Egal ob im Netz, während Bewerbungsprozessen oder im Arbeitsalltag: Viele Unternehmer oder Marketingleute wollen schnell zu viel und überfordern ihre Firma. Das weiß auch Recruiting-Expertin Anna Pietrus: "Dabei ist für ein gutes Employer Branding vielmehr ein Mix aus Professionalität und Authentizität gefragt." Die Personalerin vom E-Learning-Anbieter Skillsoft hat sieben Tipps, wie sich ein Unternehmen mit recht einfachen Mitteln als attraktiver Arbeitgeber darstellen kann.
1. Abheben, bitte
Bei vielen Chefs besteht noch der Eindruck, dass sie sich erst später um das "Binden" des Neuen an die Firma kümmern müssen. "Das ist ein Trugschluss. Viele neue Mitarbeiter springen deshalb noch vor dem ersten Arbeitstag ab. Mitarbeiterbindung beginnt mit dem Bewerbungsprozess", ist HR-Managerin Anna Pietrus überzeugt. Von der Qualität der Firma überzeugt deshalb, wer etwa Bewerber schon vor Arbeitsantritt zum Team-Essen oder einem Meeting einlädt.
2. Zugang schaffen
Eine extra für die neuen Mitarbeiter konzipierte Homepage ist optimal, um die neuen Talente vor Arbeitsbeginn mit Informationen zu versorgen. Stück für Stück werden neue Inhalte freigeschaltet. Neben Texten, in denen sich Ansprechpartner und andere neue Mitarbeiter vorstellen, lassen sich spielerisch das Gelände und die Firmengeschichte digital entdecken. So können die vielen unbekannten Gesichter am ersten Arbeitstag bereits besser zugeordnet werden.
3. Beflügeln
Menschen glauben Menschen. Deshalb macht es nicht nur Sinn, dem Unternehmen ein Gesicht zu geben. Vor allem hilft die personalisierte Marke beim Recruiting, wenn der Chef in einem Video auf der Website neue Mitarbeiter und Bewerber anspricht. So kann ein Unternehmen auch ausbügeln, wenn der Geschäftsführer am ersten Tag signalisiert, dass er wegen wichtiger Meetings keine Zeit findet, die Neuen persönlich zu begrüßen. Und nichts überzeugt so stark von einem Arbeitgeber wie ein gutes Team. Das gelingt, wenn der Vorgesetzte die direkten Kollegen auf den Neuen und seine Rolle vorbereitet. So kommen Konkurrenzängste erst gar nicht auf und die Zusammenarbeit funktioniert vom ersten Tag an.
4. Nicht überfordern
Papier staubt ein und nicht nur deshalb macht eine Personal-Website für Mitarbeiter heute mehr Sinn als jedes Handbuch. Die normale Homepage vieler Unternehmen überfordert durch ihre Masse und zu wenig Übersicht. Eine spezielle Seite dagegen, etwa ähnlich einem Blog, spart Zeit. Neben Betriebsvereinbarungen und diversen Formularen können die Mitarbeiter hier beispielsweise auch Verhaltensregeln für soziale Netzwerke finden.
5. Software hilft
Vor allem während den ersten Wochen im Job erzählen neue Fachkräfte ihrem Umfeld viel von ihrem Arbeitgeber. Das ist die beste Zeit, um über das Netzwerk der eigenen Leute einen guten Eindruck in der Öffentlichkeit zu hinterlassen. Doch oft sind nötige Accounts nicht angelegt, der Empfang ist ratlos und der Arbeitsplatz ist noch mit den Utensilien des Vorgängers bestückt. Etwa mit einem webbasierten Lern-Management-System (LMS) kann eine Firma dagegen mit Struktur und Professionalität punkten: Damit lassen sich neben den Ausbildungsplänen und Terminen auch die Aufgaben aller Personen, die am Onboarding-Prozess beteiligt sind, mit generierten Erinnerungs- und Checklisten-Mails koordinieren. Von der IT, die Zugänge freischaltet, über den Vorgesetzten und das Facility-Management bis zum neuen Kollegen selbst.
6. Nicht alleine lassen
Was das Unternehmen alles kann, zeigt sich vielen Mitarbeitern erst spät, da sie wenig Kontakt zu anderen Abteilungen haben. Den Horizont beeindruckend weiten können Partner-Systeme. So einen 'Buddy' kann es zusätzlich online geben: Beispielsweise aus einem ganz anderen Bereich oder in der australischen Niederlassung. Der Austausch macht Lust auf mehr von der Firma.
7. Von Werten erzählen
Tatsächlich bekommen "Anfänger" noch das Firmenleitbild teilweise anonym und mit der Gehaltsabrechnung ausgehändigt. Wer will, dass Werte und Ziele gelebt werden, muss darüber am ersten Tag berichten. Gut kommt an, wenn das langjährige Mitarbeiter übernehmen. Etwa, indem sie von ihren Anfängen erzählen und wie sie in ihrer Entwicklung von Kollegen und Chefs unterstützt worden sind. (tö)