Bei PC-Hersteller Olivetti haben jetzt die Banken das Sagen

02.02.1996
FRANKFURT/IVREA: In diesem Jahr entscheidet sich das Schicksal von Olivetti. Nach einem Milliardenverlust übergibt Carlo De Benedetti die Unternehmensmehrheit an die Kreditinstitute.Die deutsche Olivetti GmbH in Frankfurt konnte ihren Umsatz 1995 um knapp zwölf Prozent auf 385 Millionen Mark ausweiten. Das ist aber auch schon so ziemlich die einzige positive Nachricht, die der italienische Computer-Bauer derzeit vorzuweisen hat.

FRANKFURT/IVREA: In diesem Jahr entscheidet sich das Schicksal von Olivetti. Nach einem Milliardenverlust übergibt Carlo De Benedetti die Unternehmensmehrheit an die Kreditinstitute.Die deutsche Olivetti GmbH in Frankfurt konnte ihren Umsatz 1995 um knapp zwölf Prozent auf 385 Millionen Mark ausweiten. Das ist aber auch schon so ziemlich die einzige positive Nachricht, die der italienische Computer-Bauer derzeit vorzuweisen hat.

Die Ing. C. Olivetti & Co SpA in Ivrea steht mit dem Rücken zur Wand. Seit fünf Jahren schreiben die Italiener jetzt schon rote Zahlen. Allein 1995 mußte Olivetti einen Verlust von umgerechnet rund 1,4 Milliarden Mark ausweisen (1994: etwa 610 Millionen Mark Verlust). Der Wert der Aktie rutschte unter den Nennwert des Unternehmens. Wohl aufgrund dieser Entwicklung und des enormen Drucks, der auf ihm lastet, hat Olivetti-Chef Carlo De Benedetti die Konsequenzen gezogen, indem er den Anteil der Familienholding CIR SpA an Olivetti auf nur noch 15,2 Prozent zurücknahm. Jetzt haben die Banken bei Olivetti das Sagen und geben den Ton an.

De Benedetti hat im Moment auch noch ganz andere Sorgen. Aufgrund der Verwicklung in die Bankrott der alten Banco Ambrosiano hat ein Gericht die Beschlagnahme der Holding Carlo De Benedetti & V. SpA verfügt, die zu 99 Prozent dem italienischen Wirtschaftskapitän gehört. Zudem steht auch noch seine erstinstanzliche Verurteilung zu sechs Jahren und vier Monaten Haft im Raum sowie die Haftung für einen Gesamtbetrag von 90 Millionen Mark im Raum. Da das Gericht auch noch die Pfändung seines Gehalts von rund 900.000 Mark im Jahr verfügt hat, muß De Benedetti sich darüber hinaus vor allem darum kümmern, wie er das Geld für den täglichen Teller Spaghetti zusammenkratzt.

Die Zukunft von Olivetti hängt an einem seidenen Faden. Entscheidend wird sein, ob es den Italienern gelingt, die in roter Tinte ersaufende PC-Sparte zu sanieren.

Bereits im letzten Jahr hatte De Benedetti diesem Geschäftsbereich eine Galgenfrist bis Ende 1996 eingeräumt. Wenn bis dahin nicht der Turnaround geschafft ist, soll Schluß sein. Ob ein wie auch immer gearteter Schulterschluß mit der ebenfalls defizitären Bull-Tochter Zenith ein Rettungsanker sein könnte - entsprechende Gespräche finden statt -, erscheint mehr als fraglich. Zumindest dann, wenn diese Kooperation über eine gemeinsame Nutzung von Fertigungsressourcen hinausginge. Denn nach Adam Riese ergibt Minus plus Minus noch immer nicht Plus! Olivetti und Zenith wäre wie eine Verbindung zwischen einem Lahmen und einem Blinden, die an einem 3.000-Meter-Hindernislauf teilnehmen wollen.

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