Beim Bezahlen hört das Vertrauen auf

08.03.2000
Deutschlands Surfer trauen den Zahlungssystemen der Online-Shops nicht. Sie schenken ihr Vertrauen lieber der klassischen Überweisung nach Rechnungsstellung. Für die Marktforscher von Forit ist dies Grund genug, die Shop-Anbieter eindringlich zu warnen.

Bedenken in puncto Datensicherheit und bei der Bezahlung seien für Kunden noch immer der Hemmschuh beim Internet-Shopping, fanden die Marktforscher von Forit in ihrer aktuellen Studie heraus. Fast 40 Prozent der Surfer, die nicht online einkaufen, gaben diesen Punkt als Grund für ihre Verweigerung an. Im Gegenzug sind die Frankfurter Analysten der Überzeugung, dass die Kunden den gängigen Zahlungsmöglichkeiten wie beispielsweise der Überweisung nach Rechnungsstellung am stärksten vertrauen, da diese einen hohen Bekanntheitsgrad haben und das Risiko des Käufers auf ein Minimum reduzieren.

Warnung an Shop-Anbieter

Aufgrund der Antworten der insgesamt 200 befragten Internet-User mahnen die Marktforscher alle Anbieter, die mit entsprechenden virtuellen Zahlungssystemen arbeiten, zur Vorsicht: "Wir warnen davor, zu hohe Erwartungen in die Akzeptanz neuer Zahlungsformen zu haben." Die Warnung geht an verschiedene deutsche Anbieter, die in den letzten Monaten Initiativen gestartet haben, um durch den Einsatz neuer Zahlungsformen den Online-Einkauf attraktiver zu gestalten.

So stellten beispielsweise die Deutsche Bank und Yahoo eine Kreditkarte mit E-Cash-Funktion vor. Online-Shopper können diese Karte über ihr Konto "aufladen" und danach ihre Internet-Schnäppchen digital bezahlen. Dagegen bietet der Internet-Marktplatz von Atrada einen Treuhandservice an, bei dem der Rechnungsbetrag der Online-Einkäufe erst nach der Auslieferung der Waren an den Verkäufer weitergeleitet wird. Auch die Telekom hat sich etwas einfallen lassen, denn sie bietet seit April die Micropayment-Lösung "Click & Pay Net 900" an, die es dem User erlaubt, Internet-Inhalte wie Musik, Videos oder Spiele über die herkömmliche Telefonrechnung zu bezahlen. Allerdings ist für die Nutzung dieses Angebots die Installation einer kostenlosen Software auf dem eigenen Rechner notwendig.

Genau an diesen Punkten haken die Marktforscher ein: "Die neuen Zahlungsformen sind am Markt noch unbekannt, und nur wenige Anbieter unterstützen diese Systeme überhaupt. Ein immanenter Nachteil bleibt aber auch, dass sich der potentielle Kunde wieder an einen neuen Mechanismus gewöhnen und teilweise erst spezielle Software installieren muss. Der Online-Einkauf ist für die Masse der Surfer sowieso Neuland." Die Marktforscher werden noch drastischer: "Mit jeder Neuerung wird die Hemmschwelle für die Mehrheit der Internet-User noch größer."

Aber die Analysten wissen auch einen Ausweg aus diesem Dilemma: "Die Anbieter sollten auf jeden Fall die Möglichkeiten der bestehenden Zahlungsmechanismen ausschöpfen und optimieren, um dann in einem nächsten Schritt mit neuen Zahlungssystemen zu experimentieren." (mm)

www.forit.de

Zur Startseite