Axis: Digitale Netzwerkkameras sollen Händler glücklich machen

24.04.2003
In der Nische lebt es sich mitunter ganz gut. So bietet man dem stürmischen Wind, der zurzeit über die IT-Landschaft fegt, kaum eine Angriffsfläche. Davon berichtet auch der schwedische Anbieter Axis Communications in Hallbergmoos. Das Unternehmen hat sich neben Printservern und Storage-Produkten auf das Marktsegment Netzwerkkameras fokussiert und lebt gut davon.

Wie beugt ein Ladenbesitzer möglichen Diebstählen in den Verkaufsräumen vor? Wie stellt ein Unternehmen mit sicherheitskritischen Bereichen fest, wer sich wann und wo Zugang verschaffen will? Im Normalfall bedienen sich die Betroffenen technischer Systeme, gerade die Videoüberwachung gilt hier als ein probates Mittel. Ob versteckt oder demonstrativ für jedermann sichtbar, werden Kameras installiert, und sie zeichnen alles auf, was sich in sicherheitsrelevanten Bereichen abspielt. Die Technik dazu ist nicht neu. Bereits Anfang der 70er-Jahre kamen Videoüberwachungssysteme zum Einsatz, mehr als 2,1 Milliarden Dollar gaben Unternehmen 2001 laut Marktforscher Frost & Sullivan weltweit für derartige Systeme aus.

Digitalkameras lösen CCTV-Systeme ab

Das Prinzip ist einfach: Über eine analoge Kamera werden via Kabel die Bilder in Form von Filmsequenzen auf einen Videorekorder gespeichert. Diese so genannten CCTV-Systeme (Closed Circuit Television) haben sich millionenfach bewährt, bringen jedoch auch einige Nachteile mit sich. Mühsam müssen beispielsweise die Videobänder durchgesehen werden, um den Zeitpunkt eines unbemerkten Diebstahls oder Zutritts zu ermitteln. Auch sind solche Systeme mehr oder minder ortsgebunden. Die Übertragung von der Kamera bis zum Videorekorder oder zum Monitor ist durch die Kabellänge beschränkt. Ist der Übertragungsweg zu lang, kommt kein ausreichendes Sig-nal mehr am Überwachungsbildschirm an. So ist es beispielsweise nicht möglich, mehrere weit entfernte Standorte miteinander zu verknüpfen und zentral zu verwalten. In jeder Dependance muss Überwachungspersonal vor Ort sein. Das treibt natürlich die Kosten in die Höhe.

Mittlerweile gibt es aber auch digitale, netzwerkbasierende Überwachsungssysteme auf dem Markt, die weitaus mehr Möglichkeiten bieten und einen flexibleren Einsatz gestatten. Digitalkameras können - in die meist schon vorhandene - Netzwerkinfrastruktur eingebunden werden, per IP-Datenstrom können die Videofilme dann verteilt werden - weltweit.

Gewaltige Zuwächse werden prognostiziert

Das schwedische Unternehmen Axis hat sich auf solche Systeme spezialisiert, und die Verantwortlichen sind sich sicher, dass der Markt für digitale Netzwerkkameras ein gewaltiges Marktpotenzial besitzt. Von knapp 18 Millionen Euro im Jahr 2002 schwillt der Markt bis 2005 auf etwa 100 Millionen Euro in den Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz an, so die Einschätzung des Anbieters. "Bis zum Jahr 2007 werden kaum noch analoge Systeme genutzt", fügt Deutschland-Geschäftsführer Roberto Blickhan hinzu. Um Kunden, die bereits mit analogen Überwachungssys-temen arbeiten, den Einstieg in die digitale Welt schmackhaft zu machen, bietet Axis auch so genannte Videoserver an. Diese werden an die analogen Kameras angeschlossen. Die Bilderflut wird nun digitalisiert und steht via Netzwerk, ISDN oder Modem zur Verfügung. Dabei ist es unerheblich, wo sich der Betrachter aufhält, denn ein Browser genügt bereits, um in Erfahrung zu bringen, was sich derzeit vor Ort abspielt. Selbst die drahtlose Übertragungstechnik mittels Wireless LAN hat bereits Einzug in die Produkte gefunden; so kann man sich eine nachträgliche Verkabelung ersparen, falls keine Infrastruktur vorhanden sein sollte. Auch können die Kameras für den Außeneinsatz wetterfest gemacht und via LAN mit Strom versorgt werden. Selbst an eine Heizung haben die Entwickler gedacht, damit das Linsensystem nicht mit Feuchtigkeit beschlagen kann.

