Auffällige personelle Verflechtung bei freenet-Aktionären

09.07.2007
Von Stefan Paul Mechnig

Von Stefan Paul Mechnig

Dow Jones Newswires

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Im Aktionärskreis der freenet AG, die mit Forderungen nach Verkauf oder Aufspaltung des Unternehmens und einer höheren Sonderdividende konfrontiert ist, gibt es eine auffällige personelle Verflechtung. Eine Gießerei aus Bayern, die eine drastische Anhebung der Extra-Ausschüttung verlangt, hat einen Aufsichtsrat, der gleichzeitig Kontrolleur und Anteilseigner beim freenet-Großaktionär Drillisch ist. Es handelt sich um Nico Forster, der in den 90er Jahren eine Vorläufergesellschaft des heutigen Mobilfunkanbieters gegründet hatte.

Die EMG Casting AG aus dem oberbayerischen Waldkraiburg hat vorige Woche für die freenet-Hauptversammlung am 20. Juli den Antrag gestellt, die vom Vorstand vorgeschlagene Sonderdividende von 5,50 EUR auf 11,50 EUR aufzustocken. Die Firma kritisiert, dass aus dem Bilanzgewinn von 1,17 Mrd nur 576 Mio EUR den Aktionären zu Gute kommen sollen. Dies stehe im Widerspruch zu Ankündigungen des Vorstands, die liquiden Mittel auszuschütten, falls sich vorher - wie offenbar der Fall - keine Zukäufe ergäben.

EMG-Vorstandsmitglied Manuela Keller sagte der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires, das Unternehmen habe vor einigen Wochen freenet-Aktien vor dem Hintergrund öffentlich zugänglicher Informationen über den Hamburger Internet- und Mobilfunkanbieter erworben. Aufsichtsrat Forster habe nicht dazu geraten. Eine mögliche hohe Sonderdividende sei für EMG lukrativer als die Anlage überschüssiger Barmittel als Tagesgeld, sagte Keller.

Der Drillisch-Vorstandsvorsitzende Paschalis Choulidis sagte auf Anfrage, ihm sei kein Zusammenhang zwischen seinem Unternehmen, seinem Aufsichtsrat und Anteilseigner Forster und der EMG bekannt. Auch habe er persönlich nicht gewusst, dass Forster ausweislich des Drillisch-Geschäftsberichts neben anderen Aufsichtsratsmandaten auch einen Kontrolleursposten bei EMG Casting innehat. Forster, der zu Hochzeiten des Neuen Marktes zu Geld kam und jetzt privatisiert, hält knapp 3% an der Drillisch AG. Das Unternehmen aus Maintal bei Frankfurt ist wiederum mit 8% an freenet beteiligt.

Choulidis hatte vorige Woche im Interview mit Dow Jones gesagt, er rechne damit, dass auf der freenet-Hauptversammlung aus den Reihen der Aktionäre Anträge auf Erhöhung der Sonderausschüttung kommen. Drillisch sei bereit, solche Maßnahmen zu unterstützen. Forster war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Der Vorstand der freenet AG hat den Antrag von EMG und ein weiteres ähnliche Begehren eines Privataktionärs abgelehnt. Eine Erhöhung der vorgeschlagenen Extra-Dividende von 5,50 EUR wäre nur durch die Aufnahme von Fremdkapital möglich. Einen entsprechenden Beschluss dürfe das Management aber bis zum 18. August nicht treffen. Dies sähen die Prozessvergleiche vor, die das Unternehmen mit den Gegnern der Fusion von freenet und mobilcom geschlossen habe.

Webseiten: http://www.freenet-ag.de

http://www.drillisch.de

http://www.emg-casting.de

Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213,

TMT.de@dowjones.com

DJG/stm/brb

Copyright (c) 2007 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite