Auf der Suche nach der Definition des Retailers

31.08.2000
Bereits zum siebten Mal lud Ingram Macrotron am 19. und 20. August in München zum "Retail Summer". Im Vordergrund standen dabei das überarbeitete Online-Bestellsystem sowie Fachvorträge der ausstellenden Firmen.

Johanna Aschberger ist zufrieden mit dem Verlauf der diesjährigen Veranstaltung. 220 Kunden - und damit 50 mehr als im Vorjahr - konnte die Leiterin der Retail-Abteilung bei Ingram Macrotron in ihre Besucherliste eintragen. Zudem haben sich 33 Hersteller mit Neuheiteninforma-tionen, Produktausstellungen und Fachvorträgen an dem Event be-teiligt. Dabei macht die Mana-gerin deutlich, dass es nicht so einfach ist, an die Entscheidungsträger im Retail-Kanal heranzukommen. "Einige Unternehmen sehen es nicht gerne, dass ihre Mitarbeiter solche Veranstaltungen besuchen." Dazu kommt für den Broadline-Disti die Problematik, dass die Definition des Retailers in der Branche unterschiedlich ausfällt. Während einige rein die Großflächenvermarkter wie beispielsweise Media-Markt oder Medi Max zu dieser Gruppierung hinzurechnen, zählen für andere auch Franchiser wie PC-Spezialist und Vobis zur Retail-Klientel. Um bei Macrotron als Retailer geführt zu werden, müssen die Kriterien bundesweiter Auftritt, überregionale Werbung und Ladengeschäfte erfüllt sein.

Online-Bestellsystem für Retailer angepasst

Stolz ist Aschberger auf die jüngste Anpassung des Online-Bestellsystems "IM.order" speziell auf die Anforderungen der Retail-Kundschaft. "Unsere EDV-Abteilung hat es geschafft, eine eigene Plattform für die Retailer zu schaffen." Demnach werden in das System eigene Preiskategorien eingepflegt, Infos und Bilder der Produkte zur Verfügung gestellt, und die echte Verfügbarkeit wird sogar in Stück angegeben. In Vorbereitung befindet sich ein Reservierungs-Tool, mit dessen Hilfe eine Warenmenge für einige Stunden geblockt und anschließend auf Wunsch direkt nach Bedarf auf die eigenen Filialen verteilt werden kann. Somit spart der Kunde Logistikaufwand und Kosten.

Endkundengeschäft im Bereich Logistik forcieren

Auch im Endkundengeschäft will sich Macrotron in Zukunft stärker engagieren. So läuft nach Angaben von Aschberger derzeit ein Outsourcing-Projekt im Feldversuch, bei dem Macrotron für Dell die Warenlieferung an Endkunden übernimmt. Dieses Geschäftsfeld soll weiter ausgebaut werden.

Trotz der vielfältigen Möglichkeiten, sich online zu informieren und zu bestellen, legen die Retailer, deren Anteil etwa 15 Prozent am Macrotron-Gesamtumsatz ausmacht, laut Aschberger großen Wert auf individuelle Betreuung: "Viele unserer großen Kunden nutzen E-Commerce zur Informationsgewinnung, bestellt wird aber nach wie vor gerne per Telefon. Zumal individuelle Konditionen zwar ab-gebildet, große Mengen jedoch ohnehin nur im persönlichen Ge-spräch abgestimmt werden können."

Oftmals sieht sich das Retail-Team des Dornacher Distributors mit ganz besonderen Herausforderungen konfrontiert: Viele der zum Kundenstamm zählenden SB-Warenhäuser haben nämlich gar keinen E-Mail-Account, daher ist der Newsletter per Fax auch in der IT-Branche noch gang und gäbe. (akl)

www.ingram-macrotron.de

Ingram Macroon AG

Facts & Figures

"Das letzte Geschäftsjahr war von Herausforderungen geprägt: Wir mussten mehrere große Projekte gleichzeitig bewältigen und außerdem erhebliche Wachstumsschübe der vergangenen Jahre verkraften, anstatt uns erst einmal zu konsolidieren", betont Michael Kaack, Vorstandsvorsitzender der Ingram Macrotron AG, anlässlich der Bilanzkonferenz zum Geschäftsjahr 1999.

Hier das wichtigste Zahlenwerk: Der Konzern mit den Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz musste im vergangenen Jahr ein Minus von 326.000 Mark hinnehmen, "das in den Verlusten der österreichischen Tochter begründet liegt, alle anderen schreiben schwarze Zahlen", erläutert Kaack. So auch in Deutschland: Hier erwirtschaftete die AG einen bescheidenen Jahresüberschuss von 284.000 Mark. Der Gesamtumsatz des Konzerns hat sich im Vergleich zum Vorjahr von rund 3,1 auf 4,8 Milliarden Mark erhöht. Davon entfallen rund vier Milliarden Mark auf die deutsche Distribution, die wiederum "eine Steigerung um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vorweisen kann, wobei das operative Wachstum etwa 30 Prozent beträgt." Im ersten Halbjahr 2000 hat der Ingram-Macrotron-Konzern einen Umsatz von 2,6 Mil-liarden Mark erzielen können, "und das Ergebnis zeigt schwarze Zahlen", versichert Kaack. (via)

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