Benimm ist in - oder: Die Kunst, sich angemessen zu verhalten

02.06.1998

SCHWÄBISCH-GMÜND: Unangenehme Dinge passieren halt - einfach so und ohne Absicht. Und sie passieren allen Leuten. Irgendwann. Einen Fauxpas (auch sich selbst) zu verzeihen, fällt leichter, wenn man ansonsten weiß, wo es langgeht in Sachen professionelle Umgangsformen.

Einen Fauxpas einfach zu überspielen oder zu ignorieren - dazu gehört schon eine gehörige Portion Selbstbewußtsein oder schauspielerisches Talent. Damit es gar nicht soweit kommt und man sicher und souverän mit allen Themen eines stilvollen Miteinanders umgeht, gibt es einige Tips.

Oder doch nicht? Aber ja, denn in nur drei bis fünf Sekunden beurteilen wir eine Person und natürlich macht sich auch unser Gegenüber in dieser Zeit ein Bild von uns. Und was bleibt in dieser Zeitspanne auch anderes übrig, als den ersten Eindruck durch

- das Aussehen, zum Beispiel äußeres Erscheinungsbild, Kleidung, Frisur, Geruch, Accessoires (Aktenkoffer, Schreibgeräte), Sta-tussymbole (Auto unter anderem.)

- die Ausstrahlung/innere Haltung z.B. Selbstbewußtsein, Gelassenheit

- die Körpersprache

- die Sprache und Stimmlage entstehen zu lassen.

Wer also nur durch seine inneren Werte überzeugen will, braucht einen langen Atem und wird oft sogar Schiffbruch erleiden.

Viele Menschen machen sich keinen Begriff, wie sehr andere an unserem Äußeren ablesen können, wie wir uns selber einschätzen - welches Verhältnis und Gespür wir für Qualität und Professionalität haben. Deshalb sollten Sie folgende Tips in Sachen Kleiden mit Stil berücksichtigen.

- Kleidung und Accessoires generell so wählen, daß Sie sich wohl fühlen (was nicht heißen soll, daß Sie mit einem Jogginganzug zum nächsten Vorstellungsgespräch gehen!)

- die Aufmachung sollte typgerecht und altersgemäß sein

- die Garderobe ist gepflegt und vollständig

- eine Farb- und Stilberatung hilft bei Unsicherheiten und bewahrt vor Fehlkäufen.

Die starren Grußregeln von einst sind gottlob einer situativen Norm gewichen - doch Vorsicht: Bei vielen Gelegenheiten tritt das alte Rangordnungsschema wieder in Kraft. Für das Geschäfts- und Privatleben besonders interessant, Tips für das Bekanntmachen durch Dritte:

- ER wird IHR bekanntgemacht

- die Jüngeren den Älteren

- der/die Einzelne der Gruppe

- die rangniedere Person der ranghöheren

Und wenn Sie sich selbst bekannt machen müssen, am besten mit Guten Tag/Grüß Gott, ich bin ... - eine kleine Pause und eine deutliche Aussprache des eigenen Namen führen zu einem selbstbewußten Auftritt.

Wer gemeinsam ißt, befindet sich immer auf der Bühne. Angenehmes Verhalten bei Tisch ist auch immer noch eine der Eintrittskarten in die gute Gesellschaft. Oberste Grundsätze beim Essen sind Geräuschlosigkeit und Ästhetik, weiteres stilvolles Verhalten bei Tisch fängt bei der richtigen Sitzhaltung an.

- Anlaß für die Einladung und Gästeliste festlegen

- Bestandsaufnahme der "Requisiten" (Geschirr, Gläser, Schalen unter anderem) machen, eventuell neue Stücke kaufen oder leihen

- Menü festlegen (wenn Sie das Essen zubereiten lassen, genaue Angaben machen; wenn Sie selber Hand anlegen, Speisen wählen, die sich gut vorbereiten lassen)

- Schließlich sollen Sie sich als Gastgeber/in ja um das Wohl Ihrer Gäste und nicht nur um das Essen kümmern müssen

Und keine Angst, wenn nicht alles 100prozentig ist. Sicher sind uns die Gastgeber/innen am liebsten, denen auch einmal etwas daneben geht.

Bedenken Sie bei allen professionellen Umgangsformen und dem Bemühen um ein stilvolles Miteinander: Nobody's perfect - und das ist auch gut so!

Verkäuferinnen unterhalten sich weiter, wenn wir ein Geschäft betreten..., wir halten bepackten Leuten die Tür auf, ernten aber nicht mal einen Blick dafür ... - oft sind es nur kleine Gesten, die das Miteinander doch um so vieles leichter machen.

Mehr Einfühlungsvermögen ist gefragt, denn angemessenes Benehmen hängt von der jeweiligen Situation ab. Höflichkeit jedoch bedeutet Wertschätzung und erleichtert somit in jeder Situation die Kommunikation erheblich, denn:

- Takt ist der auf das Benehmen angewandte gute Geschmack, (Chamford)

- Stil ist richtiges Weglassen des Unwesentlichen (Anselm Feuerbach).

Susanne Helbach-Grosser

Die Autorin gründete 1993 das Institut Takt & Stil Beratungs-Service in Schwäbisch Gmünd.

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