zukunft nur noch zehn Anbieter für PPS-Systeme überleben werden. Und das betrifft nicht nur AS/400-Anbieter.

Ferner wird vielfach kritisiert, dass die AS/400-Systeme als stabile und sichere Plattformen für Java- und Domino-Anwendungen schon an Überzeugungskraft verloren habe. So werden viele für Linux und Windows entwickelte Anwendungen erst relativ spät auf AS/400 portiert, weshalb sich immer mehr Anwender von den IBM-Rechnern abwenden. Hinzu kommt, dass auch immer mehr große plattformunabhängige Systemhäuser wie die Infor AG oder Varial und sogar Global Player wie Baan und SAP in den lukrativen Markt drängen, wodurch sich viele reine AS/400-Software-Entwickler gezwungen sehen, Neuland zu suchen.

Der Vorwurf wird laut, dass IBM das Gießkannenprinzip aus der Business-Partner-Charta gestrichen habe und zu Lasten der kleineren Partner in erster Linie nur noch die Marktführer unterstütze. Hans-Jürgen Friedrich, Vorstand der AS/400-Vereinigung Common, wirft im Hinblick auf die Probleme etlicher AS/400-Software-Häuser die Frage der Investitionssicherheit auf. Dies gelte insbesondere, da IBM sich zunehmend aus dem Bereich der Anwendungs-Software herauslöse und selbst in Kundenprojekten Haftung oder Garantien gegen Firmenauflösungen die jeweils opportune Lösung empfehle. Dem hält AS/400-Vertriebschef Uwe Rusch entgegen, dass sich IBM Anfang der 90er Jahre zugunsten des Business-Partner-Programms bewusst aus dem Bereich der Anwendungs-Software zurückgezogen hat und mit den Business-Partnern sehr gut fährt. Gerade der Bereich ERP ist ein weites Feld, das für unterschiedliche Anforderungen auch unterschiedliche Partner verlange. Deshalb hat Big Blue vor allem auch für kleinere Software-Häuser die Aktivitäten erweitert. Im Rahmen des Partnerworld-Programms bietet der "Developer Track" Software-Entwicklern, egal welcher Größe, jede Menge Unterstützung. Dazu gehören auch Sonderkonditionen für Entwicklungssysteme und Hilfeleistungen bei der Portierung. Von einem Trend weg von den IBM-Maschinen will Rusch nichts wissen. Denn mit rund 28.000 Anwendungen ist, so Rusch, AS/400 insbesondere im Java- und Domino-Umfeld nach wie vor die größte Systemplattform. Für Linux hingegen wurden bisher gerade mal etwas mehr als 3.000 Programme entwickelt. (kh)

www.computerwoche.de

www.ibm.com/partnerworld

www.common.libra.de

www.fir.rwth-aachen.de

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