Asien profitiert vom LCD-Boom auch beim TV

04.03.2004
Der LCD-Markt boomt. Neue Panel-Fabriken in Fernost sorgen für sinkende Preise und noch mehr Antrieb. Auch LCDFernseher sind stark im Kommen; eine Entwicklung, die europäische Anbieter wie Loewe fast verschlafen haben. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Während der japanische Hersteller Sharp über die Entwicklung im LCD-Markt auf Wolke sieben schwebt, geht es dem deutschen Partner Loewe schlecht. Der Grund: Zu langsam hatte man in Franken auf den Wandel von Röhre zu Flachbild reagiert. Gerüchte, dass Sharp sich bei Loewe einkauft, kam den Börsianern daher gerade recht, nachdem das Papier des deutschen Herstellers in der ersten Februarhälfte den Tiefststand erreichte. Gerade erst zehn Prozent des Konzernerlöses von 290 Millionen Euro hat Loewe 2003 mit Flachbildschirmen gemacht.

Der Preis schlägt den guten Markennamen

So wie Loewe ging es auch dem dänischen HiFi-Designer Bang & Olufsen. Und auch der japanische UE-Riese Sony kam über den späten Einstieg in das LCD-Geschäft ins Straucheln. Zu schaffen macht den europäischen Herstellern natürlich auch, dass sie ihre Geräte in der Regel weit über dem Marktüblichen verkaufen müssen, und dafür verglichen mit den Asiaten, abgesehen vom guten Namen, auch nicht mehr zu bieten haben.

Die besten Chancen im LCD-TV-Markt werden indes Unternehmen eingeräumt, die wie Samsung und LG Philips in Korea und Sharp aus Japan über eigene Panel-Produktionsstätten verfügen oder wie Acer und Ableger Benq aus Taiwan über Beteiligungen oder historisch gewachsene enge Beziehungen. Industriebeobachter gehen davon aus, dass Acers Einstieg in das Segment größer 26 Zoll (67 cm) ab Q2/04 den Mitbewerb mächtig unter Druck setzen dürfte - und dies nicht zuletzt über den Preis.

Sharp rechnet damit, dass im Fiskaljahr 2004 rund 70 Prozent der eigenen großflächigeren Panels in den LCD-TV-Markt gehen werden, nach 37 Prozent im vergangenen Jahr. Bilddiagonalen von 22 Zoll sollen sich dabei anteilsmäßig von 25 auf 45 Prozent fast verdoppeln. Auch die deutsche Gesellschaft für Konsumforschung geht davon aus, dass der Trend zu Geräten mit Bilddiagonalen von 70 bis 80 Zentimetern gehen werde. 2003 hat sich der Verkauf von Plasma- und LCD-TV-Geräten in Deutschland von 136.000 auf 355.000 weit mehr als verdoppelt.

Für den Monitormarkt schätzen die Marktforscher von IDC, dass bis Jahresende schon mehr LCDs als Röhrengeräte ausgeliefert werden. 2007 soll das Verhältnis LCD- zu Röhrenmonitore bereits bei 119:30 Millionen Stück liegen. Die Kollegen von Displaysearch rechnen dann für LCDs mit einem Marktvolumen von 48,8 Milliarden Dollar. Das entspräche einem Umsatzplus von 23 Prozent pro Jahr.

Grund für die optimistische Schätzung gibt es reichlich. So werden in diesem Jahr neben einer Zahl von hochmodernen Werken 14 neue Panel-Fabriken in Betrieb genommen und die Engpässe der vergangenen Monate in leichte Überkapazitäten verkehren. 11 der 14 neuen Werke sind so genannte Produktionsanlagen der fünften Generation, zwei gehören der sechsten und das neue von Samsung der siebten Generation an. Jeder Generationssprung steht für großflächigere Motherglasses (Muttergläser), aus denen wiederum je nachdem mehr oder weniger Display-Panels herausgeschnitten werden können.

Große Panels bedeuten auch großen Gewinn

In 5G-Anlagen lassen sich aus einem Mutterglas drei 32-Zoll-Panels herausschneiden, bei 6G sind es acht und in dem bald eröffneten 7G-Werk von Samsung zwölf 32-Zöller. Je größer die Panels, desto höher die Margen, und je mehr große Panels sich aus einem Mutterglas gewinnen lassen, desto höher die Profitabilität. Das ist auch der Grund, warum schon im vorigen Jahr der Trend zu 17-Zöllern ging und 15-Zöller kaum noch in ausreichender Zahl verfügbar waren. Denn die meisten 14- und 15-Zoll-Panels gingen in die Notebook-Industrie, die mit höheren Margen kalkulieren kann als Hersteller von Tischmonitoren. IDC zufolge sollen 17-Zöller im nächsten Jahr nicht nur in Europa, sondern auch weltweit zum Mainstream werden.

Der "Panel-Hunger" der Hersteller ist enorm. Allein Acer rechnet mit einem Bedarf von bis zu 7,5 Millionen Panels für Notebooks, Monitore und Fernseher nach vier Millionen im vergangenen Jahr. Industriebeobachter I-Suppli schätzt, dass dieses Jahr weltweit 10,7 Millionen Panels mit Bilddiagonalen ab zehn Zoll verbaut und 10,9 Millionen produziert werden. Drastische Preisstürze sind aufgrund dieser geringen Differenz zwischen Angebot und Nachfrage nicht zu befürchten, zumal die Hersteller ja von dem Trend zu größeren Bilddiagonalen profitieren.

Meinung des Redakteurs

Wie sich nicht nur in der Unterhaltungselektronik zeigt, hat der LCD-Boom wohl selbst die Hersteller überrascht. Die Preisentwicklung ist jedoch mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu sehen. Denn einerseits hat sie den Markt erst so richtig ins Rollen gebracht, andererseits geht sie auch mit einem rasanten Margenschwund einher. Einer der Hauptleidtragenden ist wieder einmal der qualifizierte Fachhandel.

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