Athlon-Prozessoren mittlerweile günstiger als Pentium-III-Chips

11.04.1999
MÜNCHEN: Integratoren und Assemblierer können damit beginnen, Athlon-Systeme zu konfigurieren. Der schnelle AMD-Chip ist deutlich im Preis gefallen, und Motherboards sind in kleinen Stückzahlen erhältlich.

Die ersten Athlon-Hauptplatinen sind verfügbar. Fast unbemerkt füllen sich die Lager der Distributoren. "Wir können Boards von Gigabyte und Biostar liefern", erklärt Jörn Kohlbrock, Produktmanager bei Peacock. Noch sind keine riesigen Stückzahlen zu bekommen, doch für Assemblierer ist es kein Problem mehr, Systeme zu konfigurieren.

Schwierigkeiten, Athlon-Prozessoren zu kaufen, hatten Wiederverkäufer bisher nicht. Abgesetzt wurden dagegen nur wenige. Die Nachfrage ist aber durchaus vorhanden. Der AMD-Chip ist vor allem in Entwicklungslabors und Universitäten gefragt. "Nachdem der Athlon in der Fachpresse als das Performance-Wunder schlechthin dargestellt wurde, evaluieren ihn alle, die eine hohe Rechenleistung benötigen", sagt Kohlbrock. Die wenigen Mainboards, die die Fertigungsstätten verlassen haben, wurden ausschließlich an Systemintegratoren verkauft. Die Nachfrage ist so stark, daß Fachhandelskanal und Retailer leer ausgingen.

ATHLON-MAINBOARDS BESSER VERFÜGBAR

FIC gehört zu den ersten Herstellern, die sich offen zu dem neuen AMD-Prozessor bekannt haben. Das SD11 ist eine ATX-Platine, die mit einer Ultra-DMA/66-Schnittstelle, fünf PCI-Slots sowie je einem ISA- und AGP-Steckplatz ausgestattet ist. Für den Speicherausbau stehen drei Dimm-Sockel zur Verfügung, die sich mit maximal 768 MB bestücken lassen. Das Board basiert auf dem AMD 751 (Northbridge) und dem VIA VT82C686A (Southbridge). Der empfohlene Verkaufspreis des SD11 liegt bei rund 370 Mark.

Nahezu identisch sind die Mainboards von Biostar, Gigabyte und MSI. Die ATX-Platinen können mit fünf PCI-, zwei ISA-Slots und einem AGP-Port aufwarten. Die drei Dimm-Sockel lassen sich mit PC100-Bausteinen mit einer maximalen Kapazität von 768 MB bestücken. Alle drei Hersteller setzen derzeit noch auf den AMD-Chipsatz 751/756. Das M7MKA von Biostar kostet im Händlereinkauf zirka 295 Mark. Gigabytes GA-7IX können Wiederverkäufer für etwa 309 Mark einkaufen. Für das MS6167 von MSI müssen Fachhändler mit knapp 350 Mark kalkulieren.

EIN KAMPF IN DERSELBEN PREISKLASSE

Während Slot-A-Motherboards noch zirka 60 bis 90 Mark teurer sind als Slot1-Platinen, ist der AMD-Prozessor mittlerweile preiswerter als Intels Pentium III. Die 500-MHz-Version des Athlon ist beispielsweise bei Ingram Macrotron schon für 399 Mark zu haben. Ein Pentium III 500 kostet dagegen 449 Mark. Der Händlereinkaufspreis des PIII 650 liegt bei 1.113 Mark. Der Athlon 650 ist mit 989 Mark etwas günstiger. Preislich liegen die beiden Unternehmen nicht weit auseinander, doch hat AMD jetzt alle Trümpfe in der Hand. Die CPU ist nicht nur schneller, sondern nun auch günstiger.

Die Produktion des Athlon läuft besser als erwartet, so daß bis auf weiteres keine größeren Engpässe zu erwarten sind. Die Preise sind derzeit ebenfalls relativ stabil. Im Graumarkt wird der Chip so gut wie nicht gehandelt. Da nicht sicher war, ob sie auch passende Platinen bekommen, haben OEMs noch keine großen Stückzahlen geordert. Der Druck lastete bisher vielmehr auf der Distribution, denn zur Markteinführung gab es quasi kein einziges Mainboard, was den Athlon zunächst unverkäuflich machte.

Beobachter gehen davon aus, daß sich der Markt in den nächsten Monaten zunehmend AMD und auch Via annähern wird. Nach dem Camino-Debakel kann Intel den Motherboard-Herstellern keinen vernünftigen Chipsatz bieten. Der BX ist zwar ein Bestseller, doch er wird mit jedem Tag älter. Spätestens wenn die ersten Grafikkarten mit AGP 4x verfügbar werden, hat sein letztes Stündchen geschlagen. Derzeit hält den BX noch der Aktionismus einiger Hersteller am Leben, die zum Beispiel einen zusätzlichen Ultra-DMA/66-Controller integrieren und die Boards PC133-tauglich machen. Der i810 kommt zumindest in Deutschland nicht gut an.

Sobald sich Via von den Erdbeben in Taiwan erholt hat und wieder normal ausliefern kann, müssen die Motherboard-Hersteller auf den Apollo Pro 133 umsteigen. "Ein Hauptplatinenhersteller mit eigener Produktion muß im Monat etwa 200.000 Boards fertigen, um kostendeckend zu sein", erklärt ein Insider gegenüber <B>ComputerPartner</B>. "Wenn Intel nicht liefern kann, geht man einen anderen Weg."

Nicht verstummt sind jedoch Gerüchte, die besagen, daß AMD eine baldige Übernahme ins Haus stehen könne. Nachdem mehrere Quartale hintereinander rote Zahlen geschrieben wurden, ist die Finanzdecke dünn geworden. "Der K6-II läuft sehr gut", erklärt ein Distributor gegenüber <B>ComputerPartner</B>. "Der K6-III hat indessen immer noch ein Positionierungsproblem. So wie es aussieht, ist der Athlon AMDs einzige Chance, Geld zu verdienen." Kritiker werfen dem Hersteller vor, den Chip zu früh auf den Markt gebracht zu haben. Intel hatte immer wieder betont, daß zur Einführung eine Plattform komplett zur Verfügung stehen müsse. Bisher haben die nicht verfügbaren Mainboards den Athlon-Absatz klein gehalten.

Da Intel jedoch in seine eigene Falle gelaufen ist, könnte das die Rettung für AMD sein. Die Werbebotschaft des Marktführers lautete bisher immer, nur ein schnellerer Prozessor ist ein guter Prozessor. Was natürlich auch für das Drumherum wie PC133 und AGP 4x gilt. Bleibt zu hoffen, daß in der Kriegskasse von AMD noch genügend drin ist, um ein paar Monate zu überbrücken, damit nicht ein anderer die Früchte erntet. (kfr)

Zur Startseite