Axis prophezeit gute Geschäfte

11.06.2004
Bei der Überwachung sicherheitsrelevanter Bereiche haben analoge Systeme ausgedient. Die Zukunft wird durch digitale Netzwerkkameras und Video-Server bestimmt. VARs und Systemhäuser können an diesem Trend partizipieren. Von ComputerPartner-Redakteur Christian Meyer

Magnus Ekerot lernt schnell. So gelingt es dem gebürtigen Schweden beispielsweise, binnen sechs Wochen nahezu fließend Deutsch zu sprechen. Allerdings nicht freiwillig: Der Manager wurde vom skandinavischen Hauptquartier des Anbieters für Netzwerkkameras und Printserver Axis Communications in Lund in die hiesige Dependance nach Hallbergmoos bei München entsandt, um die Geschäfte zu übernehmen. Sein Vorgänger Roberto Blickhan hatte entschlossen, nach nur gut einem Jahr seinen Posten zu räumen und fortan als selbstständiger Unternehmensberater sein Glück zu versuchen. Nun wird also Ekerot zusammen mit seinem siebenköpfigen Team den Markt in Deutschland, Österreich und der Schweiz beackern. Das Ziel: eine Millionen Euro Umsatz pro Monat. Der promovierte Betriebswirtschaftler weiß, was zu tun ist. "Wir werden zwei Dinge zusammenbringen müssen: die Themengebiete Netzwerke und Sicherheit", erklärt der neue Axis-Deutschland-Chef.

CCTV-Systeme haben ausgedient

Die Überwachung sensitiver Bereiche mithilfe digitaler Netzwerkkameras zählt zu den Stärken der schwedischen Technologieschmiede. Derzeit befindet sich der Markt für Überwachungssysteme im Umbruch. In der Vergangenheit kamen vorwiegend so genannte CCTV-Systeme (Closed Circuit Television) zum Einsatz. Das Prinzip: Über eine analoge Kamera werden via Kabel die aufgezeichneten Daten in Form von Filmsequenzen auf einem Videorekorder gespeichert. Diese Technik ist ausgereift und hat sich millionenfach bewährt. Doch sie bringt auch Nachteile mit sich. Mühsam müssen die Videobänder durchgesehen werden, um beispielsweise den Zeitpunkt eines Diebstahls oder unbefugten Zutritts zu ermitteln. Auch sind solche Systeme mehr oder minder ortsgebunden. Die Kabellänge von der Kamera zum Überwachungsmonitor beziehungsweise dem Aufzeichnungsgerät schränkt das Einsatzgebiet ein. Es ist mit CCTV beispielsweise somit nicht möglich, mehrere Filialen miteinander zu verbinden und zentral zu überwachen - separates Equipment und Personal müssen vorgehalten werden. Das treibt die Kosten in die Höhe.

Digitale Netzwerkkameras, die sich auf das IP-Protokoll verstehen und damit problemlos in ein bestehendes Netzwerk eingebunden werden können, kennen diese Einschränkung nicht. Sie können ortsunabhängig über das Firmennetzwerk oder das Internet mit einem Browser verwaltet werden. Selbst eine drahtlose Übertragung via WLAN ist inzwischen möglich.

"Intelligent" werden solche Überwachungssysteme aber erst durch den Einsatz entsprechender Softwarelösungen. Sie lösen beim Eintreten eines vorher bestimmten Ereignisses einen Alarm aus oder steuern andere Programme. Dazu bietet das Unternehmen eine Entwicklungs- und Programmierumgebung an. Vier bis fünf so genannte Axis Development Partner (ADP) kreieren derzeit in Deutschland vertikale Lösungen für dedizierte Einsatzgebiete digitaler Überwachungssysteme - laut Ekerots Plänen sollen es deutlich mehr werden.

Schulungen

Da aus der Historie heraus IT-Händler und Verkäufer von Sicherheitslösungen bisher kaum Berührung miteinander haben, möchte der Axis-Manager neue Wege beschreiten. Dazu wird das Unternehmen mit der "Axis-Academy" eine Veranstaltungsreihe ins Leben rufen, die der versammelten Zuhörerschaft aus den beiden Handelsbereichen das Thema digitale Netzwerkkameras und Sicherheitsüberwachung näher bringen soll. Möglicherweise - so die Hoffnung - ergeben sich aus diesen Treffen Kooperationsmöglichkeiten und gemeinsame Projekte. Für Ekerot steht fest: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die analogen Systeme durch digitale ersetzt werden. Es ist wichtig, dass wir hier dabei sind und das Potenzial gemeinsam mit den Partnern ausschöpfen." Die Einschätzung des Axis-Obersten wird von Seiten der Marktforscher geteilt. Lag der Umsatz laut IMS Research mit Netzwerkkameras in Europa im Jahr 2003 bei etwas über 22 Millionen Euro, schwillt er bis 2008 auf rund 75 Millionen Euro an. Rechnet man zugehörige Peripheriegeräte wie Video-Server und digitale Videorekorder dazu, ergibt sich für die EMEA-Region laut IMS-Research-Analyst Simon Harris eine Steigerung der Umsätze von 685,3 Millionen Euro in 2002 auf deutlich über eine Milliarde Euro im Jahr 2008. "Vor allem Hersteller, die sich auf die Sicherheitsüberwachung mithilfe digitaler Technologie konzentrieren, werden an diesem Wachstumsmarkt partizipieren", unterstreicht Harris. Ekerot sieht Axis damit also gut im Fahrwasser und kündigt schon mal an: "Mit 20 Produktneuheiten werden wir in diesem Jahr richtig Gas geben."

Meinung des Redakteurs

Axis hat gute Chancen, seine Führungsposition im Markt zu behaupten oder gar auszubauen. Nachdem immer mehr analogeSysteme durch netzwerktaugliche Varianten ersetzt werden, entsteht eine lukrative Spielwiese für den IT-Handel. Allerdings muss der erst fit für diese Technologie gemacht werden und die Umsatzmöglichkeiten aufgezeigt werden. Eine Ausbildungsreihe, in der Händler für Sicherheitstechnik und Informationstechnologie zusammengebracht werden, ist sicherlich ein guter Ansatz.

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