Auf ein Wort, Herr Hauser

17.10.2002
Der OCR-Spezialist Scansoft hat vergangene Woche die Geschäftsbereiche Speech Processing Telephony und Speech Processing Voice Control des Elektronik-Giganten Philips gekauft. ComputerPartner sprach mit Peter Hauser, Senior Vice President von Scansoft.

Mit dem Kauf der Speech- Processing-Telephony und Speech- Processing-Voice-Control von Philips hat Scansoft seine Sparte der Spracherkennung und -Synthese aufgestockt. Erst vergangenen Dezember hat das bis dahin nur im OCR-Bereich tätige Unternehmen sich den Sprachspezialisten Lernout & Hauspie einverleibt. Mit dem Kauf der Philips Divisions hat Scansoft nicht nur die Technologie sondern auch die Entwickler von Philips an drei Standorten in Dallas, Taiwan und Aachen übernommen. Insgesamt stockt Scansoft damit sein Personal um rund 180 Mitarbeiter auf.

Nach Presseberichten war Scansoft der Deal 35,4 Millionen Euro wert. Und das Vertrauen von Philips in das Unternehmen scheint recht groß zu sein, denn Scansoft will den Kauf mit Aktien über einen Zeitraum von drei Jahren bezahlen.

Peter Hauser, Senior Vice President und General Manager von Scansoft, sieht in dem Zukauf der neuen Technologie keinen Bruch mit der alten Sparte: "OCR-Software und Spracherkennung, beziehungsweise Sprachausgabe werden zusammenwachsen", gibt er sich zuversichtlich. "Besonders bei der ASRTechnologie (Automatic Speech Recognition) sehe ich große Zukunftschancen. Gerade die Steuerung per Sprache wird in wenigen Jahren nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken sein", führt Hauser weiter aus. Er glaubt, dass bald intelligente Kopierer auf den Markt kommen werden. Diese Geräte sollen dann nicht nur kopieren, sondern die eingescannten Texte gleichzeitig in Textdateien umwandeln können. Das Bedienpanel soll nach seinen Worten verschwinden, und eine intelligente Sprachsteuerung wird dann alle Funktionen des Gerätes ausführen.

In der neuesten Version der Scansoftware "Omnipage 12" sind schon Teile der Text-to-Speech-Technologie von Lernout & Haus-pie enthalten. Zum Beispiel kann sich der Anwender jetzt eingescannte Texte vorlesen lassen. Das sei aber nur der Anfang, glaubt Hauser. In den Neuentwicklungen, die erst in den nächsten Jahren auf den Markt kommen, werden immer mehr Sprachroutinen Einzug halten. Das betreffe nicht nur Geräte des täglichen Lebens, sondern auch Softwareanwendungen.

Besonders in der Automobilbranche sieht Hauser ein großes Zukunftspotenzial. "In den nächsten Jahren werden nicht nur Autos der Oberklasse, sondern auch Mittelklassefahrzeuge den Fahrer per Sprachausgabe auf Gefahrensituationen hinweisen können", visioniert Hauser. "Scansoft hat heute schon die Software dazu", glaubt er und führt weiter aus: "Mit dem Kauf der Sprachlabors von Philips sehen wir uns gut gerüstet, um auf dem Gebiet der Spracherkennung und Sprachausgabe im Markt eine führende Rolle spielen zu können."

www.scansoft.de

ComputerPartner-Meinung:

Zugegeben, Sprachsteuerung wird uns in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft überall das Leben erleichtern. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Heute jedenfalls ist die Spracherkennung gerade den Kinderschuhen entwachsen. Es müssen noch viele Entwicklungsstunden investiert werden, bis sie zuverlässig arbeitet. Scansoft hat sich jedenfalls die Grundlagen gesichert, und man darf gespannt sein, was das Unternehmen als nächstes auf den Markt bringen wird. (jh)

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