ATI RS 300: Chipsatz vom Grafikexperten

26.06.2003
Chipsätze für Prozessoren zu entwickeln war bislang immer eine Domäne von Intel und VIA. Nach einemerfolgreichen Start des ersten Chipsatzes für Pentium-Prozessoren stellt ATI nun die zweite Generation vor.

Intel ist mit seinen Chipsätzen mit integrierter Grafik gut im Geschäft. Besonders für Business-Anwendungen reicht die Grafikleistung der Chipsätze vollständig aus. Aber bei rechenintensiven3D-Anwendungen, wie beispielsweise Spielen, müssen Intels Grafik-Chipsätze passen.

Grafikspezialist ATI nimmt das zum Anlass, selbst einen Chipsatz zu entwickeln, der neben allen anderen Features auch einen Grafikprozessor enthält.

Die Grafikausgabe in den Chipsatz und dort in die Northbridge zu verlegen hat viele Vorteile. Erstens ist die Anbindung an den Prozessor optimal (siehe Kasten). Zum Zweiten lässt sich so ohne Umwege Grafikspeicher vom Hauptspeicher abzweigen. Das spart Platz auf dem Board und macht zudem das System wesentlich günstiger. Besonders bei Notebooks muss mit jedem Kubikzentimeter Raum gegeizt werden. Und was auch ganz wichtig ist: Weniger Komponenten bedeuten gleichzeitig weniger Stromverbrauch, was eine längere Betriebszeit des Notebooks nach sich zieht. Hier ist Geiz im wahrsten Sinne des Wortes wirklich geil.

Was bringt integrierte Grafik?

Zunächst einmal preiswertere Rechner. Heute drehen die meisten jeden Euro zweimal um, bevor er ausgegeben wird. Wer einen Computer kauft, will den besten für möglichst wenig Geld erstehen. PCs mit integrierter Grafik sind wegen der günstigeren Herstellungskosten klar im Vorteil. Leider aber ist der Spielespaß mit diesen Maschinen nicht so groß wie bei den anderen Geräten mit einer Extra-Grafikkarte.

Das will der kanadische Grafikspezialist ATI. Er integrierte in die Northbridge eine komplette Radeon 9200 ohne jegliche Abstriche, sie wurde eins zu eins übernommen. Das bedeutet: Der Käufer erhält eine vollwertige, hochwertige Grafikkarte, allerdings in integrierter Form. Von Haus aus erlaubt die integrierte Grafik den Anschluss eines TV-Gerätes, eines Flachbildschirms(DVI-Schnittstelle) und eines VGA-Monitors, kurz alles, was die Radeon 9200 auch kann.

Wem die eingebaute Grafik später nicht mehr reichen sollte, der kann über den AGP-8X-Slot eine noch größere Grafikkarte nachrüsten.

Der von ATI als RS 300 vorgestellte Chipsatz besteht, wie dies die Regel ist, aus zwei Bausteinen. Wie heute üblich werden DDR-400-Module mit einem maximalen Datendurchsatz von 6,4 GB pro Sekunde unterstützt (Dual Channel). Die Southbridge namens SB 200 bietet die üblichen Features, die man heute von einem Chipsatz erwarten kann. Dazu gehören integrierter AC 97-Sound, USB 2.0 und 10/100 Ethernet.

www.ati.de

ComputerPartner-Meinung

Mit dem neuen Chipsatz RS 300 will ATI an den Erfolg seines ersten integrierten Chipsatzes anknüpfen. Bis auf die integrierte Grafik besitzt der Chipsatz aber keine herausragenden Leistungen, die ihn von den Konkurrenzprodukten unterscheiden würden. Allerdings wird er aufgrund seiner hervorragenden Grafikfähigkeiten wohl dazu beitragen, den Business-Computer endgültig 3D-kompatibel zu machen. Trotz eines geringeren Anschaffungspreises braucht der Anwender damit nicht mehr auf schnellen Spielespaß zu verzichten. Besonders im Notebook- und im so genannten Desknote-Segment dürfte dem Chipsatz große Bedeutung zukommen. (jh)

North- und Southbridge

Heutige Computer bestehen immer aus denselben Komponenten: CPU, Speicher, Ein/Ausgabe-Bausteine und Grafikausgabe. Koordiniert werden alle diese Komponenten vom Chipsatz, der aufgrund seiner vielfältigen und komplexen Aufgaben aus zwei einzelnen Bausteinen, North- und Southbridge genannt, besteht. Die Northbridge kontrolliert und steuert den Datentransfer von und zur CPU, von und zum Hauptspeicher und zur Grafikkarte. Außerdem steuert sie den Datenfluss zur Southbridge, dem zweiten Baustein des Chipsatzes. Die Southbridge ist Herr über alle Ein- und Ausgabefunktionen des Computers. Dazu gehört neben den PCI-Schnittstellen auch die Steuerung des Datentransfers von und zu den Festplatten, CD-ROM-Laufwerken und allen externen Ein- und Ausgänge, wie beispielsweise USB-Ports und die Ethernet-Schnittstelle. Außerdem ist in der Southbridge auch die Soundausgabe implementiert.

Während es beim Datentransfer über die Southbridge eher gemütlich zugeht - hier treten "nur" Übertragungsraten von maximal einigen 100 MB pro Sekunde auf -, muss sich die Northbridge ordentlich ins Zeug legen. Die Transferleistung zur Grafikkarte (AGP 8x) liegt zurzeit bei etwa 2 GB pro Sekunde, und die zum Hauptspeicher beträgt bis zu 6,4 GB pro Sekunde. Da in der Northbridge alle Hochgeschwindigkeitsleitungen zusammenlaufen, bietet sich die Integration eines Grafikchips geradezu an. Hier sind die kürzesten Verbindungen zum Prozessor und zum Speicher. Und der Speicher lässt sich so auch gleich für die GPU mitbenutzen (Shared Memory), sodass sich der Systembauer teuren Grafikspeicher sparen kann. (jh)

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