ATI: Corporate-Markt zieht an, Consumer-Geschäft läuft verhalten

20.11.2003
Der Markt für Grafikkarten wird nur noch von zwei Top-Playern beherrscht: ATI und Nvidia. ATI konnte in letzter Zeit seinem Erzrivalen Nvidia ordentlich Marktanteile abnehmen. ComputerPartner sprach mit Peter Edinger, Vice President von ATI Europe/EMEA, über die Marktlage in Deutschland. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

Am 30. September stellte ATI seine neue Radeon-XT-Serie vor. Diese Grafikkarten sollten bereits Anfang November in den Regalen liegen. Aber ATI konnte die Karten bislang nicht in der gewünschten Menge liefern. "Die Nachfrage gerade nach der Radeon 9600 XT hat uns völlig überrascht", gibt Peter Edinger, Vice President ATI Europe/EMEA, sofort zu. "Diese Grafikkarte ist die ideale Lösung für Spieler, die Highend-Leistung zu einem moderaten Preis haben wollen", führt er weiter aus. "Aber spätestens Ende November werden alle Lieferschwierigkeiten behoben sein", verspricht Edinger.

Nicht nur im mittleren Segment laufen die Geschäfte für ATI gut. Selbst das überschaubare Highend-Segment gebe Anlass zur Freude, erklärt Edinger. "Wir haben in den USA einen Testlauf gemacht und die Radeon 9800 XT prominent in den Läden präsentiert. Innerhalb von zwei Tagen haben wir rund 13.000 dieser Karten verkaufen können", reibt er sich die Hände. Bei einem Stückpreis von rund 500 Dollar sei das längst nicht selbstverständlich, so Edinger weiter. Am Preis habe ATI nämlich nichts gedreht, einzig durch dekorative Maßnahmen in den Geschäften sei die Karte hervorgehoben worden.

Insgesamt setzt ATI seinen Erzrivalen Nvidia immer mehr unter Druck. Weltweit hält der kanadische Grafikspezialist einen Marktanteil von 22 Prozent. "Aber in Westeuropa konnten wir diesen Anteil wesentlich steigern. Hier liegen wir weit über den 22 Prozent", freut sich Edinger. Zum Vergleich: Nvidia hält weltweit einen Marktanteil zwischen 60 und 70 Prozent.

Die Lage in Deutschland

Mit den Ergebnissen des abgelaufenen Geschäftsjahres (Ende 31. August 2003) zeigt sich Edinger sehr zufrieden. Auch im ersten Quartal laufen die Geschäfte gut, versichert er. "Gerade im Corporate-Bereich zieht die Wirtschaft in Deutschland stark an. Nur der Retail- und der Fachhandel tun sich zurzeit in Deutschland noch recht schwer", führt er weiter aus. Edinger hofft, dass das Weihnachtsgeschäft beim Fachhandel und im Retail noch einmal einen Schub bringt.

Gerade die kleineren Karten, wie beispielsweise die Radeon 9200, will Edinger in der nächsten Zeit stärker pushen. Hier habe ATI einen Marktanteil von etwa 50 Prozent. "Diesen Anteil wollen wir weiter ausbauen, und deshalb planen wir eine Aktion", so Edinger. Wie diese Aktion genau aussehen wird, wollte er aber noch nicht näher erläutern.

Im nächsten Jahr setzt ATI voll auf Grafikkarten mit PCI-Express-Schnittstelle. Diese neue Hochgeschwindigkeitsschnittstelle soll den AGP-Port ablösen. Vorgestellt hat ATI die ersten lauffähigen Grafikkarten bereits auf dem Intel-Developer-Forum in San Jose vor zwei Monaten. "Die ersten Muster gehen im Januar an die großen OEMs heraus", versichert Edinger. "Wir wollen die Karten zeitgleich mit der Einführung der Schnittstelle im Frühjahr ausliefern können", so Edinger weiter. "Dazu arbeiten wir sehr eng mit Intel zusammen."

Ob der neue Grafikchip weitere Funktionen enthält, wollte Edinger noch nicht preisgeben. Nur so viel verrät er hinter vorgehaltener Hand: "Der Chip ist eine teilweise Neuentwicklung des Radeon 9800 XT."

Meinung des Redakteurs

Im Gegensatz zu vor zwei Jahren sieht die Lage für ATI wieder besser aus. Mit dem Radeon-Grafikchip hat ATI ein Produkt im Portfolio, das dem Geforce-Chip von Hauptwettbewerber Nvidia nicht nur ebenbürtig, sondern in Teilbereichen sogar überlegen ist. Besonders die kleine Radeon 9200 kann mit der richtigen Marketingunterstützung die Standardkarte für Office-Rechner werden.

Zur Startseite