Benq Mobile verschleierte massive Zahlungsprobleme

07.11.2006
Handy-Hersteller Benq Mobile hat Wochen vor Insolvenz bereits gewusst, dass er pleite gehen würde. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ)

Handy-Hersteller Benq Mobile hat Wochen vor Insolvenz bereits gewusst, dass er pleite gehen würde. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) schrieb Benq-Mobile-Finanzchef David Wand an den Vorstandsvorsitzenden Clemens Joos: "Wie haben null Budget mehr" - Datum 16. August. Insolvenz meldete der Handyanbieter aber erst am 28. September an.

Nach Angaben der SZ ermittelt die Münchener Staatsanwaltschaft gegen Benq Mobile wegen des Verdachts der verspäteten Insolvenzantragstellung und diverser Bankrottdelikte. Zudem habe die Staatsanwaltschaft den Insolvenzverwalter Martin Prager kontaktiert.

In den sechs Wochen zwischen interner Bankrotterklärung und dem offiziellen Ende geschah offiziell Folgendes: Am 24. August erklärte Benq-Chef Kuen-Yao Lee, Benq Mobile sei eine "wichtige Säule unseres Unternehmens". Zugleich erklärte Mobile-Chef Clemens Joos, das Unternehmen gehe "optimistisch ins Weihnachtsgeschäft". Mittels der "Focus & Simplify"-Agenda "werden wir die zuletzt positive Entwicklung bei uns stabilisieren und von der dynamischen Entwicklung im Handymarkt profitieren".

Am 18. September erklärte Benq Mobile, es werde auf die Cebit 2007 verzichten und stattdessen auf die nächste IFA gehen. "Mit seinem neuen Produktportfolio setzt BenQ Mobile verstärkt auf Lifestyle-, Design- und Mobile-Internet-Produkte", warb Jerry Wang, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von BenQ Corporation, für diese Kehrtwende.

Am 28. September zeigten sich die Benq-Manager angesichts der Insolvenz "überrascht" und "schockiert".

Hausintern aber, so die SZ, war bekannt, dass die Handy-Sparte in Deutschland bereits im ersten Halbjahr alles Geld aufgebraucht hatte, das von dem taiwanischen Mutterkonzern für das Gesamtjahr zur Verfügung gestellt worden war. Der Konzern habe intern klar gemacht, dass die Vorgaben nicht mehr verhandelbar seien. "Das Aus war damit besiegelt", zitiert die SZ einen ehemaligen Manager.

Auch die Ende August öffentlich angekündigte Finanzspritze von 400 Millionen Dollar aus Taiwan habe es nicht. gegeben. Finanzchef David Wand schrieb: "In den Nachrichten heißt es, Benq habe uns 400 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt. Das ist nicht wahr." Die Zentrale in Taiwan habe lediglich die rechtlichen Voraussetzungen für solche Zahlungen geschaffen. Ob sie jemals fließen würden, war unklar. (wl)

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