Derzeit hält Axis ein Einstiegssystem mit einer Kamera samt zugehöriger Software feil, dessen Preis unter 1.000 Euro liegt. Damit soll die Nachfrage in Schwung gebracht werden. "Das zieht in fast jedem Fall Folgegeschäfte nach sich. Wenn der Kunde die Vorteile eines solchen Systems erst einmal erkannt hat, können Händler maßgeschneiderte Lösungen zusammenstellen. Die Einsatzmöglichkeiten sind unendlich. Hier können sich Händler gut profilieren", glaubt der Deutschland-Statthalter zu wissen. So verzeichneten die Hallbergmooser für den Monat März binnen Jahresfrist einen Absatzanstieg von 70 Prozent, mit Wachstumsraten von 30 bis 35 Prozent wird gerechnet.

Recht viel mehr als ein fundiertes Netzwerk-Know-how ist laut Aussage von Blickhan nicht nötig, um den Einstieg in diesen Markt zu wagen. Versprochen werden immerhin Margen von deutlich über 25 Prozent. Auch das Dienstleistungsgeschäft kommt nach Meinung des Herstellers dabei nicht zu kurz. Den Händlern zur Seite stehen etwa 100 Applikationsentwickler, die sich auf Softwarelösungen rund um das Thema Netzwerkkameras spezialisiert haben. "Wir bieten eine offene Plattform an, die es gestattet, branchen- und einsatzspezifische Softwarelösungen aufzusetzen", so der Axis-Chef gegenüber ComputerPartner.

Ziel Nummer eins: Händler begeistern

Derzeit bemüht sich der Anbieter, IT-Händler für das Geschäft mit digitalen Netzwerkkameras zu begeistern, denn eine nicht geringe Zahl der Wiederverkäufer entstammt der Sicherheits- und Gebäudetechnik. Deren Zahl schätzt Blickhan auf rund 2.200 Unternehmen in Deutschland.

Doch nicht selten mangelt es diesen Unternehmen an Netzwerkwissen. Der Axis-Manager plant deshalb, das bisher bestehende Partnerprogramm noch einmal zu überarbeiten und neu aufzulegen. Mit Distributoren wie Ingram Micro, Azlan, Compu-Shack, Allnet oder Ergos hat der Anbieter bereits Bande geknüpft. Die sollen das Thema im IT-Kanal ebenfalls nach vorne bringen.

Blickhan scheint sich jedenfalls bereits sicher zu sein, dass der Absatz von Netzwerkkameras ordentlich Geld in die Kasse des Unternehmens spülen wird. Nach einem Umsatz von rund 8,5 Millionen Euro im Jahr 2002 rechnet der ehemalige Motorola- und Premiere-Manager für seinen Verantwortungsbereich im laufenden Jahr mit 13 Millionen Euro und merkt selbstsicher an: "Das ist wohlgemerkt eine sehr konservative Planung. Aber in der heutigen Zeit ist eine punktgenaue Landung sowieso nicht zu machen."

www.axis.com

ComputerPartner-Meinung

Digitale Netzwerkkameras bieten zweifelsohne eine solide Basis für ein lukratives Lösungsgeschäft. Die Vorteile derartiger Systeme liegen klar auf der Hand und können Kunden gut vermittelt werden. Dem Handel kommt zudem entgegen, dass auf diesem Gebiet gerade Nachfrage entsteht. Die Versicherungen üben beispielsweise massiven Druck auf Speditionen und Handelsunternehmen aus. Setzen diese nicht alles daran, ihren "Schwund" in den Griff zu bekommen, drohen saftige Prämienerhöhungen. Auch auf das Stichwort Sicherheit reagieren viele Unternehmen hellhörig. Deshalb lohnt es sich für den Händler allemal, seine Bestandskunden mal auf diese Themenbereiche anzusprechen und Netzwerkkameras als Problemlöser anzudienen. (cm)

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