Aufschwung bei Highend-, Flaute bei Lowbudget-Modellen

13.04.2000
Motherboards sind zunehmend mit Audiochips bestückt. Dies drückt auf den Absatz von Lowbudget-Soundkarten. Hochwertige Modelle erleben dagegen einen Aufschwung, da immer mehr Anwender bereit sind, für ihr Soundvergnügen richtig Geld auszugeben.

Der Soundkarten-Markt befindet sich in einer Umstrukturierungsphase. "Die Tendenz geht zu höherwertigen Karten, es wird bewusster auf die gebotenen Features geachtet und auch dafür bezahlt", sagt Andreas Marocco, Produkt-Marketing-Manager Multimedia & Home Entertainment bei Ingram Macrotron. Walter Marx, Produkt-Manager bei Computer 2000, sieht es ähnlich: "Der Absatz von Billigprodukten ist deutlich zurückgegangen. Im Lowcost-Bereich setzen die Hersteller und Integratoren auf Motherboards mit integriertem Soundchip."

Für die Verantwortlichen von Terratec befindet sich Gesamtmarkt weiterhin im Wachstum. "Getrieben wird der Markt sowohl durch den höheren PC-Absatz als auch durch die immer zahlreicheren Anwendungsmöglichkeiten beziehungsweise die immer besser werdende Rechnerleistung", erklärt Christoph Müllers, Manager Communication & PR bei Terratec. "Auch bei so genannten Business-PCs nimmt der Einsatz von Soundkarten aufgrund von Internet, Videoconferencing und sprachorientierten Lösungen zu."

Seitens der Anbieter findet in Europa ein Konzentrationsprozess statt. "Es werden nur noch höchstens vier Markenhersteller in diesem Segment vertreten bleiben", schätzt Müllers. Marx sieht vor allem auf Nonames und Lowbudget-Hersteller schwere Zeiten zukommen. Wobei der deutsche Fachhandel sowieso nach dem Motto vorgeht: Du sollst neben Creative Labs und Terratec keinem anderen Soundkarten-Hersteller huldigen. "Der Markt wird derzeit von zwei Unternehmen beherrscht", sagt Rainer Mühlig, Senior Produkt-Manager Multimedia bei Peacock. "Creative Labs hält einen Marktanteil von zirka 70 Prozent, und auf Terratec entfallen rund 25 Prozent - mit steigender Tendenz." Den Rest teilen sich Firmen wie Aztech, Guillemot, Typhoon oder Videologic.

Zuerst muss der Preispunkt stimmen

Um bei einem PC möglichst niedrige Preispunkte zu erreichen, werden immer mehr Funktionen auf die Hauptplatine integriert. Bisher wurde aber stets nur die Zukunft der Grafikkarte in Frage gestellt, vom Soundboard war nicht die Rede. Ein Blick auf die aktuelle Mainboard-Riege zeigt jedoch, dass es so gut wie kein Produkt mehr gibt, das nicht über einen On-Board-Audiochip verfügt.

Dies hat natürlich Auswirkungen auf das Integrationsgeschäft. "Durch die sinkenden Preise im PC-Markt sind die Soundkartenverkäufe im Komponentenbereich nicht angestiegen, obwohl immer mehr Rechner gebaut werden", sagt Peacock-Manager Mühlig. Eric Schäfer sieht es ähnlich. "Das Integrationsgeschäft mit günstigen bis sehr günstigen Soundkarten vor allem aus dem Noname-Bereich geht bereits stark zurück. Nur hochwertige Multimedia-PCs werden noch mit höherwertigen Audioboards ausgerüstet", sagt der Product-Group-Manager Multimedia & Home Entertainment von Ingram Macrotron.

On-Board-Lösungen können laut Marx "von der Qualität her zwar mit preiswerten PCI-Steckkarten mithalten, bilden insgesamt aber die Minderheit. Dadurch und vor allem aufgrund der steigenden Verbreitung von On-Board-Sound ergibt sich Potential für spätere Nachrüstgeschäfte."

Das Einkaufsverhalten der Integratoren und Assembler ist stark kostenorientiert. "Der Preis ist auf jeden Fall das ausschlaggebende Kriterium, da sich Billigsoundkarten in der Leistung nicht groß unterscheiden", sagt Marocco. "Für viele zählen aber auch Kriterien wie Installation, Support, Treiber und Verfügbarkeit", erklärt Mühlig.

Im Lowentry-PC-Bereich stellt der Preis einen wesentlichen Faktor dar. Bei höherwertigen Systemen spielt er sicherlich auch eine Rolle, jedoch wird hier mehr auf bessere Systemkomponenten und Soundqualität geachtet. Zudem wird in diesem Segment unter anderem auch die Soundkarte als Differenzierungsmerkmal genutzt. "BTO-Rechner tragen sowieso den individuellen Anforderungen der Kunden Rechnung, die in der Regel eine Soundkarten-Lösung bevorzugen", konstatiert Müllers.

Vierkanal- und SurroundSysteme sind gefragt

"Anspruchsvolle Kunden wählen ihre Soundkarte nach Features und Marke aus", sagt Schäfer. "Wichtige und gesuchte Merkmale sind digitale Ein- und Ausgänge, die Unterstützung möglichst vieler 3D-Soundstandards wie A3D und EAX, hochwertige und gut klingende Chipsätze und Board-Designs, ausgereifte Treiber, hochwertige und reichhaltige Zusatzsoftware, die Eignung für den Betrieb mit vier Lautsprechern und die Tauglichkeit zur Musikproduktion."

"Es gibt keine Zahlen über den Umfang des reinen Nachrüstgeschäftes, jedoch gehen wir von einer enormen Größenordnung aus", erklärt Müllers. "Viele Kunden entdecken nach dem Kauf, dass On-Board-Chips oder Lowcost-Karten für weitergehende Aufgaben und Qualitäten wenig oder gar nicht geeignet sind." Beim Kauf eines Add-on-Boards kommt es sowohl auf das zur Verfügung stehende Budget des Käufers als auch auf den Anwendungszweck an. Hierbei spielen sowohl der Spielebereich sowie die Musikerstellung und -bearbeitung als auch das Internet (Video-/Audiostreams, MP3) eine entscheidende Rolle. (kfr)

www.computer2000.de

www.macrotron.de

www.peacock.de

www.terratec.de

www.europe.creative.com/germany/

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