Avnet: Wie sich der Distributor für die Zukunft rüsten will

27.11.2003
In den kommenden sechs Monaten hat Avnet eine lange Liste an notwendigen Hausaufgaben zu erledigen: interne Reorganisation, Umstellung der Logistik, Einführung von SAP, Zusammenführung der Einheiten Partner Solutions und Applied Computing in eine GmbH. Am 1. Juli 2004 will das Unternehmen mit tragfähigen Strukturen aufwarten. Von ComputerPartner-Redakteurin Cornelia Hefer

Das laufende Geschäftsjahr (Ende 30. Juni) steht bei Avnet für die Anpassung an aktuelle Marktgegebenheiten und daraus resultierend: breit angelegte Restrukturierung. "Die Lage ist zurzeit nicht so toll. Bis zum 1. Juli 2004 werden wir verschiedene Bereiche neu organisieren und dann mit klaren Strukturen in unser neues Geschäftsjahr starten", lautet die Vorgabe von Gerhard Hundt, Geschäftsführer der Avnet Applied Computing (AAC) in Nettetal und auf Europaebene für den Bereich Market Development bei dem US-Unternehmen verantwortlich.

Unter die notwendige Reorganisation fällt der Umzug der Logistik von Nettetal ins belgische Tongeren, wo Avnet in einem Zentrallager seine europäischen Logistikstrukturen zentralisiert. "Bis Jahresende wird nichts passieren. Im Januar starten wir den Umzug, der nach Produktgruppen durchgeführt wird. Das Ganze wird zwischen fünf und sechs Wochen dauern", sagt Hundt und ergänzt: "Unsere Kunden werden davon nur wenig mitbekommen."

Reduzierung des Festplattengeschäfts

Eine andere Maßnahme, die ebenfalls unter dem derzeit gängigen Schlagwort besseres Kostenmanagement und Profitverbesserung läuft, ist das Herunterfahren des Festplattenbereichs. "Das Festplattengeschäft ist ruinös - sowohl für uns als auch für Wettbewerber. Wir haben unsere Umsatzplanung nach unten reduziert und wollen dieses Segment wieder profitabel darstellen", erklärt Hundt. Hier wird der Distributor seine Vertriebsmannschaft ab Januar 2004 reduzieren und sein Hersteller-Portfolio straffen. Künftig arbeitet Avnet hier nur noch mit IBM, Hitachi sowie Maxtor zusammen und im Prozessorenbereich mit AMD. Mit Intel sei man "noch im Gespräch", so Hundt.

Weitere Veränderungen stehen in den nächsten sechs Monaten für die Bereiche Applied Computing und Partner Solutions auf dem Programm. Nach der Zusammenführung der beiden Units - die beiden Geschäftseinheiten treten jetzt als Avnet Technology Solutions (ATS) im Markt auf - und dem Weggang von Roland Vogt führt Fritz Gäbler, Vice President und Business Development, interimsweise Partner Solutions in der DACH-Region. Allerdings sei Avnet hier auf der Suche nach einem Manager, der die Business-Unit auf Europaebene verantwortet, erklärt Hundt gegenüber ComputerPartner. In den nächsten sechs Monaten soll hier die Entscheidung für einen Kandidaten fallen.

Außerdem werden AAC und Partner Solutions in den nächsten sechs Monaten in einer GmbH zusammengeführt. Hundt wird dann als Geschäftsführer rechtlich verantwortlich sein. An den Standorten Stuttgart und Nettetal soll sich dadurch aber nichts ändern. "Die Kostenstruktur ist an beiden Standorten okay. Wir haben hier keine Pläne, eines der beiden Büros zu schließen", sagt Hundt.

Eine weitere Herausforderung wird die Umstellung des Warenwirtschaftssystems: Derzeit arbeiten AAC und Partner Solutions mit zwei verschiedenen Systemen. Beiden Bereichen wird in den nächsten sechs Monaten dann die Umstellung auf SAP bevorstehen. "Wir gehen von einem Termin zwischen April und Juni aus. Partner Solutions wird dann den Anfang machen und AAC folgen", legt Hundt fest.

Trotz der groß angelegten Reorganisation peilt Avnet für den neuen Geschäftsbereich ATS einen Gesamtumsatz in Europa für das Geschäftsjahr 2003/04 von einer Milliarde Euro an. Das ist allerdings eine deutlich reduzierte Vorgabe, da der Distributor seinen Komponentenumsatz in ganz Europa um 350 Millionen Euro heruntergesetzt hat. "So wie es nach vier Monaten aussieht, ist unsere Umsatzvorgabe realistisch", meint Hundt.

Meinung der Redakteurin

Die Reorganisationsliste von Avnet für den europäischen Markt ist lang, aber notwendig, um sich schlagkräftiger aufzustellen. Gerade der Bereich Partner Solutions hat im deutschen Markt noch einiges aufzuholen. Von außen betrachtet, fehlen hier Innovation und Schlagkraft.

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