Baan Company N.V. stellt Ihr neues Front-Office-Paket vor

07.09.1998

MÜNCHEN: Obwohl Baan-Produkte von Marktbeobachtern eher positiv beurteilt werden, kann man dasselbe vom Bild der Company in der Öffentlichkeit nicht behaupten.

"Was ist los bei Baan?" Das fragen sich sicherlich nicht nur Analysten, sondern auch Kunden und Partner des Anbieters von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware

Erste Anzeichen einer anhaltenden Schwäche sind bereits Anfang Mai auf der Hausmesse "Baan World" in Denver, Colorado, ruchbar geworden: Der Gewinn der niederländischen Firma sank im ersten Quartal 1998 um 81 Prozent auf 2,4 Millionen Dollar, gegenüber 12,8 Millionen im gleichen Vorjahreszeitraum.

Ein Rüffel von der Börsenaufsicht

Erschwerend kamen Vorwürfe der amerikanischen Börsenaufsicht hinzu. Die Security Exchange Commision (SEC) beschuldigte Baan, Softwarelizenzen in Höhe von 11,6 Millionen Dollar bereits 1997 verbucht zu haben, obwohl deren Verkauf noch nicht abgeschlossen gewesen sei. So verwundert es nicht, daß die Holländer auf ihrer Aktionärsversammlung Ende Mai einen Denkzettel erhielten: Der niederländische Rentenfonds ABP stimmte gegen ein weiteres Engagement von Paul Baan im Aufsichtsrat. Dennoch wurde der Bruder des Firmengründers Jan in das Gremium wiedergewählt.

Unklar bleibt bei alledem, inwieweit die den Brüdern gehörende Baan Investment in die Geschäfte der Baan Company involviert ist. Byron Miller von dem amerikanischen Marktforschungsunternehmen Giga Group Inc. ist sich sicher, daß die von Baan herausgegebenen Zahlen geschönt sind. "Hier könnte es sich um ein ernste Angelegenheit handeln, welche die Finanzmärkte belasten und den Aktienkurs noch weiter nach unten treiben würde", so der Analyst weiter.

Dabei verfügt Baan laut Giga über eine ausgezeichnete Produktpalette. Ende Mai führte das Unternehmen sein neues Front-Office-Paket vor. Dieses umfaßt mehrere voneinander unabhängig einsetzbare Module. So gibt es beispielsweise Funktionen zur Unterstützung des Vertriebs und Telemarketings, daneben Werkzeuge zur Pflege des Kundendienstes oder zur Produktkonfiguration und Bedarfsanalyse.

Neuer Kapitän soll das Schiff wieder auf Kurs bringen

Ebenfalls erneuert wurde die Führungsmannschaft von Baan Deutschland und Zentraleuropa. Die Nachfolge von Burghard Kleffmann als Geschäftsführer trat Jürgen Richter an, zum Chief Operating Officer wurde Wim Heijting ernannt und für Front-Office-Partner-Programme zeichnet von nun an Thomas Holz verantwortlich. Die frischen Kräfte sollen das angekratzte Image des Softwarehauses aufpolieren. Jürgen Richter zeigte denn auch kein Verständnis für die Informationspolitik aus der Baan-Zentrale: "Ich wäre da offensiver rangegangen. Unsere Ergebnisse sind schließlich nicht schlecht." Endgültige Klarheit über die Finanzlage bei Baan wird man aber wohl erst Ende Juli erhalten, wenn die Company ihre - dann hoffentlich den Bestimmungen der Börsenaufsicht entsprechenden - Zahlen zum zweiten Quartal 1998 veröffentlicht. (rw)

Jürgen Richter, Geschäftsführer Baan Deutschland GmbH und General Manager Central Europe: "Wir hätten unsere Kunden und Aktionäre besser informieren müssen. Die Mißverständnisse entstanden nur aufgrund unserer Unkenntnis der neuen US-Buchungsvorschriften."

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