Bei Datenbankinstallationen ist Consulting unverzichtbar

09.03.1998

MÜNCHEN: Eine Datenbank allein macht nicht glücklich. Erst in Verbindung mit dem entsprechenden Consulting-Know-how lassen sich unternehmensspezifische Lösungen realisieren. Wie diese Beratung beschaffen sein und zum Einsatz gelangen soll, schildert *Hubert Borgmeier, Leiter der Professional Services bei der Informix Deutschland GmbH.

Soll ein neues Datenbankkonzept eingeführt oder eine bestehende Struktur verändert werden, ist die firmeninterne IT-Abteilung mit dieser Aufgabe oft überfordert. Gleichzeitig kommen auf das beauftragte Systemhaus hohe Anforderungen zu.

Doch wer als Technologieanbieter langfristig im Sinne von Kundenzufriedenheit erfolgreich sein will, muß in der Lage sein, entsprechende Consultingdienste zu leisten. Oberstes Ziel ist es, Werkzeuge und Methoden zu entwickeln, die auf die individuellen Geschäftsprozesse der Kunden zugeschnitten sind. Im Bereich Datenbanken geht es dabei selbstverständlich auch um angrenzende Themenbereiche wie Datawarehousing, Datamining, Online Analytical Processing (OLAP), Webintegration und weitere strategische Applikationen.

Am Anfang einer jeden Neuimplementierung oder Umstellung von Datenbanksystemen steht die Analyse der bestehenden Umgebung. Während der anschließenden Einstiegsberatung erstellt der Consulter erste Richtlinien für das Datenbankkonzept. Dieses umfaßt Regeln für die Programmierung, weitere Realisierung, Tests und Einführung der Datenbank. Ein nächster Schritt ist das Design des Gesamtsystems. Hier ist Beratung beim Feinschliff des Datenmodells gefordert, ferner detaillierte Beschreibungen von Schnittstellen zu Hardware und Applikationen.

Systemadministration: Das Herz der Datenbank

Das A und O einer funktionierenden Datenbank ist die System-administration. Als hochgradig beratungsintensiv gelten hier Aufgaben wie die Überprüfung von Zugriffen oder die Kontrolle der Datenbankkonsistenz. Auch die ständige Beobachtung des Füllgrads der Datenbank sowie die Konzeption von Tabellen und Indizes erfordern erstmals die Dienste eines erfahrenen Consulters.

Klassischerweise gehören zum Beratungsrepertoire auch die Bereiche Vergabe von Zugriffsrechten sowie die logische Fragmentierung der Daten und deren Verteilung auf unterschiedliche Festspeichermedien. Hinzu kommen noch Entwürfe für Datensicherung und -archivierung. Letztendlich müssen Systemadministratoren in die Handhabung des gesamten Datenbankprogramms eingeführt werden, inklusive der korrekten Reaktion auf Alarmprozeduren sowie der Jobsteuerung bei Batch- und Wiederanlaufprozeduren.

Wenn es ernst wird ...

Sobald der Start der Datenbanksoftware im Echtzeitbetrieb abzusehen ist, gilt es, die Produktionsumgebung einzurichten. Dazu gehören der Aufbau von neuen sowie die Übernahme von bestehenden Daten. Ferner tauchen neue Fragen auf, die es zu beantworten gilt. Im Zuge der Systemüberwachung beim Kunden bieten sich erste Tuningoptionen an. Überhaupt zählen Tuning und Monitoring des Datenbanksystems zu den Schlüsselqualifikationen des Datenbankeinrichters. Denn dieses Know-how gewährleistet, daß kaum Engpässe oder Leistungseinbrüche während des Betriebes eintreten. Zum den gängigsten Tuningmaßnahmen bei Datenbanken zählen:

-Überprüfung und Anpassung von Konfigurationsparametern sowohl in der Hardware als auch in der Datenbanksoftware.

- Identifikation und Beseitigung von Engpässen in der Applikation.

- Physikalische Reorganisation der Daten im Plattensystem, um Engpässe bei den Datenzugriffen zu eliminieren.

- Umsetzung von statischen zu dynamischen ESQL/C- beziehungsweise ESQL/Cobol-Statements zur Optimierung der Performanz.

Das gesamte Beratungsportfolio runden schließlich folgende drei Dienstleistungen ab:

- Machbarkeitsanalysen und Funktionstests. Der Berater verifiziert hier, ob und wieweit die Kundenanforderungen umgesetzt werden können und erstellt dementsprechend die Prototypen. Diese spielen vor allem bei größeren Projekten eine bedeutende Rolle, wenn der Anwender vor umfangreichen Investionen steht.

- Integration. Für alle Applikationen werden die Schnittstellen angepaßt und einheitlich konzipiert. Sofern notwendig, kommt asynchrone Replikation zum Einsatz.

- Connectivity. Der Kunde erhält auch Unterstützung bei der Netzkonfiguration. Vor allem erweiterte Sicherheitsfunktionen und Leistungssteigerung im Datenbankumfeld stehen hier auf dem Wunschzettel. Falls nötig, wird diese neue Umgebung mittels Schnittstellen und Gateways an das Netzwerk angebunden.

- Projektmanagement und Projektleitung, falls dies vom Kunden gewünscht ist.

SAP R/3-Installationen erfordern spezielles Datenbank-Know-how

Besondere Consulting-Leistungen werden zudem bei SAP R/3-Implementierungen gewährt. Sie beinhalten die Übernahme des Datenbankschemas aber auch Tuningmaßnahmen. Und last, not least offerieren die entsprechend ausgebildeten Dienstleister noch eine Migration auf Fremddatenbanksysteme - unter Berücksichtigung der SAP-R/3-spezifischen Sicherungsstrategien.

Vorausgesetzt, der Consulter hat seine Hausaufgaben gemacht, also alle Vorbereitungen zum Einrichten der Datenbankanwendung sorgfältig getroffen, steht einer erfolgreichen Implementierung nichts mehr im Wege. Trotzdem erfüllen gerade 30 Prozent von Datawarehouse-Installationen die Erwartungen der Auftraggeber (siehe Grafik links unten). Hier besteht noch offensichtlich eine große Diskrepanz zwischen den Kundenwünschen und der Realität.

Wie man diese Enttäuschungen beim Auftraggeber gar nicht erst aufkommen läßt, beschreibt das nachfolgende Datawarehouse-Special.

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