"Ausbildung ist Einstellungssache"

14.09.2000
Seit 1991 bildet Newcomp Computersysteme in Parkstetten Bürokaufleute aus. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen auch zwei Lehrlinge, aufgenommen, die den Beruf des Informatikkaufmanns erlernen. ComputerPartnerRedakteurin Kerstin Juchem sprach mit Geschäftsführer Werner Kreiner über die Vor- und Nachteile, in den neuen IT-Berufen auszubilden.

Die vier IT-Ausbildungsberufe sind erst vor knapp drei Jahren geschaffen worden. Werden die Berufe überhaupt gebraucht?

Kreiner: Die neuen IT-Ausbildungsberufe sind absolut notwendig, da beispielsweise bei uns in den letzten Jahren nur Bürokaufleute ausgebildet und umgeschult wurden.

Inwieweit stimmen Ausbildungsprofil und tatsächlich geforderte Fähigkeiten überein?

Kreiner: Die Ausbildungsberufe Fachinformatiker und IT-Systemelektroniker halte ich für sinnvoll und notwendig. Falls die Ausbildungsbetriebe den Auszubildenden die notwendigen Produkte im Soft- und Hardware-Bereich zur Verfügung stellen und sie richtig einweisen, kann innerhalb von drei Jahren aus einem Lehrling ein gefragter IT-Experte werden.

Bei den Informatik- und IT-Sys-temkaufleuten bleibt abzuwarten, ob die Ausbildungspläne den Bedürfnissen des Marktes und der Wirtschaft gerecht werden. Außerdem ist fraglich, ob die Berufsschulen mit dem technischen Fortschritt mithalten können.

Um die neuen IT-Berufe bekannt zu machen, wird kräftig die Werbetrommel gerüht. Wie ist die Nachfrage der Jugendlichen, wenn Sie einen Ausbildungsplatz anzubieten haben?

Kreiner: Die Nachfrage nach den neuen Ausbildungsberufen ist derzeit noch gering. Die zuständigen Kammern sollten mehr mit den Betrieben Rücksprache halten und so die notwendigen Ausbildungsberufe bei jungen Leuten anpreisen und anschließend vermitteln.

Als Ausbildungsbetrieb inves-tiert man einiges an Zeit und Geld in einen Lehrling. Lohnt sich der Aufwand für Sie?

Kreiner: Richtig, man investiert eine Menge an Zeit und damit auch an Geld in einen Lehrling. Der Aufwand rechnet sich in keinster Art und Weise, jedoch geht man natürlich davon aus, dass die besten Lehrlinge auch nach Beendigung der Lehrzeit im eigenen Betrieb bleiben.

Die neuen IT-Berufe stecken noch in den Kinderschuhen. In diesem Stadium gibt es erfahrungsgemäß auch Kinderkrankheiten. Wo hakt es noch?

Kreiner: Ein gewaltiges Problem ist für uns das "Nicht-up-to-date-Sein" der Berufsschulen und der Kammern. Das Wissen, das in den meisten Betrieben vermittelt wird, ist in den Schulen nicht bekannt oder kann aus technischen Gründen nicht aufgegriffen werden.

Wie klappt die Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Berufsschule ansonsten?

Kreiner: Die Kommunikation zwischen Betrieb und Berufsschule könnte durchaus verbessert werden. Aber dazu stehen wahrscheinlich zu wenige Lehrkräfte bereit, die auch das notwendige technische Wissen besitzen, um konkret auf die Wünsche der Wirtschaft einzugehen.

Welchen Tipp würden Sie einem Kollegen geben, der mit dem Gedanken spielt, in seinem Betrieb auszubilden?

Kreiner: Ob jemand ausbildet oder nicht, ist auch eine Einstellungssache, denn - wie gesagt -, der damit verbundene Aufwand und auch die Verantwortung sind groß. Aber es sollen ja auch Spezialisten dabei hervorgehen, welche in der Wirtschaft dringend benötigt werden. Falls die Ressourcen zur Ausbildung bereitstehen, sollte man rein aus dem eigenen Verantwortungs-bewusstsein zu Staat und Wirtschaft Lehrlinge einstellen.

Ist die Ausbildung in den neuen Berufen für Sie eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

Kreiner: Ich sehe die Ausbildung in den neuen Berufen durchaus als Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zu begegnen. An einen Erfolg der Greencard glaube ich nicht. Unsere Politiker können doch nicht ernsthaft denken, dass hochqualifizierte Spezialisten im Ausland darauf gewartet haben, in Deutschland "auszuhelfen".

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