Asienexperten warnen vor Platzen der chinesischen Blase und neuer Weltwirtschaftskrise

06.05.2004
Wie gestern im Zusammenhang mit der Samsung-Meldung über mögliche Risiken einer feindlichen übernahme berichtet, ist China derzeit bestrebt, das ungezügelte Wirtschaftswachstum zu bremsen. Denn Asienexperten wie Stephen Roach, Chefvolkswirt der Investmentbank Morgan Stanley, warnen:

Wie gestern im Zusammenhang mit der Samsung-Meldung über mögliche Risiken einer feindlichen übernahme berichtet, ist China derzeit bestrebt, das ungezügelte Wirtschaftswachstum zu bremsen. Denn Asienexperten wie Stephen Roach, Chefvolkswirt der Investmentbank Morgan Stanley, warnen:

"Der Investitionsboom in einigen Sektoren ist so weit fortgeschritten, dass ein Platzen der Blase nicht mehr ausgeschlossen werden kann." Ein Platzen der Blase aus boomenden Aktienmärkten und Spekulationswut hatte Ende der 90er Jahre die Asienkrise ausgelöst, die zwei Jahre später die Weltwirtschaft mit sich nach unten ger hatte.

Roach weiter: "Eine Gefährdung für den globalen Konjunkturverlauf ist ein Abknicken der Dynamik in China."

Teil der Maßnahmen Pekings, die boomende Wirtschaft abzukühlen, ist eine Erhöhung der Mindestreservesätze, die Geldinstitute bei der Zentralbank hinterlegen müssen. Darüber hinaus wurden laut einem Bericht in der "Financial Times Deutschland" (FTD) die Auflagen für Kredite verschärft.

Alles zielt darauf, die Investitionsdynamik zu dämpfen. Denn Investitionen, viele davon unter anderem aus Taiwan, den USA und Deutschland, machen bereits über 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. In den asiatischen Tigerstaaten war die Quote laut FTD selbst in der Frühphase der Industrialisierung nie über 35 Prozent hinausgegangen. In Südkorea liegt die Quote bei 31 Prozent, in Malaysia bei 21 Prozent und in Deutschland bei 19 Prozent.

Carl Weinberg, Chefökonom des Beratungsdienstes High Frequency Economics, bezweifelt indes, dass es Peking gelingen werde, die Wirtschaft rechtzeitig abzukühlen. Grund dafür sei unter anderem, dass die Provinzregierungen ein starkes Interesse an dem Fortbestand des Investitionsbooms haben. "Alles deutet auf einen Zusammenbruch", so Weinberg.

Vor allem die exportorientierte deutsche Wirtschaft könnte sich ein Platzen der Blase China nicht leisten. Nach Berechnungen von Morgan Stanley machten die steigenden Ausfuhren ins Reich der Mitte 28 Prozent des deutschen Exportwachstums aus.

Positiver sieht die Deutsche Bank der Entwicklung entgegen. Sie rechnet nicht damit, dass sich Zinserhöhungen so schnell auswirken werden. Goldman Sachs rechnet sogar mit einem umgekehrten Effekt der von Peking eingeleiteten Maßnahmen zur Eindämmung des Wirtschaftswachstums: "Die Maßnahmen drohen die Wirtschaft stärker abzubremsen als gewünscht und könnten so den Einbruch erst verursachen." (kh)

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