Beschaffung im Web: Idee prima, Ausführung mangelhaft

29.03.2001
Immer mehr PC-Hersteller bauen ausgefeilte E-Procurement-Strukturen auf. Der Handelspartner, aber auch dessen Mittelstandskunden sollen Nutznießer dieser zeitsparenden und vor allem kostenreduzierenden Beschaffungsmethode sein.

Aus Unternehmenssicht verfügt der Einsatz des Internet beim E-Procurement (Einkauf und Beschaffung) über ein viel größeres Potenzial als Geschäfte mit Privatkunden (B2C), da das Transaktionsvolumen im B2B-Bereich deutlich höher ist. Ein weiterer Vorteil: Jede Mark, die durch die Reorganisation im Einkaufsbereich eingespart wird, erhöht direkt den Gewinn des Unternehmens. Zu diesem Schluss kommt die Frankfurter Consulting Partner Group in ihrer E-Reality-2000-Studie. Dazu wurden 1.308 Entscheidungsträger in Unternehmen der verschiedensten Branchen in persönlichen Interviews befragt.

Erstaunlich ist aber, dass die Entscheider in den Unternehmen sehr wohl die finanziellen Vorteile von E-Procurement anerkennen, aber erst gut ein Drittel (37,6 Prozent) diese Einkaufs- und Beschaffungsmöglichkeit bereits nutzt. Bis Mitte 2001 wollen weitere 22,4 Prozent der Befragten E-Procurement nutzen, also insgesamt 60 Prozent. Dem stehen 37,2 Prozent Totalverweigerer gegenüber, die keine Einführungsplänge für das kommende Jahr haben. Der Rest (2,8 Prozent) wollte keine Angaben machen.

Am häufigsten wird E-Procurement in Branchen eingesetzt, die über stark informationslastige Produkte verfügen. Dazu gehören beispielsweise Banken (63 Prozent) oder Unternehmen im Bereich Telekommunikation und Medien (60,7 Prozent). Einen deutlich geringeren Nutzungsgrad findet man bei den Herstellern physikalischer Produkte, wie etwa das gesamte Produzierende Gewerbe (35,2 Prozent) und Nahrungsmittelhersteller (25 Prozent), aber auch bei Versicherungen (21,7 Prozent). Letztgenannte haben von allen befragten Branchen zusätzlich das mit Abstand geringste Interesse daran, diesen Internet-losen Zustand zu ändern. 56,6 Prozent weigern sich, in absehbarer Zeit E-Procurement einzusetzen.

Im Gegensatz dazu bekunden die Chemie- und Pharma-Unternehmen mit 57,2 Prozent den stärks-ten Aufholbedarf innerhalb der nächsten zwölf Monate. In den Augen der Analysten ist das besonders interessant, da sich gerade diese Branche in den vergangenen Jahren durch die totale Verweigerung ausgezeichnet hat. Die Consulting Partner Group vermutet, dass diese Unternehmen meist erst in den zurückliegenden Jahren ERP-Systeme eingeführt haben und demnach wenig Lust auf ein abermaliges Prozess-Design und eine EDV-Implementierung verspüren.

Grundsätzlich gilt aber nach Ansicht der Analysten: Je länger die Firmen eine eigene Internet-Strategie verfolgen - und zwar erfolgreich -, desto mehr nutzen bereits E-Procurement (55,9 Prozent) oder wollen es in diesem Jahr noch implementieren (23,5 Prozent). Ein weiteres Entscheidungskriterium ist auch die eigene Kundenanbindung über das Internet. 58,2 Prozent der Unternehmen mit Online-Bestellmöglichkeit nutzen auch E-Procurement. Das ist nur bei 38,2 Unternehmen ohne Online-Verkauf der Fall. Gleichzeitig führt die Nutzung von E-Procurement zu einer stärkeren Ausschaltung von Zwischenhandelsstufen (66 Prozent). Daraus folgern die Analys-ten: Der Druck zur Implementierung des Internets in der Be- schaffung nimmt umso stärker zu, je mehr Unternehmen im E-Commerce die Möglichkeit sehen, zu einer größeren Anzahl von Unternehmen Beziehungen unterhalten zu können (66 Prozent), je stärker sich die Durchlaufzeit zwischen der Bestellung und der Auslieferung eines Produktes verkürzen (58,2 Prozent) und je mehr sich der internationale Wettbewerb intensivieren wird (79,8 Prozent). Nur 18,1 Prozent der Unternehmen sehen als ausschlaggebenden Entscheidungsgrund für E-Procurement die Chance, die operativen Kosten beim Einkauf zu reduzieren. Günstigere Einkaufskonditionen erhoffen sich rund 41 Prozent der Entscheidungsträger aber dennoch. 54,3 Prozent erwarten niedrigere Lagerhaltungskosten, und sogar 61,6 Prozent denken, dass sich der Verwaltungsaufwand spür- bar verringern wird. Und das alles spart ja auch massiv Geld.

ComputerPartner-Meinung:

Diese Umfrage zeigt deutlich die Wünsche, aber auch Ängste der deutschen Unternehmer. Das ist der ideale Ansatzpunkt für IT-Fachhändler mit E-Procurement-Erfahrung, sich als kompetenter Fach- mann und Partner darzustellen. (go)

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