Rückblick AWS re:Invent 2017

AWS muss um Enterprise-Kunden kämpfen

Björn Böttcher ist Senior Analyst und Data Practice Lead bei Crisp Research mit dem Fokus auf Analytics, BI, datenbasierte Geschäftsmodelle und Künstliche Intelligenz. Mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung in der IT und einem wissenschaftlichen Hintergrund und Fokus stehen moderne Lösungen mit praktischem Nutzen im Fokus seiner Betrachtung.

AWS hat den Hybrid-Trend verschlafen

AWS ist zwar immer noch der Vorreiter in Sachen Public Cloud. Doch nachdem schon der Hybrid-Trend verschlafen wurde, ist nun der Kampf um die Multi-Cloud Kundschaft voll im Gange. Diese benötigt für eine sinnvolle Abstraktion einen Layer und Tools für die Orchestrierung und das Management, die möglichst einheitlich sind. Dazu haben sich Container als das Mittel der Wahl etabliert und sind immer weiter auf dem Vormarsch. Nachdem AWS hier eine Sonderstellung unter den Cloud-Anbietern einnahm, musste sich der Riese nun auch dem Marktdruck beugen und bietet mit Amazon ECS for Kubernetes (EKS) demnächst einen eigenen Kubernetes Dienst an - Punkt für Google!

Der Siegeszug von Kubernetes geht weiter

Damit hat der Siegeszug von Kubernetes endgültig seinen Zenit erreicht und ist damit klar auf dem Weg zum Standard. Um nicht ganz von den bisherigen eigenen Angeboten abzuweichen, kündigte AWS noch den neuen Dienst AWS Fargate an. Dieser ersetzt virtuelle Maschinen durch Container und ermöglicht so eine einfache Nutzung von Containern und eine Abrechnung im VM-Modus. Für Unternehmen wird sich zeigen, ob diese Nutzung sinnvoll ist, da die Gebühren deutlich höher sind als die von virtuellen Maschinen. Daher sollte der Einsatz in der Anwendungsarchitektur sehr genau geprüft werden.

Mit einigen dieser Neuerungen, gerade im Container-Umfeld, zieht AWS nun mit der Konkurrenz gleich. Hingegen ist ein etwas unscheinbares Feature doch sehr hilfreich für Unternehmen und lässt zudem eine nicht so hohe Auslastung von AWS Maschinen vermuten: die neue Ruhezustandsfunktion von Spot-Instanzen. Amazon EC2 Spot kann nun auf Amazon EBS beruhende Instanzen im Falle einer Unterbrechung in den Ruhezustand versetzen. Dieser kann dann wieder aufgehoben werden, sobald der Preis wieder dem gewünschten entspricht und die Kapazitäten verfügbar sind. Mit diesem Feature ist es möglich, ein breiteres Spektrum an Anwendungen auf Spot-Instanzen zu betreiben als bisher. Denn die Maschinen waren zuvor einfach weg und der Arbeitsfortschritt damit verloren. Daher waren eher Jobs aus dem Batch- und MapReduce-Umfeld ein schöner Anwendungsfall. Dies ändert sich nun und verspricht viel Sparpotential bei den eigenen Anwendungen.

IoT bleibt ein hart umkämpfter Markt

Mit vielen neuen Diensten und Features im IoT-Umfeld versucht sich AWS mit seinem Portfolio weiterhin für Unternehmen zu qualifizieren. Die drei Marktsegmente IoT Cloud Backend-as-a-Service, IoT Edge Technologies und IoT Development Services versucht AWS mit den neuen Ankündigungen entsprechend zu bedienen. Dies geschieht beispielsweise mit einem neuen Dienst für die IoT-Geräteverwaltung oder einem eigenen IoT-Betriebssystem, FreeRTOS. Auch wenn das kleine FreeRTOS Open-Source Projekt praktisch vollkommen von AWS übernommen wurde, bleibt zu hoffen, dass es einerseits wirklich offen bleibt und auf der anderen Seite Edge-Software wie AWS Greengrass auch auf anderen beliebten Linux Distributionen wie dem Debian-Jessy oder dem Real-Time Betriebssystem der europäischen Sysgo.com lauffähig bleibt.

Bewertungen der einzelnen Features

Wir haben die einzelnen neuen Produkte und Features einmal bewertet. Dies geschah vor dem Hintergrund der Relevanz für Unternehmen. Die einzelnen Dienste sind dabei entsprechend der AWS Taxonomie verortet worden (siehe Grafik).

Relevanz der re:Invent 2017 Produktankündigungen für Unternehmen
Relevanz der re:Invent 2017 Produktankündigungen für Unternehmen
Foto: Amazon

Komplexität benötigt einen hohen Automatisierungsgrad

Die jüngsten Ankündigungen und auch die aus dem Vorjahr zeigen, dass die Komplexität bereits auf einer Plattform enorm hoch ist und die Kontrolle und Überwachung zunehmend schwerer wird. Hinzu kommen die vielen neuen IoT-Geräte im Feld, die auch programmiert, provisioniert und überwacht werden müssen. Dementsprechend bringen die Hersteller immer mehr Tools heraus, die Administratoren helfen und viele Dinge vollautomatisiert überwachen. Dies adressiert auch ein Stück weit den Fachkräftemangel oder die fehlenden Ressourcen bei kleineren Unternehmen, die dennoch gerne agil und "cloud-native" unterwegs sein möchten.

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