Angriff auf VMware und Co.

Auch Oracle virtualisiert

19.11.2007

Auch Datenbankhersteller Oracle will jetzt im Virtualisierungsgeschäft zu Wort kommen. Mit "Oracle VM" hat das Unternehmen seine eigene, Xen-basierende Virtualisierungslösung auf der gerade zu Ende gegangenen Hausmesse "Openworld" angekündigt. Die Software, die auf x86-Server läuft und Linux- respektive Windows-basierte Anwendungen sowie Hardware virtualisieren soll, steht seit dem 14. November zum Download bereit. So kann jeder selbst prüfen, ob die Software tatsächlich "dreimal effizienter als verfügbare Produkte anderer Hersteller" ist, wie das Unternehmen sein Produkt bescheiden lobte. Mit deutlicher Breitseite gegen VMware, Xen-source, Red Hat und Novell erklärte das Unternehmen, es werde seine Software billiger anbieten als die Konkurrenz eben in derselben Weise, wie Oracle seit einem Jahr billigen Support für Red Hat Enterprise Linux anbietet.

Der Softwarehersteller verteilt das Produkt, das auch gridfähig ist, kostenlos. Zu zahlen ist wie bei Oracle "Unbreakable Linux" ausschließlich der Support. Der Einstiegspreis liegt bei 499 Dollar pro Jahr; bis zu zwei Prozessoren werden unterstützt. Für Systeme mit mehr Prozessoren kostet der Support 999 Dollar pro System und Jahr.

Oracle erklärte, das auf Open-Source-Software basierende Werkzeug werde mittels eines Browsers administriert. Inwieweit Administratoren damit virtuelle Umgebungen erzeugen oder von einem System auf ein anderes in Echtzeit migrieren können, steht noch dahin. Oracle verspricht jedenfalls, die Enterprise-Linuxe von Oracle und Red Hat sowie Windows-Server (sofern die Hardware Virtualisierung ermöglicht) zu unterstützen. Ein Host-System brauche die Software nicht, doch zumindest zwei Systeme, um neben der Software einen dazuentwickelten "Oracle VM Manager" zu installieren.

Oracle hat bereits eine Reihe von eigenen Anwendungen für den Einsatz mit "Oracle VM" zertifiziert, darunter die hauseigene Datenbank, die Middleware "Fusion" und Applikationen aus den Häusern Peoplesoft, J.D. Edwards und Hyperion.

VMware gab sich angesichts des Vorstoßes von Oracle äußerlich unbeeindruckt. "Wir hoffen, das ist der erste von vielen Schritten Oracles, Virtualisierung auf eine breitere Basis zu stellen", erklärte Pareg Patel, bei Oracle zuständig für das Allianzen-Geschäft.

Allerdings stellte VMware tags darauf seine erste Beta-Version der Version 2 seines kostenlosen VMware Server für Windows- und Linux-Systeme zum Downloaden ins Netz. Als Vorteile merkte das Unternehmen an: skalierbar bis zu 8 GB Hauptspeicher pro virtueller Maschine und zwei virtuelle SMP-Prozessoren, wobei auf dem Host-System 64 sogenannte virtuelle Maschinen ablaufen können. Und: Die Software ist Browser-gesteuert.

Meinung des Redakteuers

Mit dem Einstieg Oracles kommt noch mehr Bewegung in den Virtualisierungsmarkt als bisher. VMware und Xensource, Red Hat und Novell werden auf das Angebot des Datenbänklers reagieren müssen. Doch wie bisher gilt: Markteintritt ist nicht gleich Markterfolg. Auch Oracle muss erst beweisen, was von seiner Initiative zu halten ist insbesondere bei dem für das Unternehmen so schwierigen Thema Lizenzierung.

Wolfgang Leierseder

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