Avnet EMG: Unter der glatten Oberfläche brodelt es

30.05.1997
BRAUNSCHWEIG. Im Zusammenhang mit dem zur Übernahme bereitstehenden Distributionsunternehmen Scholz fällt immer wieder der Name Avnet. Auch bei Magirus und Adiva soll das US-Unternehmen vorstellig geworden sein. Deutschland-Chef Dr. Holger Geiss will davon allerdings nichts wissen.Wie ein Springteufelchen tauchte vor einigen Monaten das amerikanische Distributionsunternehmen Avnet mit seinen drei deutschen Töchtern überall da auf, wo ein interessantes EDV-Großhandelsunternehmen zum Verkauf stand.

BRAUNSCHWEIG. Im Zusammenhang mit dem zur Übernahme bereitstehenden Distributionsunternehmen Scholz fällt immer wieder der Name Avnet. Auch bei Magirus und Adiva soll das US-Unternehmen vorstellig geworden sein. Deutschland-Chef Dr. Holger Geiss will davon allerdings nichts wissen.Wie ein Springteufelchen tauchte vor einigen Monaten das amerikanische Distributionsunternehmen Avnet mit seinen drei deutschen Töchtern überall da auf, wo ein interessantes EDV-Großhandelsunternehmen zum Verkauf stand.

Wer ist denn eigentlich Avnet, fragen sich seither vor allem diejenigen, deren Unternehmen nicht zur Disposition steht. Nach eigenen Angaben ist Avnet einer der weltweit größten Distributoren, im Geschäftsjahr 1996 (Ende: 30. Juni) setzte das Unternehmen weltweit 5,2 Milliarden Dollar um (weitere Zahlen im Kasten "Facts & Figures").

Im Februar dieses Jahres wurden in Deutschland die Unternehmen Avnet E2000, Avnet Time und Avnet setron zu einem Unternehmen mit dem Namen Avnet EMG GmbH verschmolzen, werden aber an ihren jeweiligen Standorten weitergeführt. Der bisherige Geschäftsführer der Avnet setron, Dr. Holger Geiß, fungiert seither als Vice-President der in Braunschweig angesiedelten neuen GmbH.

"Die Gliederung der Geschäftsbereiche spiegelt die künftige Fokussierung auf die Kundensegmente wider", erklärt Geiß. "Unsere Geschäftsbereiche in München werden sich auf die Industriekunden - und insbesondere auf die Key Accout Customer in Zentraleuropa fokussieren. Unser Geschäftsbereich in Braunschweig wird künftig für die Handelskunden in Europa, das rasant wachsende Geschäft mit PCC-Kunden und die Kunden in Osteuropa verantwortlich sein."

Andere Stimmen behaupten, die Neuorganisation sei ein sicheres Zeichen dafür, daß der Distributor sich für neue Übernahmen im Lande einrichte. Dafür sprechen auch die Besuche "zweier ziemlich hektische Abgesandte aus dem US-Mutterkonzern", wie ein Distributions-unternehmen gegenüber ComputerPartner verriet. Etwas spöttisch habe man die beiden, die "mit ihrem Doggy-Pack unter dem Arm kamen und Hektik verbreiteten", belehrt, daß eine Übernahme oder Beteiligung keinesfalls so schnell vonstatten ginge, wie sie sich das wohl vorstellten. "Aus irgendeinem Grund verhielten sie sich, als ob nach dem 1. Juli die Welt unterginge: Alles sollte bis dahin unter Dach und Fach sein", weiß ein zweiter Distributor zu berichten, bei dem sich Avnet ebenfalls - "zumindest vorerst" - eine Abfuhr abholen mußte.

Überhaupt, so vermuten Brancheninsider, sind bei dem US-Unternehmen derzeit verschiedene Kräfte am Werk. "Die Installierung einer übergeordneten Gesellschaft halte ich zum Beispiel für eine absolut runde und geschickte Entscheidung", räumt ein potentieller Übernahmekandidat der deutschen Organisation an Geschick ein. "Aber dieses ,Hoppla-jetzt-komm-ich'-Gehabe der Kaufbeauftragen aus dem Mutterkonzern - das ist nicht unser Stil, damit können wir uns nicht anfreunden."

Dr. Holger Geiss weiß offiziell nichts von den Anträgen der amerikanischen Brautwerber: "Avnet EMG International führt zur Zeit keine Gespräche mit den von Ihnen genannten (Magirus, Scholz und Adiva, Anm. d. Red.) Firmen, da zunächst eine gesamteuropäische Strategie entwickelt werden muß", lautet seine Stellungnahme. (du)

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