Nach der Übernahme von Norman Data Defense

AVG intensiviert deutsches Geschäft

Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.
Bisher war AVG in Deutschland vor allem durch seine Antiviren-Lösung bekannt, die über Jakobsoftware vertrieben wurde. Nach der Übernahme von Norman Data Defense Systems Ende 2014 wurden eigens neue Produkte konzipiert, die auf MSPs zielen.

Mit einem runderneuerten Produktportfolio präsentiert sich ab sofort der Profi-Bereich AVG Business des Sicherheitsspezialisten AVG in Deutschland. Es soll das Angebot des Herstellers an das schrittweise real werdende Cloud-Zeitalter anpassen und die Expansion des Unternehmens in Europa anstoßen. Dort, nämlich in Tschechien, wurde AVG ursprünglich vor mehr als 20 Jahren auch gegründet.

"Wir haben unser Produkt Managed Workplace um Disaster Recovery und Secure Sign On erweitert und bieten mit CloudCare eine Cloud-Management-Lösung speziell für die Bedürfnisse des deutschen Marktes an. Deutschland als Markt im Zentrum Europas ist wegen seiner Größe, seines hochprofessionellen Channels und seines Sicherheitsbewusstseins für uns außerordentlich wichtig", betonte Mike Foreman, Senior VP und General Manager von AVG Business in München.

Mike Foreman, General Manager AVG Business: "Wir wissen, dass deutsche Kunden auf die Lokalisierung der Rechenzentren von Dienstleistern aus rechtlichen Gründen großen Wert legen."
Mike Foreman, General Manager AVG Business: "Wir wissen, dass deutsche Kunden auf die Lokalisierung der Rechenzentren von Dienstleistern aus rechtlichen Gründen großen Wert legen."

Bisher waren Endanwender die hauptsächliche Klientel von AVG – weltweit nutzten laut Foreman rund 200 Millionen von ihnen die AVG-Software, um ihre Endgeräte zu schützen. Die neuen Lösungen, die das bisherige Portfolio an Endpoint- und Antivirus-Produkten umfassend erweitern, peilen eine andere Zielgruppe an: Managed Service Provider, von denen viele aus dem Channel hervorgehen, sollen sie verwenden, um ihr Geschäft einfacher zu gestalten.

Integration des Managements von Office 365

Weil sie auch als Cloud-Service bezogen werden können, hält sie AVG in den redundanten Frankfurter Rechenzentren von AWS vor. "Wir wissen, dass deutsche Kunden auf die Lokalisierung der Rechenzentren von Dienstleistern aus rechtlichen Gründen großen Wert legen", sagt Foreman. Genauso wie auf die Lokalisierung: Alle Produkte hätten eine deutschsprachige Benutzeroberfläche.

Ein weiterer Bonbon: In die Workplace-Lösung ist das Management von Office365 integriert – ein Dienst, der bei vielen deutschen MSPs zum Teil für das Brot- und Butter-Geschäft im Servicebereich stehen dürfte. Die Benutzerschnittstelle sei darauf optimiert, besonders schnell an die gesuchten Informationen zu kommen, und technisch sehr mächtig.

CloudCare und Managed Workplace haben unterschiedliche Module, die aber im Preis – abgerechnet wird pro verwaltetem Sitz – enthalten sind. Diese Lösungen stammen teilweise von Drittherstellern: die Secure-Sign-On-Lösung von Centrify, die Disaster-Recovery-Lösung von Infrascale. Für solche Kooperationen sei man weiterhin offen, um den Kunden mehr zu bieten.

Händler haben künftig die Wahl

Obwohl neue Zielgruppen angepeilt werden, soll es beim Vertrieb über den Value-Add-Distributor Jakobsoftware bleiben. "Wir werden den rund 2.500 Partnern, die über uns AVG-Sicherheitslösungen verkaufen, diese auch weiter anbieten, dazu kommen die neuen Lösungen", sagte Geschäftsführer Jürgen Jakob im Gespräch mit ChannelPartner. Das in den USA bereits bestehende Channel-Programm möchte AVG Business früher oder später nach Deutschland übernehmen, erklärte Francois Daumard, Vice President Global Channel.

Derzeit unterhält Jakobsoftware für die Channel-Partner, die AVG nutzen, ein eigenes Channel-Programm. Reseller könnten zukünftig frei wählen, ob sie mit Jakobsoftware oder direkt mit AVG zusammenarbeiten wollen, sagt Daumard. "Durch unsere neuen Produkte, mit denen MSPs Services für Kunden besonders einfach und schnell verwalten können, bieten wir dem Channel besonders viel Mehrwert", betont er. Dass die bisherigen Partner plötzlich zu Kunden werden sollen, betrachtet Daumard nicht als Problem – die Channel-Partner könnten die Produkte entweder selbst für die Verwaltung ihres Managed-Service-Portfolios verwenden, oder aber an Endkunden weiterverkaufen, etwa an firmeninterne Anbieter von IT- oder Cloud-Services.

Belegschaft von Norman Data Defense übernommen

Den Grundstock für die Expansion auf dem hiesigen Markt legt die Belegschaft von Norman Data Defense in Düsseldorf. Sie wurde komplett übernommen (--> wir berichteten). Den Aufbau des Geschäfts in der Region D-A-CH und Benelux übernimmt Francois Tschachtli, der von Norman Data Defense kommt. Dazu stellt der Hersteller Sales- und Technical-Sales-Spezialisten ein. Wie viele, konnte Tschachtli nicht sagen: AVG steckt in der "Quiet Period" vor der Bekanntgabe der Zahlen des an der Börse notierten Unternehmens.

Auch ob weitere deutsche Niederlassungen errichtet werden sollen, steht noch in den Sternen. Eines konnte der Manager allerdings verraten: Das gesamte Vertriebsteam werde bei dem herstellerneutralen Sales-Schulungsanbieter comptie.org umfassend trainiert, um sich auf die vertrieblichen Anforderungen des neuen Produkt- und Serviceangebots einzustellen. (tö)

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