Broadliner im Zugzwang

"Bei 30% Preisunterschied haben wir ein Problem"

06.11.2009
"Schweinepreise" beim E-Tailer? Ingram Micro Vertriebs-Chef Marcus Adä will Händler mit Mehrwerten vom Einkauf in der Distribution überzeugen.
"Wir Distributoren sind in der Verantwortung, vernünftige Lösungen für unsere SMB-Partner zu finden." Marcus Adä, Vertriebs-Chef bei Ingram Micro Deutschland
"Wir Distributoren sind in der Verantwortung, vernünftige Lösungen für unsere SMB-Partner zu finden." Marcus Adä, Vertriebs-Chef bei Ingram Micro Deutschland

ChannelPartner sprach mit Ingram-Micro-Vertriebs-Chef Marcus Adä über Mehrwerte, die den Fachhandel vom Einkauf in der Distribution überzeugen sollen.

Vorwiegend kleine Händler und Systemhäuser haben große E-Tailer als alternative profitable Einkaufsquelle entdeckt. Sind diese Händler, die Zusatzdienstleistungen wie Finanzierungsangebote oder Projektpreise weniger benötigen, nicht mehr im Fokus der Distribution?
Marcus Adä: Man muss fairerweise sagen, dass dieser Markttrend existiert. Es gibt heute auf der einen Seite einen Vertriebskanal E-Tail, den es vor Jahren noch nicht gab, und es gibt auf der anderen Seite Händler, bei denen der Preis im Vordergrund steht. Mit beiden Gruppen muss sich ein Distributor auseinandersetzen. Aber auch vor dieser Szenerie bin ich davon überzeugt, dass die Distribution ein Zukunftsmodell ist. Wir haben einen Fokus auf den SMB-Handel. Dort müssen wir durch Mehrwerte überzeugen. Hier sprechen wir von Nachhaltigkeit und Serviceleistungen und nicht nur über den Preis.

Tausende von Fachhändlern benötigen aber für ihr Geschäftsmodell keine Services wie zum Beispiel Finanzierungsdienstleistungen oder Projektunterstützung. Sie brauchen einfach nur einen wettbewerbsfähigen Preis zum Überleben.
Adä: Ich glaube schon, dass wir insgesamt vernünftige, marktgerecht-aggressive Preise anbieten. Allerdings wird es immer irgendwo im Web einen günstigeren Preis geben. Wir haben das breiteste Produktsortiment, das bei Händlerbefragungen regelmäßig als Anforderung an die Distribution an erster Stelle steht. Händler haben Fragen zum Sortiment; dafür betreiben wir in Deutschland ein Callcenter mit 300 Vertriebsmitarbeitern. Bei einem E-Tailer kriegen sie all das nicht.

Das stimmt nicht ganz.
Adä: Ja, richtig, es gibt vor allem einen E-Tailer, der eine Mitarbeitergruppe speziell für Fachhandelsbetreuung aufgebaut hat. Werfen Sie aber dort einen Blick auf die Sortimentskombination, dann wird es schon schwierig. Auch das Thema Finanzierung wird heute im SMB-Markt immer mehr ein Thema. Und nicht zu vergessen der Lösungsgedanke, den wir unterstützen. Es ist heute wichtiger denn je, dass der Reseller das Thema Mehrwerte in Form eines Lösungsgedanken zu seinem Endkunden bringt. Wenn der Mehrwert eines Händlers nur darin besteht, dass er das billigste Internetprodukt einkauft, dann läuft etwas falsch, denn das kann der Endkunde auch.

Trotzdem müssen die Reseller in ihren Angeboten neben den Service- auch die Hardwarepreise dem Kunden offenlegen. Und genau gegenüber diesen Kunden besteht dann Erklärungsbedarf bezüglich eines Internetpreises.
Adä: Das ist genau der Punkt. Die Preisdiskrepanz darf nicht zu groß werden. Ein paar wenige Prozentpunkte sind nicht der Rede wert. Wenn der Unterschied aber bei 30 Prozent liegt, haben wir ein Problem. Das ist für uns auch nicht lösbar, denn die Margen für eine solche Preisanpassung haben wir nicht. Derartige Differenzen sind herstellergetrieben, und wir Distributoren sind mit in der Verantwortung, hier vernünftige Lösungen für unsere SMB-Partner zu finden.

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