Auf dem Forum wurde über vieles geredet und über manches nicht

17.05.2001
Bei besten äußeren Wetterbedingungen fand am 10. Mai die Neuauflage des Computer-2000-"Forums" in München statt. Trotz des Pilotenstreiks der Lufthansa war die Halle 23 auf dem alten Messegelände gut gefüllt. Über vieles wurde geredet, über manches aber auch nicht — zumindest nicht offiziell.

Wer sich in diesen Tagen ein Bild davon machen möchte, wie sich bei der Computer 2000 Deutschland GmbH die Geschäfte entwickeln, der ist in erster Linie auf Gerüchte und Mutmaßungen angewiesen. Denn offiziell äußert man sich bei dem Münchener Distributor nicht zu diesem Thema. Das liegt vor allem an dem neuen Pressesprecher Peter Rehn-ke. Der kommt von Intershop und erzählt gerne, wie scharf die ame-rikanische Börsenaufsicht gegen solche Unternehmen vorgeht, die ihre kursrelevanten Informationen nicht allen Interessenten auf der ganzen Welt gleichzeitig verfügbar machen. Und da Computer 2000 eine Tochter des amerikanischen Distributors Tech Data sei und da Tech Data an der US-Börse Nasdaq gelistet sei, dürfe man hier in Deutschland nichts sagen. Sorry.

Und was sagen die Gerüchte? Die Gerüchte sagen, dass Computer 2000 in Deutschland ein rabenschwarzes erstes Quartal des neuen Geschäftsjahres hatte (minus drei Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum) und dass Geschäftsführer Ronald Apelt, um die Kosten zu drücken, Mitarbeiter entlassen müsse. Die Zahl von 150 macht in diesem Zusammenhang die Runde, wobei vor allem Mitarbeiter in der Probezeit und mit zeitlich befristeten Verträgen betroffen seien. Das sei alles nicht wahr, sagt Pressesprecher Rehnke. Was wahr ist, sagt er allerdings nicht, weil er das nicht dürfe, sonst würde ihm die amerikanische Börsenaufsicht auf die Füße treten. Und im Übrigen, sagt er noch mit Nachdruck, wolle er über diese Gerüchte nichts in der Zeitung lesen. Rehnke ist 26 Jahre alt und berichtet an den Leiter Marketing Communications bei Computer 2000, Udo Fußbroich.

Ein wenig sagt Geschäftsführer Roland Apelt im Gespräch mit ComputerPartner auf dem C2000-Kongress am 10. Mai in München dann doch noch. Nämlich, dass man im Januar einen neuen Rekordumsatz eingefahren habe, dass der Markt aber heute härter geworden sei und dass es keine Innovationen gebe, welche die Nachfrage stimulierten. "Die Systeme draußen im Feld laufen, es gibt wenig Gründe, neu zu investieren", erklärt der Computer-2000-Geschäftsführer. Daher komme es in dieser Situation auf die "Optimierung der Kos-tenstrukturen" an. Und: "Wir werden mit Neueinstellungen sehr viel vorsichtiger sein." Im Übrigen müsse man berücksichtigen, dass das Vergleichsquartal des Vorjahres aufgrund des Zusammenbruchs des ehemaligen Konkurrenten CHS für die CHS-Wettbewer- ber untypische hohe Umsätze gebracht habe und daher als Maßstab nicht recht tauge.

Ansonsten war es ein schöner und sonniger Tag in München. Und viele der angereisten Teilnehmer des C2000-Forums - "der zweitgrößten Münchener IT- und TK-Fachhandelsmesse neben der Systems" (PR-Mitteilung) - bekamen nostalgische Gefühle, weil sich der bayerische Distributor in diesem Jahr die Halle 23 des alten Messegeländes auf der Theresienhöhe ausgesucht hatte. Der Himmel war also nahezu wolkenlos blau, und es waren auch gar nicht so viele Flugzeuge wie sonst unterwegs, die ihr weißes Band hinter sich her zogen. Der Grund: Es war Donnerstag und die Lufthansapiloten streikten. Das erforderte nicht nur von den rund 400 von Computer 2000 eingeladenen VIPs Flexibilität, sondern auch von anderen, die auf Bahn oder Auto umsteigen mussten. Wie zum Beispiel von Sandra Bielor vom Internet-Versandhaus Cyberport. de GmbH in Dresden, die statt des knapp einstündigen Fluges mehr als dreieinhalb Stunden im Auto verbringen musste und noch Glück hatte, dass sie ohne Stau durchkam.

Rund 2.100 Händler hatten sich angemeldet. Wie viele dann tatsächlich den Weg nach München gefunden hatten, konnte niemand mit Bestimmtheit sagen. Die Halle war jedenfalls recht gut gefüllt, die Händler informierten sich bei den knapp 80 Ausstellern oder den Vorträgen. Besonders zwei Programmpunkte - neben einer Quizshow nach dem TV-Vorbild "Wer wird Millionär?" von Günter Jauch - standen im Mittelpunkt des Interesses: Zum einen der Vortrag von Fujitsu-Siemens-Geschäftsführer Uli Kemp, der noch einmal das starke Bekenntnis des Unternehmens zum indirekten Vertrieb unterstrich. Zum anderen fand das Referat von Microsoft-Consultant Martin Marx zum Thema "Produktaktivierung für Office XP" großen Zulauf. Obwohl Marx sein Referat gleich zwei Mal hielt, reichten die Plätze bei weitem nicht aus, um allen Interessenten einen Sitzplatz zu bieten.

In seiner Begrüßungsansprache kritisierte Computer-2000-Chef Apelt den Versuch einiger "unter Quartalsdruck geratenen Hersteller", erneut das Direktgeschäft zu forcieren und "damit arbeitsteiligen Prozessen" entgegenzuwirken. Ablehnend äußerte er sich ferner zu solchen elektronischen Marktplätzen, "die billigend in Kauf nehmen, dass die im Markt existierenden Handelsstufen nicht klar abgegrenzt sind oder - um es härter zu formulieren - mutwillig übersprungen werden sollen". Darüber hinaus versprach der Com-puter-2000-Geschäftsführer den Händlern neue Initiativen im Bereich Value Added Services sowie eine weitere Verbesserung der "Cut off Time", bis zu der der Münchener Distributor eine 24-stündige Belieferung zusichern kann. Und: "Wir wollen jederzeit für Sie die umfassendste Palette von Qualitätsprodukten und A-Brands im Angebot haben." (Den vollständigen Wortlaut der Rede Apelts können Sie auf der ComputerPartner-Homepage www.computerpartner. de nachlesen.) Zum Schluss des Gesprächs mit ComputerPartner bricht Apelt dann doch noch sein Schweigegelübde in Bezug auf die Geschäftsentwicklung. Völlig oh-ne Rücksicht auf die amerikanische Börsenaufsicht antwortet er auf die Frage nach seiner Erwartung für den Rest des Jahres: "Wir bereiten uns auf ein sicherlich erfolgreiches zweites Halbjahr vor." (Kommentar zu diesem Artikel auf Seite 8) (sic)

www.computer2000.de

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