Bezahldienstleister Sofort AG

Bankenschreck bemüht sich um Image-Korrektur



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

Kooperationsgespräche mit den Banken

Der Sofort Paycode überträgt das Prinzip der Sofortüberweisung in einen Offline-Kontext
Der Sofort Paycode überträgt das Prinzip der Sofortüberweisung in einen Offline-Kontext

Doch lieber als über das Sicherheitsthema redet der CEO der Sofort AG ohnehin über die nächsten geplanten strategischen Schritte. Dazu gehört auch die „Befriedigung des Bankensektors“. Zwar gebe es aus rechtlicher Sicht keine Notwendigkeit für die Sofort AG, ein Einverständnis mit den Banken zu erzielen, doch sei man aus beidseitigem Interesse in Gespräche eingestiegen. „Eine Kooperation könnte für beide Seiten Vorteile bringen: Die Banken könnten ihren Kunden endlich eine innovative und europaweite Online-Überweisung anbieten und auch für uns würden sich marketingseitig Vorteile ergeben“, erklärt Seidel. Lange hätten die Banken gefürchtet, dass ein Service wie die Sofortüberweisung ihre Rolle schwächen könnte. Doch wachse inzwischen die Einsicht, dass das Bezahlverfahren das Bankkonto stärke, da es schließlich auf dem Online-Banking der Finanzinstitute fuße.

Einen weiteren strategischen Nutzen erhofft sich die Sofort AG aus dem Ausbau der Marke. „Wir besitzen bereits eine hohe Brand-Awareness, doch sind wir bisher vor allem über die Händler gewachsen. Nun wollen wir auch unseren User-Brand stärken“, berichtet Seidel. Dazu zählt auch die Ausweitung der Sofort-Produktpalette über die Sofortüberweisung hinaus. So bietet das Unternehmen inzwischen mit dem „Sofort-Paycode“ die Möglichkeit, die Begleichung konventioneller Rechnungen massiv zu erleichtern. Über einen individuellen Code gelangen Kunden auf eine Bezahlmaske, in der bereits alle Transaktionsinfos voreingetragen sind und mittels Online-Überweisung einfach bezahlt werden können. „Wir machen die Sofort-Überweisung damit Offline-fähig“, erklärt Seidel. Der Firmenchef hält den Sofort-Paycode vor allem für Versender von massenhaften Rechnungen, wie z.B. Energie-, Reise- oder Inkasso-Unternehmen besonders geeignet.

Weitere Produkte im Sofort-Portfolio sind „Sofort-Ident“, ein ebenfalls Online-Banking-basiertes Verfahren zur Alters- und Identitätsverifizierung sowie „Sofort XXL“, eine Service zur Online-Währungskonversion in Echtzeit. Über die von der Reimann-Familie geführte Deutsche Kontor Privatbank bietet das Unternehmen zudem die Marke „Sofort Bank“ an. Dabei handelt es sich um ein B2B-Angebot, das Händler beim Zahlungsverkehr, bei der Lastschriftabwicklung und mit Finanzierungslösungen unterstützt. Optional können Online-Händler über die Sofort Bank zudem einen Käuferschutz für die Bezahloption Sofortüberweisung anbieten.

Expansion wird vorangetrieben

Abgerundet wird die Entwicklungsstrategie der Sofort AG schließlich durch die Expansion ins europäische Ausland. Schon heute ist die Sofortüberweisung in 10 europäischen Ländern verfügbar und verfolgt hier große Ambitionen. „Unser Ziel ist es, in sämtlichen europäischen Ländern zu den drei wichtigsten Online-Bezahlverfahren zu gehören“, erklärt Gerrit Seidel. Nicht zuletzt biete sich hier eine Chance, sich noch einmal deutlicher vom Wettbewerber Giropay abzusetzen, denn „Giropay ist auf europäischer Ebene nicht sichtbar“, so Seidel.

Egal im Inland oder im Ausland – der Firmenchef ist sicher, dass die Sofort-Produkte für den Handel ein absolut attraktives Angebot darstellen. „Nach Vorkasse und Lastschrift ist die Sofortüberweisung das preiswerteste Bezahlmittel“, erklärt Seidel. Doch nicht nur mit finanziellen Argumenten will man beim Handel punkten: „Es hat sich auch empirisch gezeigt, dass sich mit der Bezahloption Sofortüberweisung eine geringere Retourenquote erzielen lässt.“ So gebe es inzwischen Händler, die das Bezahlverfahren bewusst einsetzten, um das Rücksendeverhalten der Kunden zu beeinflussen. Uns schließlich ermögliche die Sofortüberweisung auch bei den Reconciliation Costs – den für den Abgleich der Zahlungseingänge nötigen Ressourcen – deutliche Einsparungen. Sofort-AG-Chef Seidel ist sich sicher, dass es seinem Unternehmen aus diesen Gründen gelungen ist, immer wichtigere Händler für sich zu überzeugen: „Wir decken inzwischen ein breites Spektrum ab, das vom klassischen Handel über Elektronik bis hin zu Reisen reicht. Und gerade dieser Mix trägt dazu bei, dass die Ticketgrößen bei der Sofortüberweisung immer größer werden. Auch Einkäufe im fünfstelligen Bereich sind bei uns keine Seltenheit mehr.“ (mh)

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