Systemhaus im Aufwind

Bechtle wächst dank Digitalisierung

10.08.2018
Bechtle profitiert stärker als gedacht von der Digitalisierung ihrer Kunden.

Nach überraschend starken Zuwächsen im zweiten Quartal 2018 setzte Bechtle-Vorstandschef Thomas Olemotz seine Erwartungen für 2018 herauf. Umsatz und Ergebnis sollen 2018 jetzt um mindestens zehn Prozent steigen. Im ersten Halbjahr 2018 fielen die Zuwächse sogar noch deutlich stärker aus. Und weiteres Wachstum zeichnet sich ab: Die Übernahme des französischen IT-Anbieters Inmac Wstore steht offenbar kurz bevor.

Thomas Olemotz, Vorstandschef der Bechtle AG: „Ein profitables Wachstum von annähernd 20 Prozent in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen ist ein außerordentlicher Erfolg."
Thomas Olemotz, Vorstandschef der Bechtle AG: „Ein profitables Wachstum von annähernd 20 Prozent in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen ist ein außerordentlicher Erfolg."
Foto: Bechtle

An der Börse kamen die Nachrichten hervorragend an. Die Bechtle-Aktie gewann bis zu 6,3 Prozent an Wert und erreichte bei 84,05 Euro den höchsten Stand ihrer Geschichte. Zuletzt lag sie noch mit gut sechs Prozent im Plus und führte damit weiterhin den TecDax an, den Index der Technologiewerte. Auf Sicht von zwölf Monaten ging es für die Papiere um mehr als 40 Prozent nach oben. Im Vergleich mit dem Stand zur Weltfinanzkrise 2008 ist die Aktie heute rund 17 Mal so viel wert.

Umsatz und Ergebnis dürften 2018 prozentual zweistellig wachsen, kündigte Bechtle bei der Vorlage der Zwischenbilanz in Neckarsulm an. Zuletzt hatte das Management noch allgemein einen "deutlichen" Anstieg in Aussicht gestellt.

Die erhöhte Prognose dürfte die Experten aber kaum überraschen. Für 2018 gingen Analysten schon zuletzt von Erlösen in Höhe von 4,1 Milliarden Euro und einem Überschuss von 134 Millionen Euro aus. Im Vergleich zu 2017 entspräche dies einem Umsatzplus von rund 15 Prozent. Der Nettogewinn dürfte den Schätzungen zufolge um rund 17 Prozent steigen.

Für die ersten sechs Monate steht bereits ein Umsatzplus von 18 Prozent und ein Gewinnplus von 17 Prozent zu Buche. Im zweiten Quartal alleine erzielte Bechtle einen Umsatz von rund 965 Millionen Euro und damit gut 17 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn (Ebit) stieg um gut 20 Prozent auf 43,9 Millionen Euro. Der Überschuss legte um 21 Prozent auf 30,7 Millionen Euro zu. Damit übertraf das Unternehmen die Erwartungen von Analysten.

Bechtle bietet IT-Dienstleistungen an und vertreibt gleichzeitig Computerausrüstung - eine Kombination, mit der die Baden-Württemberger zum größten deutschen IT-Systemhaus herangewachsen sind. Laut den bereits vor zehn Jahren formulierten Zielen will Bechtle bis 2020 seinen Umsatz auf 5 Milliarden Euro steigern und eine operative Marge von 5 Prozent erreichen. Hierzu soll auch die weitere Expansion ins Ausland beitragen.

Derzeit steht das Unternehmen kurz vor dem größten Zukauf seiner Geschichte. Bechtle will den französischen IT-Anbieter Inmac Wstore übernehmen, der 2017 auf einen Umsatz von 420 Millionen Euro kam und mehr als 400 Mitarbeiter beschäftigt. Da die französischen Arbeitnehmervertreter dem Deal zwischenzeitlich zugestimmt haben, rechnet Olemotz mit einem Vollzug bis Ende September - wenn die französische Kartellbehörde zustimmt. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen mehrere Zukäufe getätigt.

Im zweiten Quartal 2018 ging es für die Neckarsulmer in beiden Geschäftsbereichen kräftig aufwärts. Während der operative Gewinn der Systemhaus-Sparte mit 17 Prozent nicht ganz so stark stieg wie der Umsatz, konnte das kleinere Segment E-Commerce von jedem Umsatz-Euro einen größeren Teil als Gewinn verbuchen. Der operative Gewinn legte hier um 27 Prozent zu. Die Ebit-Marge verbesserte sich in dem ohnehin lukrativeren Geschäft von 4,8 auf 5,3 Prozent. (dpa/rw)

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