Ehemalige Symantec-Consumer-Sparte rüstet auf

Avira geht für 360 Millionen Dollar an NortonLifeLock

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Bisher hat Avira Investcorp Technology Partners gehört. NortonLifeLock hat bei dem Anbieter mit Sitz in Deutschland vor allem ein Auge auf das Freemium-Geschäftsmodell und die mehr als 30 Millionen aktiven Installationen geworfen. Partner spielen künftig keine Rolle mehr.
Avira wechselt für rund 360 Millionen Dollar den Besitzer und wird Teil von NortonLifeLock.
Avira wechselt für rund 360 Millionen Dollar den Besitzer und wird Teil von NortonLifeLock.
Foto: Avira

NortonLifeLock übernimmt Avira für rund 360 Millionen Dollar. NortonLifeLock ist der aus der Consumer-Sparte von Symantec hervorgegangene Anbieter, der durch die "Norton"-Produkte im Markt bekannt wurde. Er agiert seit der Übernahme der Enterprise-Sparte von Symantec eigenständig, verzichtet dabei aber auf eine Zusammenarbeit mit einem breiten Channel. Dafür hat das Unternehmen aber seine Fühler in den Business-Bereich ausgestreckt und bietet zum Beispiel Support-Dienste für Firmen an, die ein aktuelles Cybersecurity-Problem haben. Der bisherige Avira-Besitzer - Investcorp Technology Partners - ist ein Finanzinvestor aus Bahrein. Er war erst im April bei dem Unternehmen eingestiegen.

In der Mitteilung zur Übernahme hebt NortonLifeLock die starke Präsenz von Avira in Deutschland und Europa hervor. Die Übernahme des in Deutschland gegründeten Unternehmens soll die internationale Expansion von NortonLifeLock in Schlüsselmärkten unterstützen. Außerdem erhofft sich der Käufer eine Erweiterung seines Produktportfolio um das Freemium-Geschäftsmodell mit mehr als 30 Millionen aktiven Installationen.

Der bisherige Avira-CEO Travis Witteveen (im Bild) sowie Avira-CTO Matthias Ollig sollen auch nach der Übernahme von Avira durch NortonLifeLock an Bord bleiben.
Der bisherige Avira-CEO Travis Witteveen (im Bild) sowie Avira-CTO Matthias Ollig sollen auch nach der Übernahme von Avira durch NortonLifeLock an Bord bleiben.
Foto: Avira

Ob die alle übernommen werden können, darf bezweifelt werden: Schließlich haben sich zumindest im deutschsprachigen Raum viele Nutzer einst bewusst gegen Norton und für Avira entschieden - nicht nur, wegen des Fremium-Modells, sondern auch, weil sie einem deutschen Anbieter mehr Vertrauen entgegenbrachten. Nicht wenige davon wechselten zudem von Norton zu Avira, weil ihnen die Produkt- und Vertriebsstrategie der damaligen Symantec-Sparte nicht zusagte.

Möglicherweise will NortonLifeLock jedoch aus früheren Fehlern lernen. Nach Abschluss der Übernahme sollen Avira-CEO Travis Witteveen und Avira-CTO Matthias Ollig dem neu formierten Führungsteam angehören. Welche Aufgaben ihnen zugedacht sind, ist jedoch noch nicht bekannt. Auch ob die Marke Avira beibehalten wird, ist noch unklar.

Die Übernahme von Avira soll laut Vincent Pilette, CEO von NortonLifeLock, das internationale Wachstum des US-Unternehmens störken und das Geschäftsmodell um eine weit verbreitete Freemium-Lösung ergänzen.
Die Übernahme von Avira soll laut Vincent Pilette, CEO von NortonLifeLock, das internationale Wachstum des US-Unternehmens störken und das Geschäftsmodell um eine weit verbreitete Freemium-Lösung ergänzen.
Foto: NortonLifeLock

"Die Übernahme ergänzt unser Portfolio um ein florierendes Geschäftsfeld, beschleunigt unser internationales Wachstum und erweitert unser Geschäftsmodell um eine marktführende Freemium-Lösung", sagt Vincent Pilette, CEO von NortonLifeLock. Avira sei ebenso wie NortonLifeLock darauf konzentriert, Verbrauchern innovative Produkte zu bieten. Offenbar soll also der Fokus auf Privatanwender beibehalten werden.

Migrationsangebote von Wettbewerbern für Avira-Kunden

Dafür spricht auch, dass Avira erst vor Kurzem angekündigt hatte, seine Business-Produkte nur noch bis Ende 2021 zu unterstützen. Seit 30. November werden für Avira Antivirus Pro Business Edition, Avira Antivirus for Server, Avira Antivirus for Endpoint, Avira Antivirus for Small Business und Avira Exchange Security keine Lizenzen mehr verkauft. Der Anbieter empfiehlt den Umstieg auf Avira Prime, neue Channel-Partner werden bereits nicht mehr aufgenommen. Für die bestehenden Partner und deren Kunden haben G Data und Securepoint bereits Migrationspakete vorbereitet.

"IT-Sicherheit ist ein Vertrauensthema wie wenig andere", kommentiert Frank Heisler, Vorstand bei G Data Cyberdefense, die Entwicklung.
"IT-Sicherheit ist ein Vertrauensthema wie wenig andere", kommentiert Frank Heisler, Vorstand bei G Data Cyberdefense, die Entwicklung.
Foto: G Data Cyberdefense

"IT-Sicherheit ist ein Vertrauensthema wie wenig andere", kommentiert Frank Heisler, Vorstand bei G Data Cyberdefense, die Entwicklung. Mit Blick auf die US-amerikanische Firmenzentrale von NortonLifeLock setzt er hinzu: "Als deutscher Anbieter von Cybersecurity-Lösungen garantieren wir unseren Kunden, dass es keinerlei Hintertüren für Geheimdienste gibt - egal aus welchem Land." Das Unternehmen,bei dem die gesamte Forschung und Entwicklung ausschließlich am Standort Bochum stattfindet, verweist zudem darauf, dass es nun der einzige verbliebene deutsche Sicherheitsanbieter mit eigener Engine und Angeboten für Privat- und Business-Kunden sei.

Nicht erwähnt wird in der Pressemitteilung zur Übernahme die künftige Rolle des OEM-Geschäfts von Avira. Allerdings ist die durchaus bedeutend und ist deren weitere Entwicklung auch für den Business-Bereich interessant. Zu den OEM-Partnern von Avira gehören schließlich so bekannte Firmen wie Barracuda Networks, Check Point, Cisco, Huawei, Juniper, Lenovo, Microsoft sowie Baidu und 1&1.

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