Aus der Insolvenz zur Konvergenz

11.03.2004
In Form der "Elmeg Communication Systems GmbH" übernimmt der thüringische IT-Hersteller Funkwerk die Sahnestücke des bankrotten TK-Anlagenbauers Elmeg. Das ostdeutsche Unternehmen, das sich mit Artem und Bintec schon deutsches IT-Know-how aus Insolvenzen zugekauft hatte, macht damit einen Riesenschritt in Richtung Sprach-/Datenkonvergenz. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Thomas Hafen

Elmeg ist aus dem Gröbsten raus. Der TK-Anlagenbauer, der sich seit Juli 2003 in Insolvenz befand, ist - zumindest teilweise - in Sicherheit. "Wir sind froh, unter dem Dach der Funkwerk Schutz gefunden zu haben", sagt Elmeg-Geschäftsführer Wolfgang Harderich. In einem Asset Deal pickte sich der TK-Hersteller aus dem thüringischen Kölleda die Rosinen aus der Insolvenzmasse und übernahm als 100-prozentiger Gesellschafter die "Elmeg Communication Systems GmbH" mit rund 70 Mitarbeitern. In ihr sind Entwicklung, Vertrieb und Support der alten Elmeg vereint. Keine Rettung gab es dagegen für die Produktion in Peine und die restlichen rund 260 Beschäftigten, die ihre Arbeitsplätze verloren. Immerhin bleibt die Fertigung in Deutschland. Sie wird outgesourct und vom Dienstleister Tonfunk übernommen, der in Sachsen-Anhalt residiert.

Zusammenarbeit mit Artem, Bintec und Funktel

Pünktlich zur Cebit stellte Funkwerk nun der Öffentlichkeit vor, wie es bei Elmeg weitergehen soll. Der Anbieter, der vor allem mit Kunden aus dem öffentlichen Bereich groß geworden ist, will mit dem TK-Spezialisten seine Unternehmenssparte "Enterprise Networks" komplettieren. In ihm sind neben der Funkwerk-Tochter Funktel mit dem WLAN-Spezialisten Artem und dem Router-Produzenten Bintec bereits zwei Firmen versammelt, die trotz hochwertiger Produkte gescheitert waren und die der Schnäppchenjäger in den vergangenen Jahren aus der Insolvenz übernommen hat. "Wir glauben an das Zusammenwachsen der Netze. Mit Elmeg haben wir uns das Thema Sprache ins Unternehmen geholt", sagt Hans-Ekkehard Domröse, der für den Bereich verantwortlich zeichnet.

Dank Elmeg ist Funkwerk dem Ziel, Konvergenzprodukte anbieten zu können, ein großes Stück näher gekommen. Aus Artem-WLAN-Systemen, Bintec-Routern, Elmeg-TK-Anlagen und den Dect-Systemen von Funktel sollen Komplettlösungen entstehen, die den Sprach- und Daten-Kommunikationsbedarf kleinerer und mittlerer Unternehmen mit verteilten Standorten abdecken können. Bis sich die Zusammenarbeit mit den anderen Funkwerk-Töchtern in konkreten Produkten niederschlägt, wird noch etwas Zeit vergehen. "Wir planen, zur Cebit 2005 die ersten Produkte vorzustellen", sagt Harderich.

Starke Position im TK-Handel

Auch die traditionell guten Beziehungen des TK-Herstellers zum Channel sieht Domröse gerne: "Dank Elmegs starker Position erschließen wir uns nun auch den TK-Fachhandel", sagt Domröse. Darüber hinaus gibt es eine Vertriebskooperation mit Detewe im Bereich modularer TK-Anlagen, die noch einmal die Kundenbasis erhöhen soll. Umgekehrt könnten Partner und Distributoren, die auf Telekommunikation spezialisiert sind, von der neuen Firmenkonstellation profitieren: "Für den TK-Vertrieb bietet die Kombination von Elmeg mit Artem, Bintec und Funktel gute Chancen, ihr Geschäft in Richtung IT auszuweiten."

In der neuen Elmeg soll der Channel wichtiger werden als bisher. "Der Fachhandel gibt ganz klar den Takt an", sagt Harderich. Rund 50 Prozent Umsatz will er mit dem deutschen Vertriebspartnern machen, weitere 25 Prozent soll der Channel in den Auslandsmärkten bringen. Sinken wird dagegen die Bedeutung der OEM-Partner Deutsche Telekom und Telefónica, die nur noch 25 Prozent zum Umsatz beitragen sollen.

Meinung des Redakteurs

Ganz im Verborgenen hat sich Funkwerk zu einem ITK-Hersteller gemausert, der sowohl für Großkunden und Behörden interessante Lösungen anzubieten hat, als auch kleine und mittlere Unternehmen bedient. Mit der Übernahme von Elmeg erhöhen sich die Chancen des Anbieters, beim Zusammenwachsen von Sprach-Datenkommunikation vorne mitzuspielen.

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