Bewerben ab 40: Schinderei mit Chancen

17.07.2006
Von Michael Schweizer

Wie bei anderen Wirtschaftsdaten gibt es eine Besserung auf niedrigem Niveau: Ende 2004 kamen auf 100 gemeldete IT-Arbeitslose elf freie Stellen, Ende 2005 waren es 13. Ende 2000, in der Spätphase des Booms, konnten sich 100 arbeitslose IT-Fachleute für 166 freie Stellen interessieren!

Was erfolgreiche Bewerber richtig gemacht haben

Für Patentrezepte ist die Lage zu schlecht. Wenn alle Bewerber alles richtig machen, bleiben trotzdem viele arbeitslos. Aber ein paar Muster kristallisieren sich doch heraus, denen erfolgreiche ältere Stellensuchende gefolgt sind.

Erkenne dich selbst. "Wenn man gerade seinen Job verloren hat, neigt man dazu, zu meinen, man habe 13 Jahre seines Lebens der falschen Firma geschenkt, dort nichts dazugelernt. Aber das stimmt nicht", sagt Frank Müller (43). Der Diplomphysiker hatte für einen bekannten TK-Anlagenhersteller erst Software entwickelt und war dann auf die Business-Seite gewechselt, weil ihm dieser Arbeitsplatz sicherer schien. Als sich das als Irrtum erwiesen hatte, zog er Bilanz: Was kann ich, was will ich, wen kenne ich? Wenn man sich das gründlich überlegt, braucht es Wochen oder Monate.

Robert Kluge profitierte von einer Outplacement-Beratung.
Robert Kluge profitierte von einer Outplacement-Beratung.

Lassen Sie sich coachen. Müller war bei seiner Selbstfindung nicht alleine, sondern belegte ein sechswöchiges Coaching unter anderem bei der Ludwigsburger Unternehmensberaterin Hannelore Bostick. Er lernte, dass Bewerben ein Vollzeitjob ist, und konnte schließlich sogar ein Angebot ablehnen, weil sich bereits eine zweite Möglichkeit abzeichnete, die ihm besser zusagte. Coaching braucht nicht jeder. Aber viele finden es hilfreich, in der Krise jemanden zu haben, der vorbehaltslos und kritisch auf ihrer Seite steht. Ein guter Coach begegnet seinem Schützling mit einer Objektivität, die im Interessen- und Gefühlsdurcheinander des sonstigen täglichen Lebens nur selten erreichbar ist.

Coaching geht manchmal in Personalvermittlung über. Robert Kluge (43) war bereit, bei seinem früheren Arbeitgeber zu kündigen, weil der ihm ein Outplacement angeboten hatte. Der SAP-Spezialist suchte sich eine entsprechende Personalberatung, erfuhr neben intensivem Bewerbungstraining viel über die aktuelle Nachfrage einstellender Unternehmen und fand seinen neuen Job als Senior Consultant für Finanzwesen und Controlling bei Entory.

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